So sieht der neue Helvetic-Jet aus
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Martin Ebner zeigt die E195-E2:So sieht der neue Helvetic-Jet aus

Blick mit Helvetic-Patron Martin Ebner (75) auf Jungfernflug
«Es ist nicht nötig, die Preise zu drücken»

Die Schweizer Airline verspricht sich vom neuen Embraer 195-E2 viel. Blick hat Helvetic-Patron Martin Ebner auf dem Jungfernflug begleitet. Im Interview über den Wolken spricht der Milliardär über das neue Flugzeug, Corona und seine Ängste.
Publiziert: 09.07.2021 um 01:34 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2021 um 11:15 Uhr
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Helvetic-Patron Martin Ebner vor seinem neusten Flugzeug.
Foto: Nicola Imfeld
Interview: Nicola Imfeld

Hoch über den Wolken im neuen Embraer 195-E2 von Helvetic Airways: Martin Ebner (75) blickt aus dem Fenster. «Da ist er», sagt er und zeigt auf den F/A-18-Kampfjet. Die Luftwaffe erweist dem Helvetic-Jet beim Jungfernflug die Ehre. Präsident Ebner freuts.

Noch mehr ins Schwärmen bringt ihn der neue Flugzeug-Typ seiner Airline. Vier 195-E2 hat die Schweizer Regionalfluggesellschaft beim brasilianischen Hersteller Embraer bestellt. Bis Ende Juli sollen alle ausgeliefert sein. Die Zahlen klingen vielversprechend: Der Jet verbraucht 25 Prozent weniger Treibstoff. Auch sein Lärmaufkommen ist um 65 Prozent geringer.

Herr Ebner, warum haben Sie sich für dieses Flugzeug entschieden?
Martin Ebner: Es gibt kein Besseres auf dem Markt. Das ist das modernste und umweltfreundlichste Flugzeug auf der Kurz- und Mittelstrecke. Hier in der Kabine hört man nun sogar, worüber die Personen drei Reihen hinter uns sprechen. Das kann sehr interessant sein (lacht). Die Anwohner von Stadtflughäfen wie Zürich-Kloten dürfen sich ebenfalls freuen. Beim Landeanflug werden sie uns praktisch nicht mehr hören. Wirtschaftlich profitieren wir enorm. Die Maschine verbraucht 25 Prozent weniger Treibstoff. Je teurer der Ölpreis, desto wertvoller also das Flugzeug.

Was ist Ihnen wichtiger: der ökologische oder ökonomische Aspekt?
Das ist kein Gegeneinander. Wenn man heute der Ökologie nicht Rechnung trägt, hat man ökonomisch keine Chance.

Apropos Umwelt: Billigairlines wie Ryanair oder Easyjet locken Passagiere bereits wieder mit Dumpingpreisen von 10 Franken pro Flug an. Machen Sie da auch mit?
Ganz bestimmt nicht! Es ist auch gar nicht nötig, die Preise so künstlich zu drücken. Mobilität ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Die Leute wollen reisen und fliegen.

Wie ist Helvetic durch die Corona-Krise gekommen?
Wir hatten ähnliche Probleme wie die anderen Airlines. Was uns aber von den grossen Fluggesellschaften unterscheidet, ist die Flexibilität. Alle Helvetic-Mitarbeiter waren jederzeit einsatzfähig. Unsere Piloten mussten nicht zuerst wieder in den Simulator. Da sie nie einen langen Unterbruch hatten, blieben sie aktiv. So konnten wir auch weiterhin für die Swiss Flüge durchführen.

Ich behaupte: Ohne Swiss würde es die Helvetic gar nicht mehr geben.
Nicht einverstanden! Ja, wir haben einen sehr guten Vertrag mit der Swiss. Davon haben wir gerade in dieser Zeit stark profitiert. Aber wenn es die Swiss nicht geben würde, hätten wir bei einer anderen Airline vielleicht noch den besseren Vertrag erhalten.

Haben Sie dem Schweizer Volk eigentlich schon Danke gesagt?
Wegen des Kredits, den die Swiss vom Bund erhalten hat?

Genau.
Moment! Das ist ein Kredit und kein Geschenk. Der Schweizer Staat hat sich nicht am Risiko beteiligt – anders als die Regierung in Deutschland bei der Lufthansa. Ich finde es richtig, dass man der Swiss einen Kredit gewährt hat. Das war eine sinnvolle Massnahme des Bundesrats und hat der Schweizer Volkswirtschaft geholfen. Ich bedanke mich aber nicht für jeden guten Entscheid der Regierung.

