Blick macht den Selbsttest
Neues Bank-Angebot von Coop hält nicht, was es verspricht

Die Rückkehr von Coop ins Bankgeschäft hat grosses Echo ausgelöst. Doch ist das angebotene Bankprodukt auch konkurrenzfähig? Blick hat ein Konto eröffnet und erste Tests gemacht.
Publiziert: 31.10.2023 um 01:34 Uhr
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Aktualisiert: 31.10.2023 um 12:11 Uhr
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Das neue Banking-Angebot von Coop, Finance+, ist bislang kein Überflieger.

Eine Smartphone-Bank muss digital, schnell und unkompliziert sein. An diesen Standards muss sich auch das neue Bank-Angebot von Coop messen lassen, Finance+. Es will in einer Liga spielen mit CSX, Zak, Neon und anderen in der Schweiz bereits etablierten Neobanken.

Es gibt noch Kinderkrankheiten

Blick macht den Härtetest, versucht von unterwegs aus dem Zug ein Konto zu eröffnen. Der Account ist schnell aufgesetzt, danach braucht es die Verifizierung mittels ID und Selfie-Video. In einem ersten Test scheitern wir danach an den Personalien. Wer in einem Ort wohnt, in dem mehrere Ortsteile dieselbe Postleitzahl nutzen, hat Pech: Da muss man noch separat einen Adressnachweis hochladen. Nach fünf Tagen ist das Problem noch nicht gelöst. Es folgt die Aufforderung, den Onboarding-Prozess von Neuem zu beginnen. Nein danke.

In einem zweiten Test gibts mit den Personalien keine Probleme, die Konto-Eröffnung klappt auf Anhieb. Um das Konto nutzen zu können, muss man nach Eröffnung allerdings zuerst Geld von einem anderen Schweizer Bankkonto lautend auf den gleichen Namen aufs neue Coop-Finance+-Konto überweisen. Bis die Überweisung auf dem neuen Konto ankommt, dauert es nochmal einen Tag.

Nachdem das Konto endlich einsatzbereit ist, taucht das nächste Problem auf: Will man die Karte im Apple Wallet hinterlegen, um mit dem Handy zu bezahlen, findet sich Coop Finance+ nicht in der Liste der aufgeführten Banken. User müssen die Karte entweder manuell hinzufügen, oder die Hypothekarbank Lenzburg auswählen – sie ist die Partnerin von Coop beim neuen Bank-Angebot. Für Kundinnen und Kunden ist das verwirrend. Auch Android-User müssen für die Hinterlegung der Karte bei Google Pay noch Umwege in Kauf nehmen. Spätestens bis Ende Jahr werde der Prozess zur Integration der Karten in den elektronischen Portemonnaies vereinfacht, verspricht Coop.

Wer weiterhin lieber mit einer physischen Karte bezahlt statt mit dem Handy, kann sich eine solche zusätzlich bestellen. Bis sie ankommt, dauert es allerdings bis zu 10 Arbeitstage. Von digital, schnell und unkompliziert kann nicht die Rede sein.

Keine Wahnsinns-Vorteile

Die Vorteile? Kostenlose Kontoführung für ein Jahr. Ab dem zweiten Jahr bleibt es bei einem Kartenumsatz von mehr als 500 Franken kostenlos, sonst kostet die Kontoführung 5 Franken pro Monat. Die Debitkarte ist kostenlos, eine Zusatzkarte kostet einmalig 5 Franken. Dazu gibt es doppelte Supercard-Punkte für ein Jahr. Der Zins: beim Sparkonto nur 0,75 Prozent.

Dazu lässt sich Bargeld an Coop-Ladenkassen abheben. Allerdings nur 300 Franken pro Tag. Das ist nicht ganz neu. Seit Frühjahr 2022 liess sich schon punktuell Geld an Coop-Kassen abheben. «Mit Coop Finance+ werden wir diesen Service nun breit ausrollen und für alle zugänglich machen», so Sprecherin Rebecca Veiga. Dafür waren verschiedene Entwicklungen am Kassensystem erforderlich.

Bei den meisten Neobanken gibt es die Kontoführung komplett gratis. Dazu sind dort auch internationale Überweisungen möglich – bei Coop Finance+ bislang noch nicht. Immerhin: Der Zins für die Vorsorgelösung von Finance+ liegt weit über jenem bei den Lösungen der Neobank-Konkurrenten.

Das Urteil von Moneyland-Chef Benjamin Manz: «Insgesamt ist das Angebot bislang noch kein Überflieger, mit Ausnahme vielleicht des 3a-Sparkontos.» Es gebe günstigere Neobanken mit besseren Konditionen. «Diese haben also noch nichts zu befürchten», so Manz.

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