Mit Augenbinden und in Handschellen, begleitet von schwer bewaffneten Polizisten, wird Ertan Y.* (36) nach dem Schuldspruch in Basel abgeführt. «Sie sind eine Gefahr für die Öffentlichkeit», sagte der Richter dem Angeklagten ins Gesicht und nannte ihn und seine Taten «widerwärtig».
Der Basler Ex-Hells-Angel mit türkischen Wurzeln wurde am Donnerstag vom Basler Strafgericht zu 12 Jahren und 10 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Mehrfache Vergewaltigung, teilweise versuchte sexuelle Handlungen mit einem Kind, mehrfache Pornografie, Anstiftung zur Urkundenfälschung, illegaler Waffenbesitz, bandenmässige Geldwäscherei.
Das Urteil des Strafgerichts Basel ist noch nicht rechtskräftig. Ausserdem hat der Anwalt von Ertan Y. noch im Gerichtssaal Berufung angemeldet.
Geld für missbrauchtes Mädchen
Die (nicht vollständige) Liste der Straftaten zeigt: Ertan Y. ist ein Schwerverbrecher. Er wird nach seiner Haftstrafe des Landes verwiesen. Und: Er muss dem Mädchen, das er missbraucht haben soll, eine Genugtuung in Höhe von 12'000 Franken bezahlen.
Das Geld für das Opfer nimmt das Gericht aus beschlagnahmten Bargeld in der Höhe von rund 320'000 Franken. Dabei sollte ein Teil eigentlich an Murat Yakin (49), aktuell Nationaltrainer der Schweizer Fussballnationalmannschaft, gehen.
Wie kommt das? Yakin kam im Zusammenhang mit dem Prozess gegen Ex-Hells-Angel Ertan Y. ins Spiel, weil der Anwalt des Nati-Trainers während der öffentlichen Gerichtsverhandlung auftrat und Uhren zurückverlangte, die sein Mandant Ertan Y. zum Weiterverkauf gegeben hat. Da bereits zwei der Uhren vertickt wurden, bot der Anwalt von Ertan Y. Yakins Anwalt den Gegenwert von 151'000 Franken an.
Yakin: Habe Kollektion selber erstanden
Retour bekommt Yakin aber drei bei Ertan Y. beschlagnahmte Uhren: eine Rolex DayDate, eine Breitling und vor allem eine Uhr von Carl F. Bucherer.
Die Luxusmarke Bucherer, mittlerweile an Rolex verkauft, ist regelmässigen TV-Zuschauern von Nati-Spielen vertraut. Sie war Nati-Sponsor und wurde entsprechend vor und während Länderspielen aufgeführt. Auch mit Trainer Murat Yakin pflegte Bucherer eine langjährige Partnerschaft. Als Markenbotschafter trug er die Uhr der Luxusmarke bei öffentlichen Auftritten. Es gibt unzählige Fotos von Yakin mit einem Bucherer-Produkt: an Medienkonferenzen, an Fussballspielen, im Training, bei Fotoshootings.
Nun tauchte eine Bucherer-Uhr von Yakin also im Prozess gegen den kriminellen Ertan Y. wieder auf. Der Schweizerische Fussballverband (SFV) betont, die beschlagnahmte Uhr könne nicht aus der Zeit der Nati-Partnerschaft stammen. Yakin ist seit August 2021 Nati-Trainer, Ertan Y. wurde kurz zuvor, Mitte Juni 2021, verhaftet.
Auf Nachfrage von Blick lässt Murat Yakin via SFV ausrichten, er sei seit 2020 nicht mehr Markenbotschafter der Firma Bucherer. Zudem habe er die Kollektion selber erstanden, die Markenbotschafter zu vergünstigen Konditionen erhalten würden. Markenbotschaftern sei es zudem erlaubt, Uhren zu veräussern. Dies habe bei Yakin aber keine Rolle gespielt, da er – wie erwähnt – selber eine Kollektion erstanden habe, so die schriftliche Antwort des Verbandes.
Und was sagt Carl F. Bucherer zur Angelegenheit? «Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass wir zu dieser Anfrage keinen Kommentar abgeben.»
*Name geändert