Von der Fliege zu den Fliegern

Als Bankier war die Fliege das Markenzeichen von Martin Ebner (75). Nun sind es Flieger, genauer die modernen Embraerjets E1 und E2, die sich der Patron der Helvetic Airways umgeschnallt hat. Als Hauptaktionär hat Ebner die kleine Airline ohne staatliche Unterstützung durch die Corona-Krise gebracht.

Als Bankier war die Fliege das Markenzeichen von Martin Ebner (75). Nun sind es Flieger, genauer die modernen Embraerjets E1 und E2, die sich der Patron der Helvetic Airways umgeschnallt hat. Als Hauptaktionär hat Ebner die kleine Airline ohne staatliche Unterstützung durch die Corona-Krise gebracht.

Wie sieht die Zukunft des Reisens aus?
Mittelfristig bin ich zuversichtlich gestimmt. In Nordamerika und Asien erreichen die Airlines teilweise bereits wieder das Niveau von 2019. Bei uns ist die Lage komplizierter: In Europa haben die Länder unterschiedliche Vorschriften bezüglich Einreise und Quarantäne. Solange nicht genügend Menschen geimpft sind, wird sich hier nicht viel ändern.

Sind Sie selber geimpft?
Selbstverständlich. Ich war einer der Ersten. In dieser Sache hatte mein hohes Alter endlich einmal einen Vorteil (lacht). Der erste Impftermin war ein Freudentag. Nach dem Piks habe ich gleich eine Flasche Champagner aufgemacht. Das war ein sehr befreiender Moment. Ich wäre froh, wenn die Menschen, die sich aus diffusen Gründen nicht impfen lassen wollen, ihren Entscheid überdenken. Es geht um Verantwortung und das Gemeinwohl der Gesellschaft.

Sie haben früher immer wieder politisch Stellung bezogen. Heute ist das anders. Verraten Sie uns: Wie zufrieden ist Martin Ebner mit dem Pandemie-Management des Bundesrats?
Ich würde der Landesregierung ein gutes Zeugnis ausstellen. Schlecht war, wie unvorbereitet das BAG und das VBS gewesen sind. Es kann doch nicht sein, dass man wochenlang behauptet, Masken würden nichts nützen. Nur weil wir zu diesem Zeitpunkt nicht genügend Masken hatten.

Ökonomen sehen die Schweizer Wirtschaft bereits wieder auf Vorkrisenniveau. Sie auch?
Krise? Die Schweiz war doch gar nie in einer wirtschaftlichen Krise! Dieser Eindruck ist bloss entstanden, weil Wirtschaftsteile mit hoher Visibilität wie die Gastro- und Reisebranche am Boden waren. Deren Einfluss auf die Wirtschaftsleistung der Schweiz ist aber marginal. Die verarbeitende Industrie oder die Finanzindustrie haben durchgearbeitet. Angst um die Schweiz musste man deshalb nie haben.

Haben Sie Angst um die Zukunft der Schweiz?
Ich habe Bedenken. Die Leistungsbereitschaft hat spürbar nachgelassen. Gerade in der Pandemie haben die Leute gemerkt, dass der Staat helfen kann. Man hat nun das Gefühl, der Staat müsse immer helfen. Das ist die falsche Einstellung und schädlich für die Schweiz. Die Eigenverantwortung muss wieder stärker ins Zentrum rücken.

Sie sind immer noch Eigentümer der BZ-Bank. Verfolgen Sie eigentlich noch die Märkte?
Klar doch! Ich bin jeden Tag im Büro von Morgen früh bis Abend spät.

An der Börse werden bereits wieder Rekorde gebrochen. Wann kommt der grosse Crash?
Ich bin kein Hellseher. Aber ich mache mir Sorgen. Wegen der Pandemie-Hilfeleistungen erleben wir eine Geldschwemme, wie wir sie noch nie gesehen haben. Wie wir da ohne grosse volkswirtschaftliche Schäden wieder rauskommen sollen, weiss niemand. Ich rate: Jetzt auf keinen Fall auf Obligationen setzen. Und vorsichtig sein bei Immobilien. Diese werden zu teuer, sobald die Zinsen steigen.

Wie können Kleinanleger ihr Geld vermehren?
Vermehren? Das ist derzeit sehr schwierig ... Die einzige Chance, Kapital zu bewahren, ist auf Aktien von Unternehmen zu setzen, die gut geführt sind und eine starke Position im Markt haben.

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