Hypozinsen steigen, Sparzinsen nicht
So dreist zocken uns die Banken ab

Die Finanzhäuser haben ihre Gewinnmargen in den letzten Wochen deutlich erhöht. Sparer und Wohneigentümer bleiben auf der Strecke.
Publiziert: 10.04.2022 um 00:44 Uhr
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Aktualisiert: 10.04.2022 um 09:22 Uhr
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Festhypotheken werden Woche für Woche teurer. Im Januar gab es die zehnjährige Festhypothek bei Schweizer Banken zum durchschnittlichen Zinssatz von 1,26 Prozent. Diese Woche wurden dafür 2,07 Prozent fällig. Das zeigt eine Auswertung, die der Online-Vergleichsdienst Moneyland.ch für SonntagsBlick erstellt hat.
Foto: ZVG
Thomas Schlittler

Festhypotheken werden Woche für Woche teurer. Im Januar gab es die zehnjährige Festhypothek bei Schweizer Banken zum durchschnittlichen Zinssatz von 1,26 Prozent. Diese Woche wurden dafür 2,07 Prozent fällig. Das zeigt eine Auswertung, die der Online-Vergleichsdienst moneyland.ch für SonntagsBlick erstellt hat. Für eine Hypothek von 800'000 Franken werden demnach heute rund 16'560 Franken pro Jahr fällig, vor wenigen Wochen waren es noch 10'080 Franken.

So weit, so heftig. Argwohn weckt jedoch die Tatsache, dass die Schweizer Banken die Zinsen für Sparer nicht oder nicht im gleichen Ausmass erhöht haben.

Wer Anfang des Jahres seiner Bank 10'000 Franken für zehn Jahre in Form einer Kassenobligation überliess, wurde dafür im Schnitt mit einem Zins von 0,37 Prozent entschädigt. Aktuell sind es gemäss Analyse von Moneyland 0,45 Prozent. Das ist zwar etwas mehr. Die Steigerung ist allerdings nicht annähernd so hoch wie bei den Hypozinsen.

Kaum noch Zinsen

Noch düsterer sieht es beim Sparkonto aus. Dort beträgt der durchschnittliche Zinssatz mickrige 0,04 Prozent – so wenig wie im Januar. Moneyland hat dafür die Zinssätze von 170 Schweizer Sparkonten ausgewertet.

Bankenvertreter erklären die ungleiche Entwicklung damit, dass die Zinssätze auf Sparkonten und für Hypotheken nicht von denselben Faktoren bestimmt würden.

«Die Zinssätze auf Sparkonten hängen von den kurzfristigen Zinssätzen auf dem Geldmarkt ab, weil solche Einlagen jederzeit abgehoben werden können», sagt Maxime Botteron, Ökonom bei der Credit Suisse. Diese kurzfristigen Zinssätze wiederum würden mehrheitlich vom Leitzins der Schweizerischen Nationalbank (SNB) bestimmt, der seit mehr als sieben Jahren negativ sei. «Demnach werden Bankeinlagen, die nicht einem negativen Zinssatz unterliegen, de facto von den Banken subventioniert», so Botteron.

Zur Höhe der Hypothekarzinsen wiederum verweisen Credit Suisse, Raiffeisen, Migros Bank, UBS und ZKB auf die veränderten Renditen bei vergleichbaren Anlageprodukten, insbesondere die steigenden Zinssätze bei Bundesanleihen, sowie auf höhere Kosten zur Refinanzierung. «Die geltenden Empfehlungen für Kundenzinssätze richten sich bei Festhypotheken nicht nach dem kurzfristigen Leitzins der SNB, sondern sind an die tagesaktuellen Refinanzierungssätze von Raiffeisen an den Kapitalmärkten gekoppelt», so ein Sprecher der Raiffeisen-Gruppe, der Nummer eins auf dem Schweizer Hypothekenmarkt. Diese Kapitalmarktzinsen seien aufgrund erhöhter Inflationserwartungen seit Anfang 2022 deutlich gestiegen.

Die Bank gewinnt immer

Adriel Jost (36), Chef des Zürcher Finanzberatungsunternehmens WPuls, widerspricht den Erklärungen der Banken nicht, sie seien aber nur ein Teil der Wahrheit: «In erster Linie werden Hypothekarkredite nicht über die Kapitalmärkte refinanziert, sondern durch Spareinlagen der Kunden.» Und da diese Spargelder nach wie vor wenig bis gar nicht verzinst würden, seien die Gewinnmargen der Finanzhäuser in den vergangenen Wochen rasant angestiegen. Für Jost steht fest: «Die Banken haben die Gunst der Stunde genutzt, um ihre Profite praktisch über Nacht zu erhöhen – und das, nachdem viele bereits in den vergangenen Jahren Rekordgewinne verbucht haben.»

