Wer derzeit sein Haus renovieren will, braucht vor allem zwei Sachen: Viel Geld und noch mehr Geduld. Seit Ausbruch der Pandemie haben sich die Lieferfristen für wichtige Baustoffe wie Holz, Stahl oder Kunststoff teilweise vervielfacht. Und die Preise schnellten mit ihnen in die Höhe. Die Kosten steigen so rasant, dass sich sogar Bauprofis die Augen reiben.
Die Preise für Holz haben sich zwischenzeitlich vervierfacht. Und Stahl kostete phasenweise bis zu 50 Prozent mehr als vor der Pandemie. Selbst Glas, Elektro- und Küchengeräte oder Spülbecken sind von einem Preisanstieg betroffen.
Küchengerätehersteller erhöhen Preise
Das zeigt eine neue Studie der Zürcher Kantonalbank. So haben unter anderem alle grösseren Küchengerätehersteller jüngst ihre Preise um bis zu fünf Prozent erhöht. «Und das unterjährig, was sonst nie vorkommt», sagt Ursina Kubli (42), Immobilienexpertin der ZKB, zu Blick.
Diese Entwicklung führt zwangsläufig zu höheren Baukosten. Darunter leiden laut der Studie nicht die grossen Bauherren oder institutionelle Investoren, sondern vor allem die Kleinen. Die Eigenheimbesitzer – insbesondere jene in älteren, renovierungsbedürftigen Häusern.
Hausbesitzern fehlt Verhandlungsmacht
«Sind die Ressourcen knapp, geben viele Handwerker und Zulieferer grösseren Auftraggebern den Vorrang», sagt Kubli. «Kann der private Hausbesitzer seinen Auftrag dennoch platzieren, dann oftmals zu höheren Preisen», fügt sie an.
Den kleinen Hausbesitzern fehlt es oft an Verhandlungsmacht. Deshalb sind sie viel stärker von höheren Baukosten betroffen. Insbesondere Besitzer und Käufer von alten Liegenschaften haben das Nachsehen. Und genau davon gibt es immer mehr: In den letzten 20 Jahren hat sich der Anteil der 30- bis 59-jährigen Einfamilienhäuser, die jährlich die Hand wechseln, von 22 auf 45 Prozent mehr als verdoppelt.
Altbau-Besitzer zahlen die Zeche
Weil kaum mehr neue Einfamilienhäuser gebaut werden, konzentrieren sich ein Grossteil der Handänderungen auf den Altbau. Klar, dass bei Häusern dieser Altersklasse ein Kauf überdurchschnittlich oft mit einer Sanierung einhergeht. «Die Kostenplanung solcher Bauprojekte ist aktuell schwierig», sagt Armin Brun (55) Architekt und Bautreuhand-Experte der ZKB. «Es besteht ein latentes Risiko für Mehrkosten.»
Privaten Bauherren rät Brun deshalb, die Teuerung mit den am Bau beteiligen Handwerkern proaktiv anzusprechen. «Allfällige Teuerungsklauseln in den Verträgen sollten kritisch hinterfragt werden», fügt er an. Wenn es die Situation zulasse, rät Brun zudem dazu, die Realisierung eines Bauprojekt aufzuschieben, bis sich der Markt wieder einigermassen beruhigt hat.
Doch wann das sein wird, wissen auch die Immobilienexperten nicht. «Ich hatte gehofft, dass sich die Preise im Herbst wieder normalisiert hätten», sagt Brun. Das ist aber nicht geschehen. Es ist auch nicht klar, ob sich die Lage bis Mitte des kommenden Jahres wieder beruhigen wird. «Ich rate privaten Bauherren zu Geduld», so Brun.