Darum gehts
- Ultra Fast Fashion wird zum Problem für Mensch und Umwelt
- Qualität der gesammelten Altkleider sinkt, Recycling wird schwieriger
- Shein machte 2023 in der Schweiz 220 Millionen Franken Umsatz
Tausende neue Artikel – pro Tag! Ultra Fast Fashion, wie sie der asiatische Onlineriese Shein oder der britische Händler Boohoo verkaufen, wird zunehmend zum Problem für Mensch und Umwelt. Das Beratungsunternehmen Carpathia hat ausgerechnet, dass Shein in der Schweiz bereits auf einen Jahresumsatz von 220 Millionen Franken kommt – Tendenz steigend. Der Konsum der Billigklamotten ist alles andere als nachhaltig. Doch auch wenn diese Kleidungsstücke in der Textilsammelstelle abgegeben werden, landen diese meist in der Verbrennung. Greenpeace spricht darum von Wegwerf-Kleidung.
«Die Qualität des Sammelguts hat sich in den letzten 18 Monaten deutlich verschlechtert», warnt Sascha Sardella (45), Betriebsleiter der Sammelstelle Tell-Tex. Jährlich werden in der Schweiz bis zu 65'000 Tonnen Altkleider entsorgt, rund 20'000 davon in den Tell-Tex-Containern. Der Anteil, der wiederverwendet wird, bleibt mit bis zu 65 Prozent stabil. Doch weil die Qualität sinkt, zahlen Abnehmer wie Sortierwerke im Ausland immer weniger für die abgetragene Kleidung.
«Leider sind die meisten Fast-Fashion- oder Ultra-Fast-Fashion-Textilien unbrauchbar. Für Putzlappen eignet sich das Material nicht wegen der Saugfähigkeit», so Sardella. Denn Mischstoffe – wie Baumwolle, die mit Elastan oder Polyester vermischt ist – lassen sich kaum rezyklieren. Zudem sei bei Produkten von Shein oft unklar, welche chemischen Stoffe diese enthalten. Oftmals werden die Artikel daher fachgerecht verbrannt.
Seit den 2000er sind Marken wie Zara, H&M oder Chicorée mit günstigerer Mode und laufend wechselnden Kollektionen nicht mehr vom Schweizer Kleidermarkt wegzudenken. Als Erfinderin sogenannter Fast Fashion gilt die spanische Zara-Mutter Inditex.
Mit neuen Mode-Playern wie Shein oder Boohoo, die ihre noch günstigeren Klamotten fast ausschliesslich online oder via Social-Media-Apps verkaufen, taucht erstmals der Begriff Ultra Fast Fashion auf. Dabei orientieren sich die Produzenten an aktuellen Trends in sozialen Medien. Die Kollektions- und Produktionszyklen sind nochmals kürzer als bei Fast Fashion.
«Wir haben ein sehr breites Sortiment – aber es ist sehr flach», bestätigt eine Shein-Sprecherin. Für die meisten Designs produziert der Konzern 100 bis 200 Kleidungsstücke. Mithilfe von digitalen Technologien wird die Reaktion der Kundinnen in Echtzeit beobachtet. Kommt das Kleidungsstück gut an, wird nachproduziert.
Unglaubliche 6000 Artikel soll Shein so täglich auf den Markt bringen – also über 2 Millionen Artikel pro Jahr! Shein schweigt zu Zahlen. Zum Vergleich: Zara bringt «nur» gut 20'000 Artikel pro Jahr heraus, bei H&M sind es nochmals weniger.
Sowohl bei Fast als auch bei Ultra Fast Fashion kommen bei der Herstellung sogenannte Mischstoffe zum Einsatz. Dabei werden Naturfasern wie Baumwolle mit synthetischen Fasern wie Polyester oder Elasthan vermischt. Das Problem: Synthetische Kunstfasern sind alles andere als nachhaltig, da sie aus Kohle, Erdöl oder Erdgas hergestellt werden. Zudem lassen sie sich nur schwer bis gar nicht rezyklieren.
Da bei Ultra Fast Fashion vermehrt Billig-Mischstoffe zum Einsatz kommen, leidet die Qualität nochmals. Die Kleidungsstücke halten oft weniger lang, fusseln schneller oder leiern nach wenigen Waschgängen aus. Über deren Umweltverträglichkeit braucht man gar nicht erst reden.
Seit den 2000er sind Marken wie Zara, H&M oder Chicorée mit günstigerer Mode und laufend wechselnden Kollektionen nicht mehr vom Schweizer Kleidermarkt wegzudenken. Als Erfinderin sogenannter Fast Fashion gilt die spanische Zara-Mutter Inditex.
Mit neuen Mode-Playern wie Shein oder Boohoo, die ihre noch günstigeren Klamotten fast ausschliesslich online oder via Social-Media-Apps verkaufen, taucht erstmals der Begriff Ultra Fast Fashion auf. Dabei orientieren sich die Produzenten an aktuellen Trends in sozialen Medien. Die Kollektions- und Produktionszyklen sind nochmals kürzer als bei Fast Fashion.
«Wir haben ein sehr breites Sortiment – aber es ist sehr flach», bestätigt eine Shein-Sprecherin. Für die meisten Designs produziert der Konzern 100 bis 200 Kleidungsstücke. Mithilfe von digitalen Technologien wird die Reaktion der Kundinnen in Echtzeit beobachtet. Kommt das Kleidungsstück gut an, wird nachproduziert.
