Angestellte von Digitec Galaxus beklagen sich öffentlich über die Arbeitsbedingungen im Logistikzentrum in Wohlen AG. Als Nummer eins im Schweizer Onlinehandel – und als Tochtergesellschaft der Migros – steht das Unternehmen im Fokus. Der steigende Leistungsdruck für Logistikangestellte beschränkt sich jedoch längst nicht nur auf Digitec Galaxus.
«Die Arbeitsbedingungen sind bei allen Onlinehändlern tendenziell schlecht», sagt Marco Geu, Detailhandelsverantwortlicher bei der Gewerkschaft Syna. Die Mitarbeitenden seien für die Kunden unsichtbar und gute Arbeitsbedingungen deshalb nicht image- und umsatzwirksam. «Was zählt, sind Preis und Geschwindigkeit.»
Hinzu komme, dass die E-Commerce-Branche relativ schwach reguliert sei, ergänzt Matthias Loosli von der Gewerkschaft Syndicom, die sich um die Logistikbranche kümmert. «Das führt zu mehr Druck auf das Personal und die Löhne.» Die Gewerkschaften fordern deshalb einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV), der für allgemeinverbindlich erklärt wird, sowie eine stärkere Sozialpartnerschaft. «Ohne GAV müssen die Angestellten ihre Interessen individuell vertreten, anstatt sie mit Unterstützung einer Gewerkschaft kollektiv vertreten zu können», sagt Anne Rubin von der Unia. Ihre Verhandlungsmacht sei daher geringer.
Gewerkschaften wollen GAV, Arbeitgeber «dynamischen Markt»
Matthias Loosli von Syndicom ist überzeugt, dass ein allgemeinverbindlicher GAV auch für Unternehmen wie Digitec Galaxus interessant sein könnte: «Mit einem GAV, der für allgemeinverbindlich erklärt wird, könnten die hiesigen Wettbewerber das Niveau der Arbeitsbedingungen gegen unten absichern. Dann gelten die Regeln auch für Anbieter, die neu auf den Markt kommen und versuchen, mit tiefen Löhnen das Geschäft der anderen anzugreifen.»
Digitec Galaxus und die Migros überzeugt diese Argumentation bisher nicht. Sie verweisen auf den «dynamischen Markt» und sind überzeugt davon, dass sie schon heute attraktive Arbeitsbedingungen bieten. Von einem GAV im Onlinehandel wollen sie nichts wissen.