Die Inflation galoppiert, die Hypothekarzinsen schiessen in die Höhe und die Hausbesitzer in der Schweiz treten die Flucht an: in längerfristige Hypotheken. Das geht aus dem aktuellen Hypothekenbarometer der Vergleichsplattform Comparis hervor.
Comparis spricht von einer «kaum gesehenen Nachfrage nach 15-jährigen Hypotheken». Die mehrjährige Phase mit Tiefstzinssätzen für Festhypotheken sei allerdings vorbei, stellt Comparis klar. Gemäss der Erhebung fällt für 15-jährige Hypotheken aktuell ein Zins von 2,03 Prozent an. Das ist deutlich mehr als bei kürzeren Laufzeiten: Bei einer zehnjährigen Hypothek etwa liegt der Richtsatz laut Comparis bei 1,71 Prozent. Bei einer fünfjährigen Laufzeit sind es gar nur 1,33 Prozent. Noch frappanter ist der Unterschied zum Saron-Zinssatz: Dieser liegt aktuell bei –0,7 Prozent
«Stürmische Zeiten»
Dass dennoch immer mehr Leute auf die teureren 15-jährigen Hypotheken setzen, hat laut Comparis-Finanzexperte Leo Hug einen einfachen Grund: «Langfristige Hypotheken bieten Planungssicherheit in stürmischen Zeiten.»
Wer eine 15-jährige Hypothek abschliesst, hat den Zinssatz nämlich auf sicher – egal, was die Notenbanken tun, wie sich der Ukraine-Krieg entwickelt und ob die Welt gar in eine Rezession rutschen sollte. Im Vergleich dazu werden die Zinssätze bei einer Saron-Hypothek täglich angepasst. Bedeutet: grössere Schwankungen, stärkere Volatilität.
Egal welchen Hypothekentyp man wählt ist es wichtig, Angebote zu vergleichen. Das zeigt ein Blick auf die Comparis-Auswertungen. Je nach Institut können die Hausbesitzer deutlich bessere Konditionen aushandeln als der Richtwert. Wer sich bei einer 15-jährigen Hypothek von 750'000 Franken etwa einen Zinssatz von 1,54 Prozent statt des Richtwerts von 2,03 Prozent sichert, spart über die Jahre mehr als 55'000 Franken!
Hohe Hypozinsen auf wackeligen Beinen
Dass die Hypothekarzinsen seit Monaten nach oben tendieren, hat gleich mehrere Gründe: Die Inflationsraten sind weltweit hoch. Der Ukraine-Krieg verteuert nun zusätzlich die Rohstoffpreise und befeuert die Teuerung weiter. Gleichzeitig neigt sich die ultralockere Geldpolitik vieler Zentralbanken langsam aber sicher dem Ende zu.
Laut einer Auswertung des Hypothekenvermittlers Moneypark notieren die Zinsen im ersten Quartal so hoch wie seit Mitte 2014 nicht mehr. Gemäss dem Institut steht der Anstieg bei den Hypozinsen aber auf wackeligen Beinen. Die Hypothekarzinsen könnten sich mittelfristig seitwärts bewegen oder sogar wieder leicht sinken. Zwischenzeitlich seien aber weitere Anstiege nicht auszuschliessen. (SDA/sfa)