Rechnerisch 460'000 Franken pro Kopf!
Private Vermögen sind doppelt so hoch wie vor 20 Jahren

Die privaten Vermögen in der Schweiz vermehren sich im grossen Stil. Seit dem Jahr 2000 hat sich das Finanz- und Immobilienvermögen laut der Schweizerischen Nationalbank (SNB) mit über 4 Billionen Franken mehr als verdoppelt. Verteilt sind sie aber immer ungleicher.
Publiziert: 31.05.2021 um 12:12 Uhr
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Aktualisiert: 31.05.2021 um 18:53 Uhr
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Das private Reinvermögen der Schweizerinnen und Schweizer beträgt laut einer Auswertung der Nationalbank SNB insgesamt 4129 Milliarden Franken. Es hat sich innert 20 Jahren mehr als verdoppelt.
Foto: Keystone

Das von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ermittelte private Reinvermögen der Schweizerinnen und Schweizer wird auf insgesamt 4129 Milliarden Franken geschätzt und umfasst alle Vermögenswerte inklusive Aktien, Immobilien und Pensionskassengelder. Ausgeklammert werden Wertsachen wie Schmuck und Kunstobjekte. Rechnerisch resultiert damit per Ende 2019 ein Vermögen pro Kopf von rund 460'000 Franken.

Damit setzt sich die Schweiz im Vergleich mit anderen Ländern wie Deutschland und Frankreich an die Spitze. «In den Nachbarländern liegt das Reinvermögen pro Kopf rund zwei- bis dreimal tiefer», heisst es dazu im Themenbericht der SNB.

Betongold als Fundament vom Reichtum

Zum Vermögenszuwachs beigetragen haben laut SNB vor allem die steigenden Immobilienpreise. Im Vergleich zu vor zwei Jahrzehnten erhöhte sich nämlich der Anteil von Immobilien an den Aktiva markant: Machten sie im Jahr 2000 noch 38 Prozent der Vermögen aus, so waren es Ende 2020 bereits rund 44 Prozent oder 942 Milliarden Franken. Das sogenannte Betongold bildete somit das eigentliche Fundament des hiesigen Vemögenswachstums.

Diese Entwicklung hat aber auch Folgen auf die Verschuldung der Bevölkerung. So ist dem SNB-Bericht zu entnehmen, dass die Verpflichtungen etwa in Form von Hypotheken im Verhältnis zur Grösse der Bevölkerung über den betrachteten Zeitraum «regelmässig zugenommen» haben. In den Nachbarländern hätten diese stagniert bzw. in Deutschland sogar abgenommen.

Vermögen immer ungleicher verteilt

Aussagen über die Verteilung der Reichtümer lassen die Zahlen laut der SNB aber explizit nicht zu. Da die Analyse auf gesamtwirtschaftlichen Daten basiere, liefere sie keine Informationen zu den Vermögensverhältnissen einzelner Haushalte oder zur Vermögensverteilung, so die Autoren. Etwas ältere Daten aus dem Steuerjahr 2017 der Eidgenössische Steuerverwaltung (ESTV), die im November 2020 veröffentlicht wurden, legen indes nahe, dass die Vermögen immer ungleicher verteilt sind.

So vereinten bereits 2017 gerade mal gut 17'000 Privatpersonen insgesamt über 645 Milliarden Franken oder knapp ein Drittel des gesamten Vermögens auf sich. Die reichsten fünf Prozent halten ein weiteres Drittel des gesamten Reichtums im Land. Zu erwähnen ist auch, dass der Anteil der Vermögenslosen im selben Zeitraum von 28 Prozent der Bevölkerung auf 23 Prozent gesunken ist.

Ersparnisse aufgebraucht

Die ESTV hat zudem im Jahr 2019 Steuerdaten von 2003 bis 2015 ausgewertet. Bereits damals kam die Behörde zum Schluss, dass die Reichtümer immer ungleicher verteilt sind. Gemäss den Berechnungen hatte das reichste Prozent der Bevölkerung sein Vermögen von 2003 bis 2015 um fast 43 Prozent gesteigert. Die unteren 75 Prozent dagegen konnten ihre Vermögen nur um 18,6 Prozent vermehren.

Die Corona-Pandemie dürfte diesen Trend noch verschärfen, prognostiziert Florian Scheuer, Professor für Institutionen-Ökonomie an der Uni Zürich. «Wir wissen aus Studien, dass die Pandemie nicht nur die Einkommensungleichheit verstärkt hat, sondern auch die Vermögensverteilung.» So hätten etwa die Superreichen aufgrund der schnellen Erholung der Börsen ihre Vermögen sehr gut durch die Krise gebracht.

Aber auch weniger gut betuchte hätten wohl im Gegensatz zu den Einkommensschwächsten eher etwas mehr zur Seite legen können. «Dies liegt auch daran, dass die Massnahmen zur Viruskontrolle vor allem die kontaktintensiven Branchen wie den Gastro- und Tourismussektor trafen», sagt Scheuer auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Dort seien tiefe Löhne und instabile Arbeitsverhältnisse vorherrschend.

«Haushalte mit hohen Einkommen haben aber oft problemlos ihre Arbeit ins Homeoffice verlagern können und wenn überhaupt nur geringe Einkommensausfälle zu beklagen gehabt.» So hätten vor allem Besserverdienende bei den Konsumausgaben wie etwa Restaurantbesuche sparen können: «Einkommensschwache Personen hingegen mussten ihre Ersparnisse anzapfen oder sich sogar verschulden», so Scheuer. Diese Effekte dürften dazu beitragen, dass die Pandemie die steigende Vermögensungleichheit zusätzlich befeuert. (SDA)

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