CS-Notübernahme 2023 vs. UBS-Rettung 2008
Der grosse Vergleich – die Dimensionen sind gigantisch

Was unterscheidet die UBS-Rettung im Jahr 2008 von der CS-Notübernahme? Welches Risiko geht die Schweiz ein und was kann sie gewinnen?
Publiziert: 01.04.2023 um 01:14 Uhr
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Aktualisiert: 02.04.2023 um 16:57 Uhr
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Für die UBS-Rettung 2008 wurden 66 Milliarden Franken bereitgestellt. Eugen Haltiner (Eidgenössische Bankenkommission), Jean-Pierre Roth (SNB), Pascal Couchepin (Bundespräsident) und Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf (v. l.) präsentieren am 16. Oktober 2008 den Rettungsplan für die UBS.
Foto: Keystone
Rolf Kromer

Nie wieder eine staatliche Bankenrettung! 2008 sind sich alle einig. Und doch ist es anders gekommen: Nur 15 Jahre später muss der Staat dem Finanzplatz wieder unter die Arme greifen. Zwar handelt es sich bei der CS-Übernahme durch die UBS gemäss Finanzministerin Karin Keller-Sutter (59) um keine staatliche Rettung. Dennoch trägt der Staat grosse Risiken. Blick vergleicht die UBS-Bankrettung 2008 mit der aktuellen CS-Notübernahme. Die Dimensionen sind gigantisch.

Das Staatsgeld

Im Herbst 2008 ist die UBS akut vom Konkurs bedroht. Damals wird die Bank von Bund und Nationalbank mit umgerechnet insgesamt 66 Milliarden Franken unterstützt.

Heute stehen für die neue Superbank UBS bei Bedarf 259 Milliarden Franken bereit. Das ist viermal mehr als 2008. Damit liesse sich der Gotthard-Basistunnel 21-mal bauen oder zweimal die gesamten Schulden des Bundes zurückzahlen. Zum Vergleich: Die Bewältigung der Corona-Pandemie kostete den Bund bis jetzt 32 Milliarden Franken.

Der Gewinn

2008 hat sich das staatliche Engagement gelohnt. Bis 2013 resultierte aus dem 66-Milliarden-Einsatz ein Gewinn von rund 6 Milliarden Franken. Der primäre Mehrwert der Unterstützung war die Rettung der Volkswirtschaft.

Auch jetzt, bei der CS-Notübernahme, gibt es für den Staat die Möglichkeit, finanziell Profit zu schlagen. Auf 100 der 259 SNB-Milliarden berechnet der Bund der UBS für die Bereitstellung eine Prämie von 0,25 Prozent pro Jahr. Macht folglich 250 Millionen – oder 21 Millionen pro Monat. Die Prämie muss so lange von der UBS bezahlt werden, wie die Garantie beansprucht wird. Bis die CS definitiv in der UBS aufgegangen ist, könnte der Bund noch monatelang kassieren. Gelingt die CS-Rettung, macht der Bund ein Geschäft. Das wäre ein schöner Nebeneffekt. Der wichtigste Grund für das staatliche Engagement ist die Abwendung einer globalen Finanzkrise.

Die Ursachen

In den Jahren vor 2008 hat sich die UBS in den USA mit wertlosen Immobilienpapieren verspekuliert. Der Zusammenbruch der amerikanischen Bank Lehman Brothers einen Monat vor dem Beinahe-Kollaps der UBS hatte in wenigen Tagen das Vertrauensklima des Finanzsektors zunichtegemacht. Bei der UBS kommt es zu Abflüssen von Kundengeldern und Sorgen um die Zahlungsfähigkeit. Bund und Nationalbank eilen der Bank zur Hilfe, weil die Bank «Too big to fail» ist.

Die staatliche Hilfe bei der CS-Notübernahme wurde nötig, weil durch diverse Skandale das Vertrauen in die CS dahin war und die Kunden ihr Geld im grossen Stil abgezogen haben. Eine Rolle spielte dabei die Aussage eines saudischen CS-Grossaktionärs, man werde keinen Rappen mehr in die Bank investieren.

Die Protagonisten

2008 ist bei der UBS das Gespann Peter Kurer (VRP, 73) und Marcel Rohner (CEO, 58) am Ruder. Sie haben beinahe über Nacht den Rettungsplan mit den Schweizer Behörden ausgehandelt. Marcel Rohners Nachfolger als CEO ist Oswald Grübel, der die Bank bis 2011 leitete. Von 2011 bis 2020 ist Sergio Ermotti UBS-CEO (62). Er verpasste der Bank eine Radikalkur, indem er das risikobehaftete Investmentbanking stark verkleinerte. Während seiner Amtszeit hat er die UBS von einer Universalbank im alten Stil in die weltgrösste Vermögensverwaltungsbank transformiert. Ermotti blieb bis 2020 an der Spitze. Der gleiche Sergio Ermotti wird am nächsten Mittwoch CEO der neuen Superbank.

Die letzten Topmanager der CS sind Axel Lehmann (VRP, 64) und Ulrich Körner (CEO, 60). Sie benötigten in den letzten Wochen Bund und SNB zur Hilfe, um das schwer angeschlagene, 167 Jahre alte Finanzinstitut vor dem Untergang zu bewahren.

Politische Folgen

Nach der Finanzkrise waren sich Politik und Wirtschaft einig. Eine solche Nacht-und-Nebel-Aktion des Staates wie bei der UBS sollte nie mehr vorkommen. Die «Too big to fail»-Regeln sollen bei systemrelevanten Banken dafür sorgen, dass das Schweizer Geschäft abgetrennt werden kann. Dazu gehört etwa, dass im Ernstfall das Einlagen- und Kreditgeschäft sowie der Zahlungsverkehr weiter funktionieren. Die Regeln beinhalten auch höhere Eigenmittelanforderungen an die Banken.

Die Aufarbeitung des Falls CS nimmt Fahrt auf. Das Büro des Nationalrats hat letzten Montag bekannt gegeben, dass es eine parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) einsetzen will. An der Sondersession, die nach Ostern stattfindet, ist zudem die Übernahme der CS durch die UBS das Thema. Zudem ist Wahljahr: Die Superbank UBS wird wohl Dauerthema in der zweiten Jahreshälfte sein.

«‹Too big to fail›-Regulierung ist der letzte Ausweg»
3:36
Ökonom Aymo Brunetti:«‹Too big to fail›-Regulierung ist der letzte Ausweg»



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