Consultant (28) legt sein Budget offen
«Als Nächstes möchte ich einen Designerstuhl für 10’000 Franken»

Für die Beobachter-Serie legen Leute ihr Einkommen offen. Luca Fischer (28) gibt jeden Tag Vollgas. Sein Ziel: Karriere, Wohneigentum und edle Möbel.
Publiziert: 30.11.2024 um 12:40 Uhr
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Aktualisiert: 30.11.2024 um 15:54 Uhr
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Luca Fischer legt Wert auf schöne Einrichtung und gibt gern Geld für Designklassiker aus.
Foto: Picture Press

Auf einen Blick

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Katrin Reichmuth
Beobachter

In der Beobachter-Serie «Die Abrechnung» zeigen unterschiedliche Menschen ihren Kontoauszug – und erzählen, wie sie mit ihrem Budget leben. Wie viel Geld steht ihnen zur Verfügung? Wofür geben sie es aus?

Zum Beispiel Consultant Luca Fischer, der in Wirklichkeit anders heisst.

Meine Person

Nach dem Gymnasium habe ich das Militär gemacht. Danach ging es los mit Studieren. Jetzt bin ich 28 und habe einen Master in Computer-Science. Das hat fünf Jahre gedauert.

Neben dem Studium habe ich im Informatiksupport gearbeitet, meist in einem 60-Prozent-Pensum. So konnte ich es mir leisten, von zu Hause auszuziehen. Ich bin in Baselland aufgewachsen. Heute lebe ich in einer Wohngemeinschaft in der Stadt Zürich.

Artikel aus dem «Beobachter»

Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

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Seit zwei Jahren arbeite ich nun Vollzeit als Senior Consultant in einer der grössten Wirtschaftsprüfungsfirmen der Welt. Mein Job: Ich löse für externe Kundschaft Probleme im Bereich Informatik und Data-Management.

Ich bin ambitioniert, möchte etwas bewirken und mein Können nach aussen tragen. Dafür bin ich bereit, viel zu geben. Ich arbeite durchschnittlich 50 bis 60 Stunden pro Woche. Ab und zu kann es vorkommen, dass ich 70 Stunden arbeite, inklusive Wochenende. Das ist aber die Ausnahme.

Die Arbeit macht mir Spass. Es macht mich glücklich, wenn meine Kundschaft zufrieden ist.

So plane ich mein Budget

Ich führe ein Budget. Dort trage ich alle Fixkosten wie Miete, Versicherungen und Krankenkassenprämien ein. Danach überweise ich die Sparbeträge für Steuern und Säule 3a auf separate Konten. Ich habe mein E-Banking mit entsprechenden Daueraufträgen ausgerüstet.

So bleibt am Ende mein «Fun-Money» – und ich muss mir keine Gedanken machen, wie viel Geld ich ausgeben darf.

Ich habe mir als Ziel gesetzt, dass ich pro Monat 1800 Franken für Essen, Haushalt und alles, was sonst noch so anfällt, zur Verfügung habe. In manchen Monaten brauche ich das auf, in manchen bleibt noch was übrig. Das sehe ich entspannt.

Ich möchte mir irgendwann einmal ein Haus kaufen können – und wer weiss, vielleicht lebe ich dann mit meiner Familie darin. Wo, spielt mir keine Rolle.

Ich habe einfach keine Lust, ein Leben lang Mieter zu sein. Denn: Der Mietzins steht in den meisten Fällen in keinem Verhältnis zu dem, was man dafür erhält. Das geht mir gegen den Strich. Zudem will ich selber entscheiden, ob ich einen Schrank einbaue oder die Farbe an der Wand ändere.

Einnahmen

Ich habe jeden Monat 7700 Franken auf meinem Konto. Das sind 1400 Franken mehr als damals, als ich angefangen habe. Im ersten Jahr habe ich bereits eine Lohnerhöhung erhalten, und im zweiten bin ich befördert worden.

Dazu kommt der jährliche Bonus. Der variiert von Jahr zu Jahr, je nachdem, wie gut meine Leistung war. Letztes Jahr habe ich netto 13’200 Franken erhalten. So kam ich auf ein Nettomonatseinkommen von 8800 Franken.

Ausgaben

Wohnen: Ich bin vor zwei Jahren für den Job in die Stadt Zürich gezogen. Seither wohne ich in einer Wohngemeinschaft. Eigentlich hätte ich gern meine eigenen vier Wände. Aber es ist sehr schwierig, etwas Schönes für einen guten Preis zu finden.

