Budget einer jungen Anwältin
«Ich lege 100’000 Franken pro Jahr auf die Seite»

Für die Beobachter-Serie legen Leute ihr Einkommen offen. Tiziana Pfister verdient sehr gut, lebt aber immer noch genügsam. So kann sie viel ansparen.
Publiziert: 29.03.2025 um 11:50 Uhr
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Aktualisiert: 29.03.2025 um 19:13 Uhr
Anwältin Tiziana Pfister, die in Wirklichkeit anders heisst, kommt auf ein Nettoeinkommen von 15’797 Franken pro Monat. (Symbolbild)
Foto: imago/imagebroker

Darum gehts

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Katrin Reichmuth
Beobachter

In der Beobachter-Serie «Die Abrechnung» zeigen Menschen ihren Kontoauszug – und erzählen, wie sie mit ihrem Budget leben. Wie viel Geld steht ihnen zur Verfügung? Wofür geben sie es aus? Zum Beispiel Anwältin Tiziana Pfister, die in Wirklichkeit anders heisst.

Meine Person

Ich bin 31 und arbeite als Anwältin in einer mittelgrossen Wirtschaftskanzlei in Zürich. 

Artikel aus dem «Beobachter»

Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

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Nach dem Jus-Studium in Zürich absolvierte ich ein Praktikum beim Gericht und in einer Anwaltskanzlei. Danach habe ich mich ein halbes Jahr lang auf die Anwaltsprüfung vorbereitet. Seit drei Jahren bin ich nun Anwältin. 

Ich wohne mit meinem Partner in Baden AG. Wir teilen unsere gemeinsamen Ausgaben wie Miete, Versicherungen und Lebensmittel. Für die Miete und die Versicherungen haben wir Daueraufträge eingerichtet. Bei grösseren Einkäufen zahlt jemand und fordert dann die Hälfte des Betrags via Twint an. 

Einnahmen

Für mein 100-Prozent-Pensum habe ich monatlich 8396 Franken auf dem Konto. Dazu kommt der jährliche Bonus. Der variiert, je nachdem, wie viele Arbeitsstunden ich extern verrechnen kann und wie meine persönliche Leistung bewertet wird. Letztes Jahr waren es brutto 90’000 Franken. 

Zudem erhalte ich jeden Monat 330 Franken Spesen, zum Beispiel für die Zugreise an eine Gerichtsverhandlung. So habe ich ein monatliches Nettoeinkommen von 15’797 Franken. Das war nicht mein Einstiegslohn. 

Nach dem dritten Dienstjahr wurde ich befördert. Seither bekomme ich 2000 Franken mehr pro Monat. Und mit dem höheren Bruttolohn steigt in der Tendenz auch der Bonus.

Es ist ein guter Lohn für mein Alter und auch für die Branche. Ich arbeite mindestens 9,5 Stunden täglich. Auch mal an den Wochenenden oder bis 10 Uhr abends. Das gehört dazu. 

Ausgaben

Wohnen: Nach dem Studium bin ich mit meinem Partner zusammengezogen. Die Miete für unsere 85 Quadratmeter grosse 3,5-Zimmer-Wohnung ist 2364 Franken, inklusive Nebenkosten. Die Wohnung hat einen Balkon und befindet sich einen Katzensprung entfernt vom Bahnhof.

Dazu kommen noch 244 Franken für die Stromkosten und die Nachforderungen der Heiz- und Nebenkostenabrechnung. Wir teilen uns die Miete und alle Nebenkosten hälftig.

Telefon, Internet und Abos: Mein Telefonabo kostet 25 Franken pro Monat. Dazu kommen monatlich 65 Franken für Internet und Fernsehen und die Serafe-Gebühr von 335 Franken pro Jahr. Beide Beträge teilen wir uns.

Versicherungen: Wir haben eine gemeinsame Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung. Die Jahresprämie beträgt 550 Franken. Eine Rechtsschutzversicherung habe ich nicht. Eigentlich wäre das eine gute Sache, weil sie teilweise auch Prozesskosten deckt. Vielleicht schliesse ich bald eine ab. Für Versicherungsprämien gebe ich also jedes Jahr 275 Franken aus. 

Gesundheit: Ich bin allgemein versichert und habe die höchstmögliche Franchise, 2500 Franken. Ich überprüfe jedes Jahr, ob ich noch bei der günstigsten Grundversicherung bin. Für mich lohnt sich eine hohe Franchise, da ich seit Jahren nicht mehr beim Arzt war. Für die Krankenkassenprämie gebe ich 323 Franken aus.

