Altkleider-Zoff im Kanton Luzern eskaliert
Caritas muss ihre Kleider-Sammelcontainer abbauen

Die Caritas sammelt im Kanton Luzern tonnenweise Kleidung. Damit könnte bald Schluss sein: Sie muss ihre Container ab 2024 abbauen. Dagegen erhebt sie Klage vor dem Kantonsgericht.
Publiziert: 15.12.2023 um 11:47 Uhr
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Aktualisiert: 16.12.2023 um 01:00 Uhr
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Die Caritas darf im Kanton Luzern keine Kleidersammelcontainer – wie hier auf dem Bild – mehr aufstellen.
Foto: Philippe Rossier
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Die Luzerner Bevölkerung ist es sich gewohnt, ihre Altkleider als Spende in einen der 44 Sammelcontainer der Caritas zu werfen. Diese werden dann von Teilnehmenden aus Arbeitsintegrationsprogrammen sortiert und gewaschen. Und landen schliesslich im Verkauf der Caritas-Läden oder kommen Asylsuchenden zugute. 

Damit soll ab dem neuen Jahr Schluss sein. Denn der Gemeindeverband Real hat die Sammlung und Verwertung von Textilien neu vergeben. Der Verband ist zuständig für die Abfallwirtschaft in 22 Luzerner Gemeinden – unter anderem Kriens und Weggis sowie Luzern, wo die Hilfsorganisation ihren Stammsitz hat.

«Haben den Kürzeren gezogen»

Bei der Vergabe hat Caritas den Zuschlag von Real nicht erhalten. Der Auftrag ging an die beiden Kleidersammler Texaid und Tell-Tex. «Der Preis war sehr stark gewichtet. Offenbar haben unsere Konkurrenten wesentlich mehr geboten und wir haben den Kürzeren gezogen», sagt Niels Jost (31) von Caritas Schweiz zu Blick. Wie der Gemeindeverband REAL auf Anfrage bestätigt, wurde das Kriterium «Vergütung für die Dienstleistung pro Kilogramm» mit 40 Prozent gewichtet. Die Angebote von Texaid und Tell-Tex beinhalten dabei eine «vergleichbare, marktübliche Vergütung», heisst es.

Aber auch die Caritas hat gemäss eigenen Angaben ein gutes, marktübliches Angebot gemacht. Ihr Preis bewegt sich im zweistelligen Rappenbereich pro Kilogramm. Texaid und Tell-Tex wollten gegenüber Blick dazu keine Stellung nehmen.

Caritas geht am Kantonsgericht Luzern gegen den Verbandsentscheid vor. Die Hilfsorganisation hat Beschwerde eingelegt.

Solange der Fall am Gericht hängig ist, das Verfahren andauert und ein Entscheid auf sich warten lässt, bleiben die Sammelcontainer der Caritas stehen, hält Jost fest.

Caritas braucht Kleider

Für die Schweizer Hilfsorganisation ist der Entscheid ein Problem. Schliesslich ist sie vom Kanton dazu verpflichtet, Asylsuchende und Geflüchtete mit Kleidern auszustatten. Dafür ist sie auf Spenden angewiesen. Allein Caritas Luzern sammelt im Gebiet von Real jährlich 62 Tonnen Kleider, vor allem über die acht Sammelcontainer. Zusammen mit Caritas Schweiz sind es total über 1500 Tonnen, sie betreibt in der Region 36 Sammelcontainer. 

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Zwar können die Spenderinnen und Spender die Kleidung nach wie vor in den Caritas-Läden abgeben. Wohl nur wenige werden aber dafür den Extraweg auf sich nehmen. Es gibt vier Caritas-Läden im Kanton Luzern – in Luzern, Waldibrücke, Hochdorf und Sursee. Die 44 Sammelcontainer waren dagegen über die ganze Agglomeration verteilt. 

Weiter begründet Real den Entscheid gegen Caritas damit: Ein Kriterium sei auch eine sinnvolle Verwertung und Entsorgung, die transparent und nachvollziehbar dokumentiert werden soll. «Bei uns ist der Kreislauf geschlossen», kontert Jost von der Caritas. Die Hilfsorganisation sortiert die Ware in Emmen oder Littau, bereitet sie auf und kommt zu einem grossen Teil den Leuten aus der Region zugute. Knapp drei Viertel der insgesamt 1465 Tonnen gesammelter Kleider stammen dabei aus Sammelcontainern.

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Das macht die Konkurrenz

Bei Texaid werden die Kleider primär in Schattdorf UR in der Schweiz, in Deutschland, Bulgarien oder Ungarn sortiert. Die wiederverwendeten Kleidungsstücke – insgesamt 58 Prozent – landen in Second-Hand-Läden in Deutschland oder bei Grosshandelskunden. Bei Tell-Tex werden die gesammelten Kleider an zertifizierte Sortierwerke in Europa verkauft. Die wiederverwendeten Kleider finden ihren Weg somit nicht zurück in die Schweiz. Tell-Tex ist jedoch gerade dabei, ein eigenes Sortiertwerk in St. Margarethen SG aufzubauen.

«Lokal agierende Organisationen werden aussen vorgelassen», kritisiert Jost. Durch den Entscheid hat die Caritas auch weniger zu tun: «Es könnte sein, dass wir künftig nicht mehr so viele Personen in unsere wohltätigen Programme aufnehmen können wie bisher

Und damit nicht genug: «Der aktuelle Fall ist für uns so wichtig, weil er auch andere Regionen betreffen könnte», so Jost. Denn seit 2019 muss die Sammlung von Textilien von den Kantonen und Gemeinden öffentlich vergeben werden.

Caritas Aargau betreibt selber zwar keine Sammelcontainer, hat aber kein Verständnis für den Entscheid von Real. Eine Sprecherin: «Caritas Schweiz braucht einen grossen Fundus an Kleidern, um das Angebot für Flüchtlinge aufrecht zu erhalten. Dieser Entscheid legt Caritas Steine in den Weg.» 

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