Brigitte Moser (64) hat den Bau ihres Elternhauses in Liestal BL als kleines Mädchen selbst miterlebt und kann sich noch gut daran erinnern. «Ich weiss noch, wie ich als 10-Jährige im Haus meiner Grossmutter am Fenster sass und beobachtete, wie unser zukünftiges Zuhause entstand», sagt sie zu Blick. Das Haus ihrer Grossmutter befand sich schräg gegenüber. «Ich war fasziniert von den Arbeiten und wollte danach Maurerin werden», so Moser.
Dass sie ihr Elternhaus letztes Jahr verkaufen musste, war emotional ein grosser Schritt, sagt sie. Ihre Eltern waren kurz davor ins Altersheim gezogen. «Als mein Vater die erste Rechnung des Heims erhielt, sagte er zu mir, ich solle das Haus ausschreiben», so Moser. Das Haus zu übernehmen, kam für sie nicht infrage. «Es wäre viel zu gross für mich allein.»
Die Wahl des Maklers
Moser liess mehrere Makler kommen, um das Haus zu besichtigen, und entschied sich letztendlich für Manuel Cacciola (33), der für den Immo-Dienstleister Neho arbeitet. «Herr Cacciola wurde mir von einer Freundin empfohlen und hinterliess bei mir einen guten Eindruck», sagt Moser. Er habe sich Zeit genommen, um das Elternhaus mit einem Architekten genau anzuschauen, bevor er es einschätzte, so Moser. «Das habe ich auch schon anders erlebt», fügt sie an. Beispielsweise als ein Makler beim ersten Gespräch bereits mit der Kamera anrückte, um die Bilder für das Inserat zu schiessen.
Für die 64-Jährige war auch entscheidend, dass Neho eine fixe Provision pro Hausverkauf festlegt. Andere Immobilienmakler verlangen typischerweise 3 bis 3,5 Prozent des Verkaufspreises einer Liegenschaft. Neho verkaufte Moser das Haus für eine Pauschale von 9500 Franken. Die Durchführung von Besichtigungen ist in dieser Pauschale allerdings nicht enthalten.
Der Schätzwert des Hauses in Liestal lag bei 1,35 bis 1,58 Millionen Franken. Moser fuhr mit dem Festpreismodell also deutlich günstiger als mit der Verkaufsprovision eines klassischen Maklers – die in diesem Fall 40'500 bis 55'000 Franken betragen hätte.
Der Ansturm bleibt aus
Den Auftrag für den Hausverkauf in Liestal bekam Neho im April 2023. Es dauerte sieben Monate, bis das Einfamilienhaus mit sieben Zimmern und einem Pool im Garten verkauft werden konnte. «Das sind zwei bis drei Monate mehr, als es vor dem Zinsanstieg gedauert hätte», sagt Cacciola. Eine direkte Folge davon, dass es spürbar weniger Kaufinteressenten pro Objekt gebe. «Alles in allem ist der Hausverkauf aufwendiger geworden», so der Makler.
Der Anstieg der Hypothekarzinsen zwischen 2022 und 2023 auf über 3 Prozent hat Spuren hinterlassen. Immer weniger Schweizer können sich ein Haus leisten. Das schlägt sich auch in den Zahlen nieder. Eine Auswertung von Neho zeigt, dass die Kaufinteressenten pro Immobilie im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent zurückgingen.
Keine Abstriche beim Preis
Zudem nimmt die Anzahl der zum Verkauf stehenden Eigenheime stetig zu. So stieg das Angebot im Kanton Baselland laut dem Immobilienbewertungsunternehmen Wüest Partner zwischen innert Jahresfrist von 369 auf 636.
Die gute Nachricht: Bei den Preisen mussten Hausverkäufer bisher keine Abstriche machen. Auch wenn Makler Cacciola feststellt, dass potenzielle Käufer aufgrund der gestiegenen Zinsen versuchen, den Preis zu drücken, so seien sie damit selten erfolgreich. Es gibt demnach immer noch genug Käufer, die bereit sind, den angestrebten Preis zu bezahlen.
Makler verrechnen mehr
Für Neho haben die erschwerten Bedingungen auf dem Häusermarkt Folgen: Der Immo-Dienstleister musste die Pauschale pro Hausverkauf um 2500 auf 12'000 Franken erhöhen. Nur so könne man konkurrenzfähig bleiben und die höheren Betriebskosten decken. «Die Korrektur nach oben ermöglicht es uns, die Qualität unserer Dienstleistungen aufrechtzuerhalten», so Neho.
Das Haus in Liestal ist inzwischen wieder bewohnt. Im November 2023 kam der Notar ins Altersheim von Liestal, damit Mosers Eltern den Kaufvertrag unterschreiben und den Schlüssel überreichen konnten. Der Kaufpreis soll geheim bleiben.