Monetäre Vorteile lösen sich in Luft auf
Die Nachfrage nach Einfamilienhäusern bröckelt

Die Hypothekarzinsen steigen und der Corona-Boom ist vorbei: Der überhitzte Häusermarkt scheint sich endlich abzukühlen. Mehrere Indikatoren sprechen dafür.
Publiziert: 22.11.2022 um 10:37 Uhr
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Einfamilienhäuser sind nicht mehr so begehrt wie auch schon. Reihenhäuser in Adliswil ZH.
Foto: Keystone

Auf dem Schweizer Häusermarkt häufen sich die Anzeichen einer Abkühlung – und das liegt nicht etwa an den sinkenden Aussentemperaturen.

Laut einer aktuellen Immobilienstudie der Zürcher Kantonalbank ZKB kommt nach Jahren des Preisanstiegs endlich Bewegung in den überhitzten Eigenheimmarkt. Grund dafür ist unter anderem eine Verdoppelung der Festhypotheken innerhalb weniger Monate.

Corona-Boom ist vorbei

Mit der Pandemie hätte noch ein regelrechter Ansturm auf Wohneigentum stattgefunden – dank dem «Cocooning-Effekt», also dem Rückzug ins häusliche Privatleben. Mit den höheren Zinsen brauche es nun immer häufiger zwei Anläufe, bis ein Objekt verkauft sei. Oft auch mit tieferen Preisen.

Der Anteil der Preissenkungen bei Verkaufsinseraten ist laut der ZKB von 3,5 Prozent im Jahr 2021 auf aktuell fast 6 Prozent gestiegen. «Das Eigenheim wird nicht mehr um jeden Preis gekauft», heisst es in der Studie.

Finanzielle Vorteile verpuffen

Durch die höheren Zinsen hat sich der monetäre Vorteil von Wohneigentum laut der ZKB in Luft aufgelöst. So seien mittlerweile die Wohnkosten bei einer angenommenen 5-jährigen Hypothek mit einer 80-Prozent-Belehnung sogar höher als die Mietkosten in einer vergleichbaren Wohnung.

Nur mit einer flexiblen Saron-Hypothek wohne man im Eigentum noch günstiger als zur Miete. Ab dem nächsten Zinsschritt werde aber auch hier der Kipppunkt überschritten. Dennoch bleibe das Angebot weiterhin äusserst knapp und daran dürfte sich auch vorerst wenig ändern. Grosse Preiseffekte seien daher nicht zu erwarten.

Nachfrage lässt nach

Der Immobilienmarktplatz Homegate und das Swiss Real Estate Institute (Swiss REI) kommt in einer am Dienstag veröffentlichten Studie zu einem ähnlichen Ergebnis. Die Nachfrage habe nachgelassen, heisst es darin.

Das Angebot an Einfamilienhäusern ist zwar weiterhin knapp. Im Zeitraum von Juli 2021 bis Juni 2022 seien insgesamt noch 50'000 Objekte inseriert worden. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sei dies ein Rückgang um 18 Prozent.

Grosse regionale Unterschiede

Die Inseratedauer sei aber quasi gleich geblieben. Die Verkaufsannoncen bleiben nach wie vor rund zwei Monate online. Dass das markant tiefere Angebot nicht massgeblich zu einer Verkürzung der Inseratedauer geführt habe, könne ein möglicher Hinweis auf einen Nachfragerückgang nach Einfamilienhäusern sein, so die Experten.

Es gibt aber deutliche regionale Unterschiede. So mussten sich Verkäufer im Kanton Zürich gerade einmal einen Monat bis zum Verkauf gedulden, während die Inseratedauer im Tessin mittlerweile bei 138 Tagen liegt. Hier verlängerte sich zudem die Inseratedauer um 17 Tage, während sich in der Deutschschweiz die Dauer in allen Regionen verkürzte. Somit werde ein Einfamilienhaus in Zürich fast fünfmal schneller als im Südschweizer Kanton verkauft.

Insgesamt zeigte die Nachfrage nach Einfamilienhäusern nur in der Ost- und Nordwestschweiz sowie in Zürich nach oben. Am anderen Ende sank die Nachfrage in der Region Waadt/Wallis deutlich, denn trotz eines um 28 Prozent tieferen Angebots stieg die Inseratedauer um deutliche 24 Prozent. Das sind gute Nachrichten für alle, die im Süden oder den Bergen beispielsweise ein Ferienhaus erwerben möchten. (SDA/dvo)


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