Wir sind zu dritt in einer 4,5-Zimmer-Maisonettewohnung mit eigener Dachterrasse. Für mein Zimmer sowie ein eigenes Badzimmer zahle ich monatlich 1730 Franken. Darin enthalten sind die Nebenkosten sowie der Anteil an die Serafe-Gebühr.

Telefon, Internet und Abos: Für mein Handyabo und fürs Internet zahle ich monatlich 55 Franken. Wir haben sowohl bei Netflix als auch bei Spotify ein Familienkonto. Die Kosten dafür übernehmen meine Eltern. Zurzeit habe ich ein Amazon-Prime-Abo, 10 Franken pro Monat. Ich kaufe jeweils ein Abo für ein paar Monate, dann kündige ich wieder. Wenn ich für ein Abo zahle, möchte ich es auch nutzen.

Versicherung: Ich habe eine eigene Hausrat- und eine eigene Haftpflichtversicherung sowie eine Rechtsschutzversicherung. Diese vor allem, um mich gegen Rechtsstreitigkeiten im Mietrecht abzusichern.

Jedes Jahr zahle ich für Versicherungsprämien 660 Franken. Das ist viel Geld. Im Gegenzug hatte ich über die Jahre nie Probleme mit Schadenfällen. Ich habe einen guten Versicherungsberater und muss mich um nichts kümmern.

Gesundheit: Ich hatte schon diverse Unfälle wie Bänderriss oder Zehenbruch, aber krank bin ich eigentlich nie. Deshalb habe ich die höchstmögliche Franchise. Die monatliche Prämie für die Grund- und die Zusatzversicherung beträgt 430 Franken. Ich habe meine Krankenkasse noch nie gewechselt. Das kostet mich vielleicht ein paar Franken mehr im Monat. Das zahle ich gern für einen guten Kundenservice.

Für Selbstbehalt, Franchise und weitere Gesundheitskosten überweise ich monatlich 200 Franken auf mein Krankenkassen-plus-Konto. Dort liegen bereits 2500 Franken. Wenn also unvorhergesehene Gesundheitskosten auf mich zukommen, habe ich bereits vorgesorgt.

Mobilität: Ich kann zu Fuss zur Arbeit. Hin und wieder nehme ich mir einen Lime-Scooter, um von A nach B zu gelangen. Gemäss meiner Kreditkartenabrechnung kostet mich das 20 Franken pro Monat.

Den öffentlichen Verkehr benutze ich eigentlich nur, wenn ich nach Basel fahre. Ich habe ein Halbtaxabo. Das wird aber vom Arbeitgeber übernommen. Ich fahre im Schnitt zweimal pro Monat nach Basel, das kostet mich jeweils 30 Franken. Des Weiteren habe ich in meinem Budget 300 Franken für Unterhalt und Reparaturen am Velo eingerechnet.

Haushalt: Ich kaufe fast täglich ein. So vermeide ich Foodwaste. Manchmal koche ich mein Mittagessen im Voraus. Zum einen, um mich gesund zu ernähren, zum anderen, weil ich Lust aufs Kochen habe.

Es gibt aber auch Zeiten, da hole ich jeden Mittag etwas zu essen. Dann gebe ich schnell 80 Franken pro Woche aus.

Beim Einkaufen gehe ich durch den Laden und kaufe ein, was mich anspricht. Von Budget-Produkten bis Fine Food ist alles dabei. Tomaten haben sowieso meistens wenig Geschmack, da kaufe ich nicht extra bio. Bei Mandarinen oder Orangen sieht es anders aus. Dort zahle ich gern mehr, weil sie auch wirklich besser schmecken.

Ich rauche ein halbes bis ein Päckli Zigaretten pro Tag. Über den Daumen gerechnet, macht das im Monat 260 Franken. Das belastet mein Budget nicht stark – und sowieso möchte ich im Moment nicht aufhören.

Ein monatlicher Coiffeurbesuch, inklusive Bartpflege, gehört bei mir zum Programm. Dafür zahle ich jedes Mal 100 Franken. Alles in allem gebe ich für Haushalt und Lebensmittel monatlich 1300 Franken aus.

Verpflegung ausser Haus: Das ist sehr unterschiedlich und variiert von Woche zu Woche. Ich habe in meinem Budget 500 Franken dafür eingetragen.

Unter der Woche gehe ich abends selten auswärts essen. Dafür bin ich meistens zu kaputt.

Am Wochenende hingegen treffe ich mich mindestens einmal mit Freunden zum Essen. Meistens gehen wir danach noch in eine Bar. Manchmal habe ich auch die Spendierhose an und lade meine Freunde auf ein Getränk oder Essen ein. Und einmal im Monat haben wir ein Teamessen, das wird dann von der Firma übernommen.

