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Corona verändert Arbeitswelt
Firmen versuchen Fachkräfte mit Homeoffice zu locken

Da hat sich im vergangenen Corona-Jahr tatsächlich etwas geändert in der Arbeitswelt. Die Zahl der Stelleninserate, die Bewerber mit der Möglichkeit zum Homeoffice locken, geht durch die Decke.
Publiziert: 01.02.2021 um 15:15 Uhr
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Aktualisiert: 08.02.2021 um 12:04 Uhr
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Entspannt zu Hause am Küchentisch zu arbeiten, wird immer beliebter.
Foto: imago images/Westend61
Patrik Berger

In der Schweiz gilt seit dem 18. Januar eine Homeoffice-Pflicht. Die Arbeitgeber sind verpflichtet, Homeoffice überall dort anzuordnen, wo dies aufgrund der Art der Tätigkeit möglich und mit verhältnismässigem Aufwand umsetzbar ist. So weit die Theorie.

Aber halten sich die Unternehmen auch dran? Ja. Im Januar arbeiteten im Industriesektor 45 Prozent der Beschäftigten von zu Hause aus. Im Dienstleistungssektor waren es fast zwei Drittel. Zu diesem Schluss kommt eine Umfrage der Credit Suisse und des Branchenverbands Procure.ch bei 250 Firmen.

Mehr als in der ersten Welle

Die Homeoffice-Anteile liegen auch deutlich über den Werten der ersten Corona-Welle. Damals hatten im Industriebereich 37 Prozent der Beschäftigten von zu Hause aus gearbeitet, im Dienstleistungsbereich war es rund die Hälfte gewesen. Die Berufstätigen scheinen sich also mehr und mehr ans Homeoffice zu gewöhnen. Vielleicht gar Vorteile in der neuen Arbeitsform zu sehen.

Zu diesem Schluss kommt, wer die neuste Jobcloud-Studie liest, die in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule Winterthur (ZHAW) gemacht wurde. Die Corona-Krise hat dazu geführt, dass die Anzahl der Stelleninserate, in denen Arbeitgeber mit dem Argument Homeoffice um die besten Fachkräfte buhlen, stark gestiegen ist. Dieser Effekt war auch in den «entspannteren» Monaten im Sommer 2020, als keine Homeoffice-Empfehlung galt, sichtbar.

Um 190 Prozent gestiegen

In Zahlen: Jobinserate, die eine Homeoffice-Möglichkeit erwähnen, sind auf dem Stellenportal Jobs.ch zwischen März 2019 und Dezember 2020 um 190 Prozent gestiegen. Am häufigsten wird Homeoffice für Stellen in den Medien und in der Informatik angeboten. Andere Branchen holen aber auf.

Weitere zentrale Erkenntnis der Studie: Wenn das Arbeiten zu Hause regelmässig ermöglicht wird, sind Angestellte dafür bereit, einen längeren Arbeitsweg in Kauf zu nehmen. 65 Prozent der Deutschschweizer und 70 Prozent der Westschweizer würden eine längere Pendelzeit in Kauf nehmen, wenn sie im Gegenzug mehr Flexibilität betreffend Heimarbeit erhalten.

Flexible Arbeitsformen

«Die Corona-Krise hat dem Homeoffice einen kräftigen Schub gegeben. Die Bedeutung von Homeoffice und anderen flexiblen Arbeitsformen wird in Zukunft weiter zunehmen», glaubt Davide Villa, CEO von Jobcloud.

«Die Pandemie hat den Firmen zum Sprung in die digitale Zukunft verholfen», sagt Nicoline Scheidegger, Dozentin an der ZHAW. Es sei praktisch über Nacht gelungen, Homeoffice zu ermöglichen und selbst Vorstellungsgespräche digital zu führen. «Vielerorts werden diese Errungenschaften zur neuen Normalität, auch nach der Pandemie.»

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