CS-Chef hat Angst vor weiteren Abgängen
Thiam ködert Mitarbeiter mit mehr Lohn

Iqbal Khan machte gestern bei der UBS klar, dass er sich voll auf seine neue Aufgabe konzentriert. Tidjane Thiam hat bei der CS derweil Angst vor weiteren Abgängen.
Publiziert: 02.10.2019 um 20:21 Uhr
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Aktualisiert: 03.10.2019 um 09:47 Uhr
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Starbanker Iqbal Khan hat für seine neuen UBS-Kollegen motivierende Worte gefunden.
Foto: Keystone
Claudia Gnehm und Christian Kolbe

Neuer Job, neues Glück für den ehemaligen Credit-Suisse-Mitarbeiter Iqbal Khan (43). Am Dienstag wurde der beschattete Khan von seinem ehemaligen obersten Chef, Credit-Suisse-Präsident Urs Rohner (59), von jeglichen Vorwürfen befreit. Rohners offizielle Entschuldigung für die Beschattung erreichte Khan an seinem ersten Arbeitstag bei der UBS.

Als neuer Co-Chef der UBS-Vermögensverwaltung sandte Khan ein herzliches Memo an seine neuen Kollegen und Kolleginnen, das dem Finanzportal Bloomberg vorliegt. «Als Führungsperson und Kollege könnt ihr mit meiner Fairness rechnen, meiner Leidenschaft gegenüber Kunden sowie meinem Einsatz für gute Resultate», wird Khan zitiert. Diese Leidenschaft fürs Geschäft mit den Superreichen soll auch auf seine neuen Mitarbeiter überspringen: «Nichts ist mir wichtiger, als für unsere Kunden Mehrwert zu schaffen. Schaut also bitte, dass jedes Kundenmeeting zählt», motiviert Khan die UBS-Vermögensverwalter.

Thiam ködert mit Aufstiegschancen

Khan schaut also lieber in die Zukunft. Das tut auch sein Ex-Chef Tidjane Thiam (57), allerdings mit Sorgenfalten. Gemäss Bloomberg sorgt sich der CS-Boss schon seit Wochen um die Loyalität seiner Vermögensverwalter. Offenbar ködert er Leistungsträger im persönlichen Gespräch mit mehr Lohn und Aufstiegschancen. Besondere Aufmerksamkeit soll er dabei Schwellenmärkten wie Brasilien, dem Nahen Osten und den aufstrebenden Volkswirtschaften in Europa schenken.

Das gelingt nicht immer: Erst heute gab CS-Konkurrent Julius Bär gemäss Bloomberg bekannt, dass sie ein Team von Credit-Suisse-Bankern für Brasilien abgeworben haben. Die Credit Suisse hat in letzter Zeit Private-Banking-Teams an Julius BärDeutsche Bank und Pictet & Cie. verloren.

Dass Khan nach seinem Streit mit Thiam und der Kündigung für den Arbeitgeberwechsel eine branchenunübliche Wartefrist von nur drei Monaten aushandeln konnte, wirft nach wie vor Fragen auf. Diese kann nur Rohner beantworten, der den Deal verantwortete.

Der bekannte Wirtschaftsprofessor Peter V. Kunz (54) sagt gegenüber dem Portal Watson, dass der schnelle Wechsel Khans zum Hauptkonkurrenten von der Finanzmarktaufsicht (Finma) untersucht werden sollte. «Denn es scheint fast unumgänglich, dass Khan in Interessenkonflikte wegen Geschäftsgeheimnissen gerät.» Khan wisse alles über die CS und könne bei der UBS nicht immer in den Ausstand treten.

Der Wirtschaftsprofessor sieht diesen «eigenartigen Job-Wechsel eines Banken-Topkaders mit so vielen potenziellen Interessenkonflikten» als eine einzigartige Situation, die es in der Branche noch nie gegeben habe. Die Finma sagt zu BLICK, sie sei in Kontakt mit den Banken.

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