Kleider und Schuhe: Ich mags schlicht. Mein Stil: ein schwarzes T-Shirt, ein Pullover und eine Jeans. Ich kaufe selten neue Kleider oder Schuhe – und wenn, dann achte ich auf Qualität.

Meinen Lieblingspullover von Acne Studios habe ich vor sechs Jahren für 400 Franken gekauft. Der war jeden Rappen wert.

Bei der Arbeit trage ich meistens Chinohosen und ein Polohemd oder ein simples T-Shirt. Wenn ich Kundenkontakt habe, werfe ich mich in Schale. Meinen Hugo-Boss-Anzug habe ich letztes Jahr für 1000 Franken gekauft.

Anders ist es bei den Accessoires. Mit jedem Bonus kaufe ich mir etwas Unvernünftiges. Zum Beispiel eine Prada-Sonnenbrille für 600 Franken oder ein Prada-Portemonnaie für 800 Franken. Übers Jahr gerechnet, gebe ich monatlich schätzungsweise 400 Franken für Kleider, Schuhe und Accessoires aus.

Freizeit: Ich habe ein Fitnessabo. Das kostet 700 Franken, 300 Franken werden von meiner Zusatzversicherung übernommen. Den Rest zahle ich aus meiner eigenen Tasche.

Ansonsten habe ich keine teuren Hobbys. In meiner freien Zeit treffe ich mich mit Freunden auf ein Bier, oder wir gehen an ein Konzert. Es ist sehr unterschiedlich, wie viel ich dann ausgebe. So über den Daumen gerechnet, gebe ich für ein Konzert und andere Kulturveranstaltungen 500 Franken jedes Jahr aus.

Ferien: Dafür gebe ich nicht gern Geld aus. Ich bin nicht jemand, der gern viel und weit reist. Drei von meinen fünf Wochen Ferien verbringe ich entweder in Zürich oder in Basel.

Zwei Wochen im Jahr erweitere ich dann meinen Horizont. Entweder miete ich mit Kollegen ein Airbnb irgendwo in Europa oder ich gehe eine Woche segeln mit dem Ruderclub. Das kostet nur 1000 Franken für eine Woche, alles inklusive. Mein Jahresbudget für Ferien liegt bei 2500 Franken.

Mitgliedschaft: Früher war ich aktives Mitglied im Ruderverein. Heute fehlt mir die Zeit dafür. Ich bin aber trotzdem noch Mitglied und zahle jährlich 120 Franken.

Altersvorsorge: Die letzten zwei Jahre habe ich den Maximalbetrag in die dritte Säule eingezahlt. Letztes Jahr also 7056 Franken. Zu Studienzeiten waren es jährlich zwischen 2000 und 3000 Franken. Mehr ging nicht.

Steuern: Das kann ich nicht genau sagen, weil ich dieses Jahr mehr Lohn habe als im letzten. Aber ich rechne mit knapp 11’000 Franken. Deshalb lege ich jeden Monat 920 Franken auf mein Steuerkonto.

Sparen: Ich habe 60’000 Franken auf der Seite und 20’000 Franken in meiner dritten Säule. Mein Ziel ist es, 100’000 Franken angespart zu haben, bevor ich 30 bin. Und das ohne Altersvorsorge.

Der grösste Luxus, den ich mir je geleistet habe

Ich liebe Möbel und gebe gern Geld für Designklassiker aus. Vor zwei Jahren habe ich mir ein USM-Haller-Möbel für 3000 Franken gekauft. Dazu kamen zwei Vitra-Stühle für 1000 Franken. Als Nächstes möchte ich mir einen Vitra-Lounge-Chair für 10’000 Franken kaufen. Das Geld dafür habe ich bereits auf der Seite. Die passende Wohnung dafür aber noch nicht.

So fühle ich mich

Gut, aber es gibt Luft nach oben. Für mein Alter verdiene ich deutlich über dem Medianlohn. Ich beklage mich auf keinen Fall, aber ich möchte mehr. Mehr Geld und mehr Verantwortung.

Weiterzukommen spornt mich an. Schon während des Studiums habe ich meine eigenen Projekte aufgezogen. Von «Server bauen» bis «Partys organisieren» war alles dabei. Ich arbeite sehr gern. Zwei, drei Wochen am Stück jeweils 60 Stunden pro Woche, das ist für mich in Ordnung. Solange das Pendel irgendwann wieder zurückschwingt.

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