SNB-Direktoriumsmitglied Fritz Zurbrügg sprach mit dem «Corriere del Ticino». Thema: Frankenstärke, Aktivismus am Markt, Lage der Schweizer Volkswirtschaft. Tenor: Viel Unsicherheit.
Den Franken hält er weiterhin für «hoch» bewertet. Es gebe zwar keinen einzelnen Gleichgewichtswert, da es verschiedene Modelle für die Definition eines solchen Wertes gebe und verschiedene Faktoren, die bei der Bestimmung des Wechselkurses ins Spiel kämen. Insgesamt aber sei die Lage klar: Der Franken ist ein Muskelprotz.
Immerhin: Zuletzt hat die Währung an Kraft verloren. Und Zurbrügg meint, das sei zu begrüssen. Die Abschwächung sei auf die sich verbessernden globalen Wirtschaftsaussichten zurückzuführen, die die Nachfrage nach sicheren Anlagen wie dem Franken an den Finanzmärkten reduziert hätten. «Dabei hilft uns auch das Vertrauen in der Eurozone, das sich dank der beschlossenen Konjunkturprogramme verbessert hat.»
Folgen von Corona
Die «starke Erholung» der letzten sechs Monate sei aber noch nicht abgeschlossen, so Zurbrügg weiter. Das Niveau des Bruttoinlandsprodukts (BIP) sei in den meisten Industrieländern noch nicht auf dem Vorkrisenniveau. «Wir erwarten, dass dieses Niveau in der Schweiz erst in der zweiten Jahreshälfte erreicht wird.»
Darüber hinaus seien die Auswirkungen der Krise je nach Sektor sehr unterschiedlich. Während sich das verarbeitende Gewerbe und der Gross- und Detailhandel schnell erholt habe, hinkten andere Sektoren, insbesondere der Dienstleistungssektor, hinterher.
«Aus unserer Sicht besteht ein sehr hohes Mass an Unsicherheit», so der SNB-Direktor weiter. Es gebe verschiedene Faktoren, die man nicht einfach vorhersagen könne. Auch wenn es Fortschritte bei der Impfung gebe, könnten etwa neue Varianten des Virus auftreten.
Aktive SNB
Die hohen Interventionen der SNB am Devisenmarkt zur Schwächung des Frankens seien «auf keinen Fall» übertrieben gewesen, betonte Zurbrügg weiter. «Die Nationalbank betreibt eine Geldpolitik nicht allein im Interesse der Exportindustrie, sondern im allgemeinen Interesse des Landes, da sie den Auftrag hat, die Preise zu stabilisieren und die Wirtschaft zu stützen.»
Zurbrügg gibt sich im Interview «überzeugt, dass unsere expansive Geldpolitik weiterhin angemessen ist». Die Idee, dass die SNB am Devisenmarkt interveniere, um den Exportsektor zu unterstützen, sei ausserdem «völlig falsch». Die SNB interveniere, indem sie eines der bestehenden geldpolitischen Instrumente einsetze, um ihren Auftrag zu erfüllen.
Die Meinung vertrat Zurbrügg bereits im Blick-Interview vor wenigen Wochen. Darin äusserte er sich auch zu den Immobilienpreisen, den Negativzinsen und was die Corona-Krise für ihn ganz privat bedeutete. (SDA/ise)
Fritz Zurbrügg (61) ist die Nummer zwei hinter Thomas Jordan (58) bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Der Vizepräsident ist seit 2015 der Risiko- und Bargeldmanager der SNB. Er leitet das II. Departement (Finanzstabilität, Bargeld, Finanzen und Risiken) in Bern. Im Direktorium sitzt er seit 2012. Er gilt als «Multitalent» Nationalbank. Der gebürtige Zürcher ist unter anderem im Iran und in Italien aufgewachsen. Er spricht mehrere Sprachen fliessend. Zurbrügg ist verheiratet und Vater von drei Söhnen.
Fritz Zurbrügg (61) ist die Nummer zwei hinter Thomas Jordan (58) bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Der Vizepräsident ist seit 2015 der Risiko- und Bargeldmanager der SNB. Er leitet das II. Departement (Finanzstabilität, Bargeld, Finanzen und Risiken) in Bern. Im Direktorium sitzt er seit 2012. Er gilt als «Multitalent» Nationalbank. Der gebürtige Zürcher ist unter anderem im Iran und in Italien aufgewachsen. Er spricht mehrere Sprachen fliessend. Zurbrügg ist verheiratet und Vater von drei Söhnen.