Bezahlen ja, mitreden nein: Am Dienstag zur späten Stunde geht SP-Co-Präsident und Nationalrat Cédric Wermuth (37) in die Vollen. Er will von Finanzministerin Karin Keller-Sutter (59) wissen, ob es stimme, dass es im Vertrag mit der UBS keine Garantie für den Standort Schweiz gäbe: «Wenn ich es richtig verstehe, bedeutet das, dass die UBS am Morgen diesen Vertrag unterschreiben und am Nachmittag nach Singapur umziehen kann», sagt er. Und die öffentliche Hand würde dann weiterhin für Kredite bis zu 109 Milliarden Franken geradestehen – neu aber für eine ausländische Bank.
Keine konkrete Antwort
Keller-Sutter weicht der Frage aus. Zum einen dürfte die Grossbank derzeit drängendere Sorgen haben, vermutet sie. «Es gehen ganze Teams jetzt weg und die nehmen Kunden mit», erwidert sie. Die Finanzministerin scheint sich eine UBS-Flucht aus der Schweiz schlicht nicht vorstellen zu können – und sich so spät am Abend auch nicht mehr damit auseinandersetzen zu wollen. Als SP-Nationalrat Roger Nordmann (50) bei der Singapur-Frage nachdoppelt, bleibt sie die Antwort weiterhin schuldig.
Das sagen die Expertinnen
Der Inselstaat Singapur ist wie die Schweiz ein globaler Finanzplatz. Doch ist ein Wegzug der Megabank UBS ins Ausland überhaupt realistisch? Der Reputationsexperte Bernhard Bauhofer (60) kann sich das nicht vorstellen. Für Bauhofer ist die Identität der Bank unzertrennbar mit der Schweiz verknüpft. Der Name UBS stand früher für «Union Bank of Switzerland». Heute ist er zwar ein Eigenname. «Ein Wegzug wäre aus Markensicht aber nicht nachvollziehbar», so Bauhofer. Für den Experten wäre ein Umzug gleichzeitig der «Todesstoss für die internationale Bedeutung des Schweizer Finanz- und Bankenplatz».
Die Kommunikationsexpertin und frühere CVP-Nationalrätin Kathrin Amacker (61) beruhigt: «Aus Reputationssicht gibt es keinen Grund, die Schweiz zu verlassen. Studien belegen es: Schweizer Banken sind weltweit hoch angesehen. Auf die Schweiz kann man sich verlassen.»
Nichts ist zu 100 Prozent sicher
Internationalen Grosskonzerne wie die UBS wählen den Standort für ihren Firmensitz anhand von knallharten Faktoren: Steuervorteile, Rechtssicherheit und Regulierungen sind dabei zentral. Sergio Ermotti (62), der neue und ehemalige CEO der UBS, brachte das gegenüber der Westschweizer Sonntagszeitung «Matin Dimanche» 2017 auf den Punkt: Er sei Schweizer und wolle, dass die UBS in der Schweiz bleibe. «Doch nichts ist zu 100 Prozent sicher», sagte er damals.