Credit Suisse schockt mit weiterer Gewinnwarnung
Die Scheichs kommen, die Kunden gehen

Die Kapitalerhöhung wurde von den Aktionären durchgewunken. Eine Ablehnung wäre keine Alternative gewesen. Bis 2025 will die CS in die Gewinnzone zurückkehren. Das Problem: Der Bank laufen die reichen Kunden davon.
Publiziert: 23.11.2022 um 18:17 Uhr
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Aktualisiert: 24.11.2022 um 10:05 Uhr
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Nun ist die Saudi National Bank einer der grössten Aktionäre der Credit Suisse.
Foto: REUTERS
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Jetzt sind die Scheichs da – und werden gleich mit einer Hiobsbotschaft empfangen. Noch vor der ausserordentlichen Generalversammlung der Credit Suisse veröffentlicht die Bank am Mittwochmorgen eine Gewinnwarnung. Auch im vierten Quartal wird die Bank tiefrote Zahlen schreiben, bis auf 1,5 Milliarden dürfte der Quartalsverlust anwachsen. Es ist der fünfte in Folge!

Die angeschlagene Grossbank hat nach wie vor ein grosses, ungelöstes Problem: Ihr laufen die Kunden davon, besonders die reichen – und das rund um den Globus. Seit Anfang Oktober hat die Bank in der Vermögensverwaltung über 60 Milliarden Franken an Kundengeldern verloren, wie nun herauskommt. Das heisst, das Fundament der Credit Suisse wird Tag für Tag schmäler. Je weniger Gelder die Kunden der CS anvertrauen, desto schwieriger wird es, in Zukunft mit deren Verwaltung Gewinne zu erzielen.

Kapitalspritze ist dringend

Zwar konnte der Abfluss von Kundengeldern etwas gebremst, aber eben bis jetzt noch nicht gestoppt werden. Und eine Gewinnwarnung ist dabei ebenso wenig vertrauensbildend wie der anhaltende Kursverlust der Aktie, das Allzeittief von Anfang Oktober ist nicht mehr weit entfernt.

Daran hat auch die Kapitalerhöhung nichts geändert. Diese wurde von den Aktionären abgenickt, eine Ablehnung wäre keine Alternative gewesen. Denn gerade die Gewinnwarnung zeigt, wie dringend die Bank auf diese Kapitalspritze von rund vier Milliarden Franken angewiesen ist. Ohne dieses Geld wäre die Umsetzung des Rettungsplans von der CS-Spitze bereits wieder Makulatur.

Denn der Rückbau der Investmentbank und der Abbau von weltweit 9000 Stellen – davon 2000 in der Schweiz – verursachen zunächst nur Kosten. Erst viel später werden sich die geringeren Risiken und die Einsparungen positiv auf das Ergebnis der Bank auswirken.

Saudi-Bank grösste Aktionärin

Entsprechend dankbar äusserte sich Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann (63) im Anschluss an die ausserordentliche Generalversammlung: «Das Abstimmungsergebnis bestätigt das Vertrauen in unsere Strategie, die wir im Oktober vorgestellt haben. Und es ist ein wichtiger Schritt beim Aufbau der neuen Credit Suisse.»

Nun sind bei der Credit Suisse also die Saudis mit an Bord. Mit der Kapitalerhöhung gehört die Saudi National Bank zu den grössten Aktionären der kriselnden CS. Die saudische Geschäftsbank wird künftig knapp zehn Prozent an der Schweizer Grossbank besitzen.

Doch auch mit den Ölmilliarden vom Golf läuft das Geschäft für die Bank alles andere als geschmiert. Die Bankspitze um Lehmann und Konzernchef Ulrich Körner (60) muss jetzt endlich beweisen, dass sie die verbliebenen Kunden bei der Stange halten und neue Kunden gewinnen kann.

Ab 2025 in die Gewinnzone zurück

Alleine das ist für die angeschlagene Bank im schwierigen Marktumfeld eine Herkulesaufgabe. Weitere Verlustquartale werden folgen. Die Zeit der wohlfeilen Worte ist vorbei, jetzt müssen Taten folgen, wenn die Bank bis 2025 nachhaltig in die Gewinnzone zurückkehren will.

Immerhin: Nach der Kritik an der GV im stillen Kämmerlein zeigt sich die Credit Suisse in einem Punkt lernfähig. «Wir freuen uns darauf, unsere Aktionärinnen und Aktionäre bei unserer nächsten ordentlichen Generalversammlung im April 2023 persönlich zu begrüssen», schliesst Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann (63) sein Statement. Es wird eine lange Durststrecke für die Aktionäre, bis sie endlich wieder Fragen an die CS-Spitze stellen können.

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