Credit Default Swaps auf Rekordhöhe
Darum ist die CS die risikoreichste Bank Europas

Während Anleger auf die CS-Aktienkurse schauen, orientieren sich Finanzprofis an Kreditmärkten. Dass der Handel mit «Credit Default Swaps» bei der Credit Suisse durch die Decke schiesst, verschärft deren Situation zusätzlich.
Publiziert: 17.03.2023 um 18:34 Uhr
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Die Kurse für CS-Titel sind immer noch grossen Schwankungen ausgesetzt.
Foto: keystone-sda.ch
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Der Aktienkurs der Credit Suisse (CS) taucht am Freitag erneut unter die 2-Franken-Marke. Das Vertrauen in die Grossbank ist nicht zurück. Dagegen schiessen die Kosten für die Ausfallversicherung auf Anleihen der Bank in die Höhe.

Die sogenannten «Credit Default Swaps» (CDS) – sie gelten als Warnlichter am Finanzmarkt – der Credit-Suisse-Schuldtitel stiegen zu Wochenbeginn steil an, nun ist ein neues Rekordhoch von 1236 Basispunkten erreicht. Am Dienstag lag dieser Wert übrigens noch bei 480 Basispunkten, Anfang 2022 bei 57 Basispunkten.

Damit kostet eine Konkurs-Versicherung der CS fast viermal mehr als bei den anderen Krisenbanken Europas, aktuell die italienische Banca Monte dei Paschi di Siena, die Banco Comercial Portugues oder die griechischen Eurobank Ergasias und National Bank of Greece. Zum weiteren Vergleich: Die CDS für die UBS Investment Bank liegen aktuell bei 123 Basispunkten.

Ein Indikator für Finanzprofis

Grundsätzlich sind CDS ein Finanzvehikel wie auch ein Indikator für Profis. Um ihr Risiko bei der Vergabe von Krediten zu minimieren, verkaufen Banken das Risiko des Ausfalls an einen Investor und zahlen dem Käufer zusätzlich eine jährliche Gebühr für das Risiko. Andreas Venditti (50), Analyst bei der Bank Vontobel, erklärt: «Während herkömmliche Anleger auf Aktienkurse schauen, orientieren sich professionelle Marktteilnehmer an den Kreditmärkten, wovon der CDS-Handel ein Teil ist.» Die Entwicklung der CDS steht nicht direkt im Zusammenhang mit jener des Aktienkurses: Als am Donnerstag beispielsweise der Aktienkurs der CS stieg, bewegte sich das CDS-Niveau bei der CS kaum.

Die Höhe der Prämie für die CDS wird aber – ähnlich wie beim Preis einer Aktie – durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Dass der CDS-Preis bei der CS in die Höhe schiesst, bedeutet laut Venditti, dass es teurer wird, sich gegen einen möglichen Ausfall abzusichern. Es könne aber auch sein, dass Hedgefonds und Leerverkäufer («Shortseller») am Werk sind. Der Verkauf von CDS sei attraktiv, «wenn danach nichts passiert». Darauf wetten Spekulanten. Zum einen gibt es Sicherheiten für die CS, wie der Notkredit der Schweizerischen Nationalbank (SNB) oder die Erklärung der Finanzmarktaufsicht, wonach die Liquidität und Kapitalisierung der CS gesichert sei.

Doch beruhigt sind die Märkte trotzdem nicht. Es gebe Anzeichen, dass diverse Banken ihrem eigenen Personal zu Vorsicht beim Handel mit der CS raten, so Venditti. Die CDS der Credit Suisse sind weiter gefragt. Venditti: «Dass das Niveau der CDS anhaltend hoch ist, verschärft die Situation der CS weiter.»

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