Das Leben in der Schweiz ist in den vergangenen Wochen spürbar teurer geworden. 2,4 Prozent betrug die Inflationsrate im März 2022. Das ist zwar deutlich weniger als in anderen Ländern. Für die Schweiz ist es aber der höchste Wert seit 2008.
Diese Teuerung hat zur Folge, dass alle, die in den vergangenen zwölf Monaten keine Lohnerhöhung erhalten haben, real eine Einkommenseinbusse von 2,4 Prozent hinnehmen mussten. Die Gewerkschaften fordern deshalb generelle Lohnerhöhungen, die den Kaufkraftverlust zumindest kompensieren.
Der Arbeitgeberverband will davon aber nichts wissen. «Die Arbeitgeber richten sich bei der Festlegung von Lohnerhöhungen nicht in erster Linie auf die Teuerung aus, sondern auf den finanziellen Spielraum in den Unternehmen», so die Argumentation. Diese Abwehrhaltung könnte sich für die Arbeitgeber als Eigengoal entpuppen.
Denn Arbeitnehmer sind nicht nur Lohnempfänger, sondern auch Kundinnen und Konsumenten. Und müssen diese den Gürtel enger schnallen, weil sie immer weniger bekommen für ihr Geld, dann leiden langfristig auch die Firmen. Umsätze und Gewinne sinken – und im schlimmsten Fall braucht es Kürzungen beim Personal. Ein Teufelskreis.
Die Betriebe sollten deshalb alles daransetzen, die Löhne zu erhöhen und so die Kaufkraft ihrer Angestellten aufrechtzuerhalten. Die nötigen Mittel dürften bei den meisten vorhanden sein. Es kommt schliesslich nicht von ungefähr, dass die Gewinnsteuer-Einnahmen von Bund und Kantonen in den letzten zehn Jahren um satte 35 Prozent gestiegen sind. Zum Vergleich: Die Zahl der Beschäftigten, die diese Gewinne mit ihrer Arbeit ermöglicht haben, ist im gleichen Zeitraum nur um zehn Prozent angewachsen.
Einkommensverlust: Preise steigen stärker als Löhne