Unglaubliche 6000 Artikel soll Shein so täglich auf den Markt bringen – also über 2 Millionen Artikel pro Jahr! Shein schweigt zu Zahlen. Zum Vergleich: Zara bringt «nur» gut 20'000 Artikel pro Jahr heraus, bei H&M sind es nochmals weniger.
Sowohl bei Fast als auch bei Ultra Fast Fashion kommen bei der Herstellung sogenannte Mischstoffe zum Einsatz. Dabei werden Naturfasern wie Baumwolle mit synthetischen Fasern wie Polyester oder Elasthan vermischt. Das Problem: Synthetische Kunstfasern sind alles andere als nachhaltig, da sie aus Kohle, Erdöl oder Erdgas hergestellt werden. Zudem lassen sie sich nur schwer bis gar nicht rezyklieren.
Da bei Ultra Fast Fashion vermehrt Billig-Mischstoffe zum Einsatz kommen, leidet die Qualität nochmals. Die Kleidungsstücke halten oft weniger lang, fusseln schneller oder leiern nach wenigen Waschgängen aus. Über deren Umweltverträglichkeit braucht man gar nicht erst reden.
Dabei finanzieren sich die Sammelstellen und Sortierwerke über einen kleinen Teil der gesammelten Ware, die besonders qualitativ ist. Doch jener Anteil auf dem Markt ist von 5 auf noch 2 Prozent gesunken. «Wir finanzieren uns über den Verkauf dieser Textilien. Wenn die Preise weiter zusammenkrachen, können wir das nicht mehr stemmen», erklärt Sardella.
Das Sortierwerk Soex aus Deutschland, das Ende 2024 Konkurs anmelden musste, verdeutlicht die Problematik. 230 Angestellte haben ihren Job verloren. «Es wird sicherlich noch weitere erwischen – es sind Brandbriefe in ganz Europa unterwegs», weiss Sardella.
Um Kosten zu sparen, versucht Tell-Tex mit den Gemeinden, neue Tarife auszuhandeln. Doch nicht alle zeigen Verständnis. In einzelnen Ortschaften wird die Firma nach Ablauf des laufenden Vertrags deshalb keine Kleider mehr sammeln.
Weniger Kleider für Bedürftige
Auch die Sammelstelle Texaid bestätigt, dass sich Ultra-Fast-Fashion-Stücke nicht oder nur eingeschränkt zur Wiederverwendung eignen. «Besser wäre es, wenn bereits beim Design an die Rezyklierbarkeit gedacht wird. Denn mit dem Fast-Fashion-Trend beobachten wir einen stetigen Rückgang der Qualität der Textilien», so Texaid.
Für die kantonalen Caritas-Organisationen, die Altkleider für Bedürftige sammeln, bringt die abnehmende Qualität ebenfalls Konsequenzen mit sich. «Das ist ein Problem für uns, da wir weniger an bedürftige Personen weitergeben können und mehr entsorgen müssen», heisst es bei der Medienstelle auf Anfrage.
Laut der Kleidermarke Rework leiden unter der Minderqualität des Sammelguts auch die Abnehmerländer im globalen Süden. Rework ist im Upcycling tätig, näht also aus Altkleidern neue Klamotten und verkauft diese online oder in den eigenen Läden. Die Kleidungsstücke werden direkt in einem Altkleidersortierwerk in Indien genäht – das Sammelgut stammt vorwiegend aus Amerika. «Billigst-Bekleidung aus Asien verwenden wir nicht für das Upcycling. Das wäre nicht sinnvoll, wenn es um Langlebigkeit gehen soll», erklärt Co-Gründer Kaspar Schlaeppi (55).
Recyclingabgabe als Lösung
Was soll also mit den Unmengen an abgetragenen Billigklamotten passieren? Der Verein Fabric Loop fordert eine Recycling-Abgabe auf Kleidungsstücke – wie das bei Elektronik-Artikeln bereits üblich ist. So soll das Recycling finanziert werden. Bis Ende Jahr arbeitet der Verein, zu dem bekannte Marken wie Calida oder Mammut zählen, an der Ausarbeitung des Vorschlags. «Wir werden uns dabei unter anderem an der EU orientieren. Pro Kleidungsstück werden dort Beiträge bis maximal 70 Cent erhoben», sagt Präsidentin Nina Bachmann (42) zu Blick.
Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, dass Textilien bis 2030 langlebig, reparierbar und recyclingfähig sein sollen. Je umweltschädlicher ein Produkt ist, desto höher sind die Kosten, die der Hersteller für die Entsorgung und das Recycling tragen muss. In Frankreich arbeitet man zudem aktuell an einem Gesetz gegen Fast Fashion.
Tell-Tex unterstützt die Bestrebungen von Fabric Loop. «Es geht gar nicht mehr anders», so Sardella. Bis die Lösung bereitsteht, brauche es aber Unterstützung vonseiten der Regierung. Tell-Tex baut gerade ein eigenes Textil-Recyclingwerk in der Schweiz, womit erstmals Waren hierzulande auf industriellem Niveau mechanisch recycelt werden können.
Der Fast-Fashion-Trend wird nicht so schnell abebben. Shein betont, dass es in einigen europäischen Ländern wie Frankreich oder Deutschland in der Shein-App die Funktion Exchange gibt. Dort kann die Kundschaft Shein-Klamotten weiterverkaufen, die sie nicht mehr will. Die Funktion soll auf weitere Länder ausgeweitet werden.