Meine Zähne lasse ich jedes Jahr professionell reinigen. Die Dentalhygiene kostet rund 170 Franken. Zudem gebe ich für die Jahreskontrolle beim Frauenarzt nochmals 240 Franken aus.

Meine Zusatzversicherung wechsle ich hingegen nicht, weil sie einen Teil der Kosten für die Kontaktlinsen übernimmt. Den Rest zahle ich aus eigener Tasche, das macht zirka 260 Franken pro Jahr. Insgesamt belaufen sich die Gesundheitskosten auf rund 380 Franken pro Monat.

Mobilität: Ich pendle täglich von Baden nach Zürich. Von Tür zu Tür habe ich ungefähr 45 Minuten. Weil mein Partner ein GA hat und wir im selben Haushalt leben, erhalte ich für 2860 Franken ein vergünstigtes GA. 

Vor acht Jahren hat sich mein Freund für 14’000 Franken eine Kleinwagen-Occasion gekauft. Heute teilen wir uns das Auto. Wir brauchen es zwei-, dreimal wöchentlich für Besuche bei Eltern und Freunden oder mal für eine grössere Einkaufstour.

Die Autoversicherung ist mit 645 Franken pro Jahr relativ günstig. Für Motorfahrzeugsteuer, Benzin und den Autoservice geben wir nochmals rund 1200 Franken aus. Wir teilen die Kosten hälftig, das macht für mich 922 Franken pro Jahr. 

Haushalt: Wer zuerst fertig mit der Arbeit ist, geht fürs Abendessen einkaufen. Das kann mal Salat und Fleisch sein, frische Pasta oder Gemüse im Ofen. Es muss nicht unbedingt Bio sein. Beim Fleisch ist uns die Herkunft wichtig. Wir kaufen ausschliesslich Schweizer Fleisch. Ich habe aber selten den regulären Preis dafür bezahlt. Denn nach 19 Uhr sind viele Produkte zu einem reduzierten Preis erhältlich.

Unter dem Strich geben mein Partner und ich übers Jahr gerechnet für Lebensmittel und Haushaltsartikel etwa gleich viel aus. Mein Anteil beträgt 4500 Franken. WC-Papier, Putz- und Waschmittel würde ich nie zu einem regulären Preis kaufen.

Ich gehe dreimal pro Jahr zum Coiffeur, dabei zahle ich jedes Mal 100 Franken. Shampoo und Conditioner kaufe ich auf Vorrat und reduziert. Puder und Wimperntusche kaufe ich zwei-, dreimal pro Jahr. Ich schätze, dass ich ungefähr 300 Franken jährlich für Hygieneprodukte ausgebe. 

Verpflegung ausser Haus: Das Mittagessen nehme ich meistens von zu Hause mit. In der Regel hole ich mir lediglich einmal pro Woche etwas bei einem Take-away. Im Schnitt kostet mich das 15 Franken. Auswärts essen sagt mir im Allgemeinen nicht viel. Da bin ich immer noch im Sparmodus.

Auch wenn ich heute das Fünffache zur Verfügung habe, bin ich mit einfachen Gerichten zufrieden. Ich mag Pizza, Pasta und asiatisches Essen. Eine teure Flasche Wein muss nicht sein. Dazu kommt, dass wir nie Essen nach Hause bestellen.

Während der Woche esse ich selten auswärts. Am Wochenende dagegen gehe ich mit Freunden ab und zu in ein Restaurant. Ich gebe wohl gut 85 Franken für auswärtige Verpflegung aus. 

Kleidung und Schuhe: Dafür gebe ich rund 3000 Franken pro Jahr aus. Ich trage viele meiner Kleider, Schuhe und Jacken mehrere Jahre. So kaufe ich mir jährlich wohl vier Paar Schuhe à durchschnittlich 150 Franken, eine Jacke für rund 300 Franken – und den Rest gebe ich für Hosen, T-Shirts, Pullis, Blusen und so weiter aus.

Freizeit: Am Wochenende bin ich entweder auf dem Rennvelo, im Winter in den Bergen oder mit Freunden unterwegs, häufig in Baden oder Zürich. Ich mag Bars, manchmal auch Clubs. Konzerte hingegen sagen mir nicht viel. Ich bestelle fast keine teuren Drinks, das schmeckt mir nicht. Für den Heimweg nehme ich immer den Zug. An einem Wochenende gebe ich für Getränke, Clubeintritte und Essen rund 200 Franken aus. 