Josts Aussagen sind bemerkenswert. Schliesslich ist WPuls keine Nichtregierungsorganisation, die den Finanzplatz generell kritisch beurteilt, sondern ein Analysehaus, das vom ehemaligen UBS-Chefökonom Klaus Wellershoff präsidiert wird.

Rekordgewinne trotz Negativzinsen

Am 15. Januar 2015 hob die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Euro-Franken-Mindestkurs von 1,20 auf – und legte gleichzeitig einen Leitzins von Minus 0,75 Prozent fest. Seither jammern die Banken über sinkende Margen im wich-tigen Zinsdifferenzgeschäft.

Während der Covid-Krise wurde das Wehklagen der Branche erhört. Bei Ausbruch der Pandemie er-höhte die SNB den Freibetrag, der Banken von Negativzinsen befreit. Die Finanzhäuser sollten dadurch mehr Spielraum für die Vergabe von Krediten erhalten.

Der erhöhte Freibetrag gilt bis -heute – und trug dazu bei, dass die Schweizer Banken die Krise nicht nur unbeschadet überstanden, sondern sogar Rekordgewinne verbuchen konnten. Die Raiffeisen-Gruppe zum Beispiel präsentierte 2021 einen Profit von 1,07 Milliarden Franken, knapp ein Viertel mehr als im Vorjahr. Der Gewinn der Genossenschaftsbank überschritt damit erstmals die Milliardengrenze. Grund zum Feiern hatte auch die Migros Bank. Sie steigerte den Gewinn um fast einen Viertel auf 240 Millionen Franken. Die ZKB, grösste Kantonalbank des Landes, erhöhte ihren Gewinn um neun Prozent auf 942 Millionen Franken – ein neuer Rekordwert. Ordentlich Kasse machte 2021 auch die UBS. Mit einem Gewinn von 7,5 Milliarden Dollar erzielte die Grossbank das beste Ergebnis seit 15 Jahren.

Einzig die krisengeplagte Credit Suisse schaffte es, einen Verlust zu erwirtschaften. Bei der zweit-grösste Bank des Landes resultierte im vergangenen Geschäftsjahr ein Reinverlust von 1,6 Milliarden -Franken.

Am 15. Januar 2015 hob die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Euro-Franken-Mindestkurs von 1,20 auf – und legte gleichzeitig einen Leitzins von Minus 0,75 Prozent fest. Seither jammern die Banken über sinkende Margen im wich-tigen Zinsdifferenzgeschäft.

Während der Covid-Krise wurde das Wehklagen der Branche erhört. Bei Ausbruch der Pandemie er-höhte die SNB den Freibetrag, der Banken von Negativzinsen befreit. Die Finanzhäuser sollten dadurch mehr Spielraum für die Vergabe von Krediten erhalten.

Der erhöhte Freibetrag gilt bis -heute – und trug dazu bei, dass die Schweizer Banken die Krise nicht nur unbeschadet überstanden, sondern sogar Rekordgewinne verbuchen konnten. Die Raiffeisen-Gruppe zum Beispiel präsentierte 2021 einen Profit von 1,07 Milliarden Franken, knapp ein Viertel mehr als im Vorjahr. Der Gewinn der Genossenschaftsbank überschritt damit erstmals die Milliardengrenze. Grund zum Feiern hatte auch die Migros Bank. Sie steigerte den Gewinn um fast einen Viertel auf 240 Millionen Franken. Die ZKB, grösste Kantonalbank des Landes, erhöhte ihren Gewinn um neun Prozent auf 942 Millionen Franken – ein neuer Rekordwert. Ordentlich Kasse machte 2021 auch die UBS. Mit einem Gewinn von 7,5 Milliarden Dollar erzielte die Grossbank das beste Ergebnis seit 15 Jahren.

Einzig die krisengeplagte Credit Suisse schaffte es, einen Verlust zu erwirtschaften. Bei der zweit-grösste Bank des Landes resultierte im vergangenen Geschäftsjahr ein Reinverlust von 1,6 Milliarden -Franken.

Wohneigentümer, die Gewinne der Banken nicht zusätzlich subventionieren wollen, haben laut Moneyland-Analyst Felix Oeschger (31) nur eine Option: «Wer eine neue Festhypothek abschliesst, sollte die Konditionen der verschiedenen Anbieter unbedingt vergleichen und mehrere Offerten einholen.»

Wichtig sei zudem hartes Verhandeln. «Oft ist es möglich, auf die veröffentlichten Zinssätze substanzielle Rabatte herauszuholen», so Oeschger. Dabei sei es längst nicht so, dass man bei den grössten Anbietern auch die besten Konditionen bekomme – ganz im Gegenteil.

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