Der Kauf eines Hauses oder einer Wohnung ist in der Schweiz je länger je mehr den Reichen vorbehalten. Denn die Preise für Immobilien sind in den letzten Jahren viel stärker gestiegen als die Löhne. Selbst Gutverdiener haben heute Schwierigkeiten, ein erschwingliches Haus zu finden. Gerade mal drei Prozent der Bevölkerung verdienen laut der «Handelszeitung» genug, um sich ein durchschnittliches Eigenheim im Wert von 1,1 Million Franken leisten zu können.
Dazu kommt: Die Finanzierungshürden sind hoch. Der Traum vom Eigenheim bleibt damit für die grosse Mehrheit der Schweizerinnen unerfüllt. Auch eine aktuelle Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) kommt zum Ergebnis: 80 Prozent der Menschen, die sich in der Schweiz Wohneigentum wünschen, können sich dies eigenen Angaben zufolge nicht leisten.
Die Politik muss handeln
Drei Viertel der Personen, die gerne Wohneigentum erwerben würden, wünschen sich, dass der Zugang dazu einer breiteren Bevölkerung ermöglicht wird. Aber wie? «Es braucht jetzt einen politischen Willen, etwas zu ändern», findet Adrian Wenger (50), Spezialist für Hypotheken beim VZ Vermögenszentrum.
Er sieht die Lösung aber nicht darin, die Finanzierungshürden tiefer anzusetzen. Etwa, indem ein Wohnungskauf mit Vorsorgegeldern ermöglicht wird. «Wenn mehr Leute sich ein Haus leisten können, werden die Immobilienpreise nur noch weiter ansteigen», warnt Wenger. Vielmehr müsse das Angebot an Wohneigentum zunehmen.
Mehr Eigenheime bauen
Das Problem: In der Schweiz werden seit Jahren viel mehr Mietwohnungen gebaut als Einfamilienhäuser oder Eigentumswohnungen. Denn Wohnüberbauungen sind für institutionelle Anleger eine gute Möglichkeit, ihr Geld gewinnbringend anzulegen. Was für institutionelle Anleger weniger interessant ist: Eigenheime zu bauen, um sie dann gleich wieder zu verkaufen.
«In vielen Regionen ist das Angebot mittlerweile so spärlich, dass es fast unmöglich ist, Eigentum zu finden», heisst es im Immo-Monitoring-Report von diesem Jahr. Das Angebot an Eigenheimen müsste also erhöht werden. «Es bräuchte deshalb beispielsweise Bauzonen, die für Einfamilienhäuser oder Eigentumswohnungen vorenthalten sind», sagt Wenger. Das würde es privaten Bauherren erleichtern, ihr Vorhaben umzusetzen. Und Gemeinden könnten damit mehr Wohneigentümer anziehen.
Finanzierungshürden abbauen
Martin Neff (61), Chefökonom von Raiffeisen, ist ebenfalls der Meinung, dass Wohneigentum auf politischer Ebene gefördert werden soll. «Es ist heute so, dass sich ein Grossteil der Familien aus eigener Kraft kein Wohneigentum leisten kann», sagt Neff. «Wenn man das ändern möchte, ist die Politik gefordert.»
Die Politik hat sich dem Thema der Eigenheimfinanzierung bereits angenommen. Die Ständerätin Heidi Z’Graggen (56, Die Mitte/UR) etwa möchte, dass der Bundesrat Massnahmen ergreift, um den Kauf von selbst bewohntem Eigentum zu fördern. In einem Vorstoss fordert sie, dass die Tragbarkeit von Hypotheken mit Direktdarlehen oder Bürgschaften durch den Bund vereinfacht werden. Im Fall einer Zahlungsunfähigkeit würde dann der Bund haften.
Ist die Tragbarkeit überholt?
Mit der Tragbarkeitsrechnung stellt die Bank sicher, dass sich der Hauskäufer die monatlichen Hypothekarzinsen leisten kann. Für eine Bank ist eine Hypothek dann tragbar, wenn die Finanzierungskosten ein Drittel des Einkommens nicht übersteigen. Der Haken: Banken rechnen dafür mit einem Hypothekarzins von 5 Prozent – was nicht den aktuellen Zinssätzen entspricht. Festhypotheken erhält man im Moment bereits ab 1,5 Prozent.
Der Nationalrat dagegen will den Kauf von Wohneigentum mit Mitteln aus der beruflichen Vorsorge erleichtern. Er verlangt, dass der Eigenmittelanteil vollständig mit Geld aus der zweiten Säule gedeckt werden darf. Bisher gibt es dafür eine Klausel von 10 Prozent des Belehnungswerts. Wenger vom VZ hält vom Vorschlag des Nationalrats allerdings wenig. Wer ein Haus oder eine Wohnung kaufen wolle, brauche Erspartes.