Das heiss begehrte Einfamilienhaus wird zum raren Gut. Wer bereits eins besitzt, kann sich glücklich schätzen. Wer noch keins hat, wird aus eigener Kraft kaum mehr eins finden. Das zeigen neue Zahlen der Immobilien-Studie der Zürcher Kantonalbank ZKB.
Über 70 Prozent aller Einfamilienhäuser im Kanton Zürich sind laut der Studie unterbelegt. Heisst: Die Anzahl Zimmer ist grösser als die Anzahl darin lebender Personen plus eins. Jedes siebte Einfamilienhaus ist gar ein Einpersonenhaushalt. Meist handelt es sich dabei um Rentner, die im Haus wohnen bleiben, wenn die Kinder längst ausgezogen sind.
Abbruch droht immer häufiger
«Auch wenn der Nachwuchs schon längst nicht mehr im eigenen Haus wohnt, sind viele Einfamilienhausbesitzer nicht bereit, ihr Haus abzugeben», sagt Jörn Schellenberg (49), Immobilienexperte der ZKB. Wer doch verkauft, tut dies oft innerhalb der Familie. Viele Einfamilienhäuser werden deshalb gar nicht mehr ausgeschrieben.
Kommt doch eins auf den Markt, droht immer häufiger der Abbruch. «Ein Grossteil der Einfamilienhäuser werden heute abgerissen und durch Mehrfamilienhäuser ersetzt», weiss Schellenberg. Allein im Kanton Zürich wurden letztes Jahr knapp 400 Einfamilienhäuser abgebrochen. 74 Prozent dieser Abrisse betrafen Häuser mit Umschwung – und das, obwohl diese am Gesamtbestand nur weniger als die Hälfte ausmachen.
Der Bestand nimmt ab
Schellenberg rechnet damit, dass es künftig noch mehr sein werden. «Bereits 2022 dürften die jährlichen Abrisse von Einfamilienhäusern im Kanton Zürich erstmals deren Neubauten übersteigen», sagt er. Das heisst: Der Bestand der Einfamilienhäuser wird abnehmen.
Nicht nur der Kanton Zürich steht damit vor einer entscheidenden Trendwende. Diese Entwicklung trifft laut dem Immobilienexperten langfristig das ganze Land. «Je länger je mehr wird das Einfamilienhaus auch im Rest der Schweiz zum Auslaufmodell», sagt Schellenberg. Denn Baulandmangel herrsche in der ganzen Schweiz. Wohnraum muss verdichtet werden.
Kein Ende in Sicht ist dagegen bei den steigenden Preisen. Zwar dürfte sich das Preiswachstum 2022 im Vergleich zum Vorjahr halbieren – nach dem sprunghaften Anstieg 2021 bedeutet das trotzdem noch eine Zunahme um vier Prozent.