Rohstoffpreise explodieren
So stark verteuert Corona den Bau neuer Häuser

Die Preise für Holz und Betonstahl gehen durch die Decke. Auch Glas und Dämmungen werden teurer. Wird der Hausbau nun zur Kostenfalle? Wir rechnen vor, mit welchen Kosten Hausbauer aktuell rechnen müssen.
Publiziert: 07.09.2021 um 09:01 Uhr
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Aktualisiert: 07.09.2021 um 09:08 Uhr
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Ein Neubau wie dieser hier in Ebmatingen ZH kostet heute rund sieben Prozent mehr als vor der Pandemie.
Foto: Firma Marty Häuser AG
Dorothea Vollenweider

Wer derzeit ein Haus bauen will, bekommt nicht Steine in den Weg gelegt, sondern Holz und Betonstahl. Denn die Preise für diese beiden Rohstoffe gehen derzeit durch die Decke – und können für Hausbauer zur Kostenfalle werden.

Grund für die Preisanstiege bei diesen Baustoffen sind bauwütige Chinesen und Amerikaner. «Bauholz fehlt in ganz Europa – Unmengen gehen vor allem in die USA», sagt Michael Meuter (58) vom Dachverband der Schweizer Wald- und Holzwirtschaft Lignum. Das hat auch für die Schweiz Folgen. Unser Bauholz bleibt zwar im Land. Aber auch wir sind auf Holz aus Europa angewiesen: 70 Prozent der Bauholzteile in der Schweiz werden importiert.

Das gabs noch nie

Eine Umfrage des Verbands Holzwerkstoffe Schweiz HWS bei Schweizer Händlern hat ergeben, dass die Preise der Produkte allein zwischen Ende November 2020 und Ende März 2021 um 10 bis 35 Prozent gestiegen sind. Besonders spürbar war die Teuerung bei Massivholz- und Mehrschichtplatten sowie Leimholz.

Die Baubranche findet sich in einer bisher nie dagewesenen Situation wieder. «So was hab ich noch nie erlebt!», sagte Zimmermann Daniel Schärer (51) vor kurzem zu Blick. Er ist Geschäftsführer der Holzbau Schärer Söhne AG in Möriken AG.

Auch Glas kostet mehr

Doch es ist nicht nur Bauholz, das teurer wird. Auch Fensterglas, Stahl, Aluminium und Dämmungen kosten heute mehr als vor der Pandemie. Die Preise für Betonstahl stiegen in den letzten zwölf Monaten laut dem Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) um rund 70 Prozent.

«Es sind fast alle Rohstoffe teurer geworden, die für einen Hausbau gebraucht werden», sagt André Kressebuch (36), Geschäftsleiter der Firma Marty Häuser AG aus Wil SG. Die Totalunternehmung baut im Auftrag von Kunden rund 50 individuelle Einfamilienhäuser pro Jahr. Die aktuelle Situation macht es für Kressebuch nicht einfach. Einerseits, weil die Kosten stark steigen. Andererseits, weil die Lieferfristen massiv zugenommen haben.

Neubau wird 7 Prozent teurer

Was heisst das nun für all jene, die aktuell ein Haus bauen oder gerne eins bauen würden? In einem durchschnittlichen Einfamilienhaus stecken zwischen 20 und 40 Kubikmeter Holz. Dazu kommen etwa fünf bis sechs Tonnen Bewehrungsstahl. Die Materialkosten sind jedoch nur ein kleiner Teil der Gesamtkosten eines Hausbaus. Viel stärker ins Gewicht fallen Dienstleistungen.

«Der Anstieg des Stahlpreises verteuert den Rohbau insgesamt um etwa zwei Prozent», sagt Matthias Engel (42), Sprecher des SBV. Rechnet man die Teuerung für Holz und alle weiteren Rohstoffe mit ein, ergibt das laut Kressebuch ein Kostenanstieg von rund sieben Prozent für einen Neubau.

Wer bezahlt den Aufpreis?

«Für die Unternehmen ist es zentral, dass sie ausserordentliche Preisänderungen beim Baumaterial gegenüber ihren Auftraggebern geltend machen können – sowohl gegenüber öffentlichen Bauherren als auch gegenüber privaten», sagt Mathias Engel vom SBV. Ob der Kunde oder das Unternehmen für den Aufpreis aufkommen muss, ist aber letztendlich abhängig vom Vertrag, der unterschrieben wurde.

Kressebuch hat den Preisanstieg bisher nicht an seine Kunden weitergegeben. «Ein Hausbau inklusive Planung dauert im Schnitt zwei Jahre», so der Geschäftsleiter von Marty Häuser AG. Die vor Monaten offerierten Preise könne und wolle er nicht anpassen. Für neue Häuser wird das Unternehmen den Preis nun aber um fünf Prozent erhöhen.

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