Ich könnte extrem viel Geld fürs Velo und alles drumherum ausgeben. Da gibt es extreme Preisunterschiede für die Ausrüstung. Ich habe mich für den Mittelweg entschieden: Qualität ist mir wichtig, aber nicht, welche Marke draufsteht. Für Reparaturen, Unterhalt und Ausrüstung gebe ich jährlich zirka 800 Franken aus. 

Ferien und Ausflüge: Eine Woche Spanien mit meiner besten Freundin ist Tradition. Wir gehen immer ins gleiche Hotel, es ist gut und günstig. Eine Woche mit Hotel, Flug und Essen macht pro Person 1000 Franken. Diesen Winter waren mein Freund und ich eine Woche zum Skifahren in Österreich. Wir haben uns ein kleines, feines Studio gemietet.

Übernachtungen in luxuriösen Hotels, die 500 Franken pro Nacht kosten, finde ich nicht nötig. Zum Glück sieht das mein Partner auch so. Unsere Skiwoche hat pro Person 1200 Franken gekostet. Auch für knapp zwei Wochen Türkei haben wir letzten Sommer für Unterkunft, Flug, Automiete und Essen nur 1600 Franken pro Person bezahlt. Bei Hotelübernachtungen habe ich seit der Gymnasialzeit das gleiche Budget: Ich gebe im Schnitt nicht mehr als 80 Franken für eine Übernachtung aus. 

Zudem verbringe ich einige Wochenenden pro Jahr mit Skifahren, Velofahren oder einer Städtereise. Für einen Wochenendtrip gebe ich im Schnitt 400 Franken aus. 

Altersvorsorge: Meine Eltern haben mich während des Studiums finanziell unterstützt. Und ich hatte immer einen Nebenjob. So konnte ich bereits vor sieben Jahren das erste Mal in meine dritte Säule einzahlen. Mittlerweile habe ich 55’000 Franken angelegt. Auch dieses Jahr zahle ich den Maximalbetrag von 7258 Franken ein. 

Steuern: Die sind hoch. Aber ich verdiene auch gut. Ich versuche mein steuerbares Einkommen zu schmälern. Nebst dem Maximalbetrag der Säule 3a und einem Pendler- und Verpflegungsabzug ist aber nicht viel möglich. So muss ich jährlich mehr als 30’000 Franken Steuern bezahlen, das sind zwei Monatslöhne. 

Sparen und Vermögen: Dank der Teilnahme bei dieser Serie habe ich nun einen Überblick über meine Ausgaben und sehe schwarz auf weiss, dass ich fast die Hälfte meines Einkommens, also fast 100’000 Franken, auf die Seite legen kann. Das deckt sich mit meinem Gefühl und meinem Kontostand.

Die letzten drei Jahre konnte ich auch schon ähnlich viel auf die Seite legen. Was ich mit dem Ersparten machen werde, weiss ich noch nicht genau. Vielleicht ein Haus kaufen, vielleicht ist es auch ein finanzielles Polster, falls ich mal weniger arbeiten möchte. Seit kurzem investiere ich einen Teil des Ersparten.

Geschenke: Mein Partner und ich beschenken uns gegenseitig zum Geburtstag und zu Weihnachten. Je nachdem, was ich für eine Idee habe, kostet das mehr oder weniger. Aktuell sind wir zu vielen Hochzeiten eingeladen. Für Hochzeitsgeschenke gebe ich jeweils zwischen 150 und 200 Franken aus. Über den Daumen gepeilt kosten mich Geschenke für Freunde und Familie sowie Hochzeitsgeschenke jährlich 2000 Franken. 

Spenden: Ich spende jedes Jahr 100 Franken an die Krebsliga. Das ist nicht gerade viel, gebe ich zu. Ich sollte den Betrag erhöhen. 

Mein grösster Luxus

Im letzten Frühling habe ich mir ein nigelnagelneues Rennvelo für 6000 Franken gekauft. Das Geld habe ich gern ausgeben, weil es für mich etwas ist, was mir richtig Spass macht. 

So fühle ich mich

Ich bin sehr zufrieden. Natürlich könnte ich mehr Geld für Ferien und andere Dinge ausgeben. Für mich ist das aber kein Verzicht. Ich leiste mir alles, was ich will. Seit einiger Zeit merke ich auch, dass ich vom Sparmodus aus meiner Studienzeit wegkomme. Zum Beispiel fahre ich mal ein Wochenende mehr weg als früher. Das ist total in Ordnung.

Aufgezeichnet von Katrin Reichmuth 

Hier finden Sie die bisherigen Folgen der Rubrik «Die Abrechnung». 

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