Darum gehts
- Trump setzt neue Zölle in Kraft, verunsichert Anleger und Investoren
- Reziproke Zölle: Auge-um-Auge-Prinzip im Handel für «Fairness durch Gegenseitigkeit»
- 25 Prozent Strafzölle auf Autoimporte und russisches Öl geplant
Für US-Präsident Donald Trump (78) ist der 2. April ein zentraler Tag in seiner zweiten Präsidentschaft. Nichts weniger als den «Liberation Day» hat er ausgerufen. Am «Tag der Befreiung» läutet Trump die nächste Runde im Handelsstreit ein und setzt neue Zölle in Kraft. Er macht damit schon heute Anlegerinnen und Investoren nervös. Die Börsen tauchen zum Wochenstart auf breiter Front.
Das erstaunt wenig bei der scharfen Rhetorik Trumps: «Wir werden Länder dafür bestrafen, dass sie in unserem Land Geschäfte machen und uns Arbeitsplätze, unseren Wohlstand und vieles andere wegnehmen», sagt der US-Präsident. Die Zölle würden alle Länder umfassen – und nicht nur eine kleinere Gruppe von zehn bis 15 Ländern mit den grössten Handelsungleichgewichten. Trump gibt den Tarif schon vor dem Mittwoch durch.
Die liberale schwedische Tageszeitung Dagens Nyheter fasst die globale Befindlichkeit an den Märkten kurz vor dem «Liberation Day» in einem Kommentar zusammen. «Es wird eine Woche der Hölle sein für die Weltwirtschaft», heisst es darin. Blick erklärt, worum es am Mittwoch geht.
Was passiert genau am 2. April?
Donald Trump setzt am Mittwoch auf breiter Front Strafzölle in Kraft. Etwa die Zölle in Höhe von 25 Prozent auf alle Autoimporte, unter denen deutsche Autobauer ächzen. Nach einem Bericht des Senders NBC vom Sonntag droht Trump ausserdem damit, die Käufer russischen Öls mit Strafzöllen zu belegen. Sie sollen 25 Prozent betragen und könnten jederzeit kommen. Auch die Pharmabranche werde er ins Visier nehmen. Zudem sollen Strafzölle gegen Länder ausgesprochen werden, die Öl und Gas aus Venezuela beziehen. Vor allem China und Indien dürften diese Zölle empfindlich treffen. Eine Übersicht über die wichtigsten Strafzölle findest du hier.
Reziproke Zölle, was ist das?
Trump setzt immer wieder auf reziproke Zölle. Die Idee dahinter ist simpel: Wenn ein anderes Land Zoll auf ein US-Produkt erhebt, dann tun dies die USA im Gegenzug ebenfalls. Konkret: Wenn China auf US-Maschinen einen Importzoll von 20 Prozent verlangt, dann soll die chinesische Maschine beim Import in die USA ebenfalls mit einem Zuschlag von 20 Prozent verzollt werden. Es geht hier also um ein Auge-um-Auge-Prinzip im Handel – Trump nennt das «Fairness durch Gegenseitigkeit».
Warum fährt Trump so auf Strafzölle ab?
Donald Trump will, dass möglichst viele Produkte in den USA produziert werden – nicht im Ausland. Strafzölle machen Importe teurer und sollen so amerikanische Hersteller schützen. Insbesondere in klassischen Industriebranchen wie Stahl, Aluminium oder in der Autoindustrie verspricht Trump, mit Strafzöllen Jobs in die USA zurückzuholen.
Zudem will Trump mit Strafzöllen das Handelsdefizit abbauen. Die USA importieren mehr, als sie exportieren, besonders aus Ländern wie China, Deutschland, Mexiko oder Kanada. Trump sieht darin eine «Ungerechtigkeit» und will das Defizit durch Strafzölle reduzieren. Trump benutzt Zölle aber gern auch als Druckmittel, um andere Länder zu besseren Handelsabkommen zu zwingen. Getreu dem Motto: «Wenn ihr nicht spurt, zahlt ihr drauf.»
Welche Auswirkungen spürt die Schweiz?
Auch wenn die Schweiz nicht direkt von Trumps Strafzöllen betroffen ist, spürt sie deren Folgen deutlich. Vom KMU bis hin zum globalen Konzern hält Trump Schweizer Firmen auf Trab. Wie etwa Kühne+Nagel aus Schindellegi SZ. Seit Wochen laufen die Telefone beim Logistiker heiss, die Kunden suchen nach Schlupflöchern, um möglichst wenig Schaden durch den Zolltarif-Hammer zu nehmen.
Kurz: Auch die Schweiz als exportorientiertes Land leidet unter der wachsenden Unsicherheit im globalen Handel. Besonders betroffen sind die Maschinen-, Uhren- und Zulieferindustrie. Zudem verteuert der als sicherer Hafen geltende Franken die Schweizer Produkte im Ausland – ein Nachteil für die Wettbewerbsfähigkeit. Die Schweizer Wirtschaft steht damit erneut unter Druck, der US-Handelskonflikt bremst auch das heimische Wachstum.
Ist das mit den Strafzöllen nur ein Bluff?
Donald Trump ist fix, wenns ums Einführen von neuen Zöllen geht. Und manchmal noch geschwinder darin, diese wieder aufzuheben. So hat er denn auch mehrfach angedeutet, dass er bei seinen Zöllen flexibel sein wird. Dies beflügelt Diskussionen darüber, ob die Zölle langfristig gedacht sind. Oder ob sie lediglich Druckmittel für Verhandlungen sein werden. Von Trump und seiner Entourage werden diesbezüglich immer wieder gemischte Signale ausgesendet, wie die Associated Press schreibt.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt aber: Trump meint es ernst. Er muss Zölle einführen, wenn er seine Drohkulisse glaubwürdig aufrechterhalten will. Das ist ein gefährliches Spiel. Denn dabei besteht immer die Gefahr einer ungewollten Eskalation. Schon in Trumps erster Amtszeit (2017 bis 2021) gab es einen Handelsstreit mit der EU. Unter anderem verhängte Trump damals Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte aus fast allen Ländern.
Kommts jetzt zur grossen Rezession?
Trumps Zollkrieg ist Gift fürs Wachstum und er drückt weltweit auf die Börsenkurse. Trumps Zollgebahren vergrössert die Sorge, dass ein globaler Handelskrieg zu einer Rezession führt. Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte den Experten Ajay Rajadhyaksha mit den Worten, dass man sich zum ersten Mal seit Jahren «ernsthaft Sorgen um Risikoanlagen» mache. «Sollten sich das politische Chaos und die Handelskriege noch weiter verschärfen, ist eine Rezession nun ein realistisches Risiko in den grossen Volkswirtschaften.»
Trumps Politik sorgt auch bei Schweizer Volkswirtschaftlern für Kopfschütteln. «Gemäss dem traditionellen wirtschaftspolitischen Rezeptbuch macht die Regierung Trump bisher so ziemlich alles falsch», bilanziert Marius Brülhart (57), Wirtschaftsprofessor an der Universität Lausanne, im Gespräch mit Blick.