Auf einen Blick
In der Beobachter-Serie «Die Abrechnung» zeigen unterschiedliche Menschen ihren Kontoauszug – und erzählen, wie sie mit ihrem Budget leben. Wie viel Geld steht ihnen zur Verfügung? Wofür geben sie es aus?
Zum Beispiel Coop-Verkäuferin Elena Stanic, die in Wirklichkeit anders heisst.
Unsere Familie
Ich bin 30, verheiratet und habe einen zweijährigen Sohn. Nach der Lehre im Detailhandel habe ich bis zu seiner Geburt immer 100 Prozent als Verkäuferin bei Coop gearbeitet. Heute habe ich ein 70-Prozent-Pensum, aber keine fixen Arbeitstage. Manchmal arbeite ich an vier Tagen die Woche und manchmal an fünf. Zum Glück betreuen unsere Eltern den Kleinen. Ansonsten wäre ich nicht so flexibel, und eine externe Kinderbetreuung wäre viel zu teuer.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
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Mein Mann ist 32, gelernter Strassenbauer. Später hat er sich zum Bauvorarbeiter weitergebildet. Seit der Lehre arbeitet er in einem 100-Prozent-Pensum bei einem grossen Bauunternehmen. Sein nächstes Ziel: Baupolier. Das bedeutete mehr Geld und mehr Verantwortung.
Einnahmen
Wir haben zusammen ein Nettoeinkommen von 9640 Franken pro Monat. Ich verdiene 2680 Franken, mein Mann 5390 Franken – und das 13-mal im Jahr. Dazu kommen 230 Franken Kinderzulagen. Die Spesen, die mein Mann für den Arbeitsweg vergütet bekommt, variieren stark, je nachdem, wo die Baustelle ist. Die letzten acht Monate hat er beispielsweise 800 Franken bekommen. Nächsten Monat ist es nur noch die Hälfte.
Ausgaben
Wohnen: Wir leben in der Nähe von Bern auf knapp 100 Quadratmetern. Unsere Wohnung hat fünf Zimmer und einen grossen Balkon. Küche und Badezimmer wurden vor fünf Jahren renoviert. Für Miete, Nebenkosten und zwei Parkplätze zahlen wir monatlich 2233 Franken.
Telefon und Internet: 220 Franken pro Monat für Handy, Internet und TV. Der Kombivertrag für die Abos läuft noch bis nächstes Jahr. Danach schaue ich mich nach einem günstigeren Angebot um. Zudem zahle ich mein Handy auf Raten ab, 30 Franken jeden Monat. Dazu kommt noch die jährliche Serafe-Gebühr von 335 Franken.
Versicherungen: Für Hausrat und Haftpflicht geben wir 334 Franken im Jahr aus. Wir hatten beim Einzug in die Wohnung keine 6000 Franken auf der Seite. Deshalb mussten wir eine Kautionsversicherung abschliessen. Die jährliche Prämie beträgt 276 Franken.
Gesundheit: Zu dritt zahlen wir 1240 Franken im Monat für Grund- und Zusatzversicherungen. Wir haben beide die tiefste Franchise. Es war für mich nicht einfach, schwanger zu werden. Deshalb habe ich eine Hormonbehandlung gemacht. Die Grundversicherung hat die Kosten dafür übernommen. Sowieso ist es mir wohler mit der tieferen Franchise. Lieber zahle ich 250 Franken mehr Prämien pro Monat, als dass ich riskiere, 2500 Franken aus der eigenen Tasche zahlen zu müssen. Letztes Jahr kamen für Zahnarzt, Franchise und Selbstbehalt zusätzlich 1000 Franken für uns beide zusammen. Ingesamt kommen also Gesundheitsausgaben von 1325 Franken im Monat zusammen.
Mobilität: Ich kann zu Fuss zur Arbeit. Das heisst: Das Auto brauchen wir vor allem zum Einkaufen, für die Ferien und für Ausflüge – und ich bringe mit ihm unseren Sohn zu den Grosseltern. Die monatlichen Leasingraten für unser Auto – einen Škoda Kodiaq – belaufen sich auf 490 Franken. Dazu kommen 90 Franken fürs Benzin. Ein grosser Brocken ist auch die Versicherung fürs Auto: 2200 Franken im Jahr. 124 Franken zahlen wir für die TCS-Mitgliedschaft; die haben wir vor allem wegen der Pannenhilfe im Ausland.
Haushalt, inklusive Verpflegung ausser Haus: Diese Ausgaben kann ich nicht so gut beziffern. Ich mache keine Wochenerledigungen, sondern kaufe dann ein, wenn ich arbeite. So sehe ich gleich die Aktionsangebote. Das lohnt sich sehr, vor allem beim Fleisch. Ich kaufe eigentlich keine Markenprodukte, sondern lieber Coop-Eigenmarken oder Prix-Garantie-Produkte. Früchte und Gemüse müssen aus der Schweiz kommen. Das ist mir wichtig. Auf Bio achte ich hingegen weniger. Über den Daumen gerechnet, gebe ich für Lebensmittel, Hygieneprodukte und andere Dinge ungefähr 1200 Franken pro Monat aus.
Unser grösstes Laster ist das Rauchen. Mein Mann und ich sind in jungen Jahren dieser Sucht verfallen und geben pro Monat 800 Franken für Zigaretten aus. Ich rauche ein halbes Päckli, mein Mann anderthalb Päckli pro Tag. Das geht ordentlich ins Geld. Für meinen Mann ist das Rauchen ein Luxus, für mich eine unnötige Jugendsünde, von der ich nicht mehr loskomme.
Wenn wir nicht kochen, essen wir bei meiner Mutter. Manchmal kocht sie uns auch was und bringt es vorbei. Einmal pro Monat holt uns mein Mann einen Kebab oder eine Pizza. Das macht für uns beide inklusive Getränk zirka 40 Franken.
Abzahlung Kreditkarte: Wir haben beide Schulden bei unserer Kreditkarte. Ich kann nicht mehr sagen, was wir damit bezahlt haben oder wie es so weit kommen konnte. Auf jeden Fall zahlen wir nun monatlich 150 Franken von unseren Schulden ab. Ziel ist es, die gesamten Kreditkartenschulden so bald wie möglich zurückzuzahlen.
Kleidung und Schuhe: Seit ich Mutter bin, gebe ich für Mode viel weniger Geld aus. Frisch nach der Lehre habe ich mir jeweils teure Markenkleider gekauft. Heute kaufe ich viel weniger und schaue auf den Preis. Mein Mann ist sehr einfach gestrickt. Er trägt immer noch die gleichen Klamotten wie noch vor sechs Jahren. Wenn ich etwas kaufe, dann für unseren Sohn. Zum Beispiel habe ich ihm letzte Woche zwei Paar Winterstiefel für 140 Franken gekauft. Ich hatte noch einen Rabattgutschein von Coop City und zehn Prozent Mitarbeiterrabatte. Nach meiner Schätzung gebe ich ungefähr 1100 Franken jedes Jahr für Kleider und Schuhe aus.
Freizeit: Die ist rar. Wenn ich frei habe, verbringe ich meine Zeit mit meinem Sohn und meinem Mann im Wald oder auf einem Spielplatz. Ausflüge machen wir sehr selten. Sonntags gehen wir meistens abwechslungsweise zu unseren Eltern. Selten, vielleicht einmal pro Monat, treffe ich mich mit einer Freundin auf ein Getränk. Ich schätze, dass wir im Monat für unsere Freizeit zirka 40 Franken ausgeben.
Ferien: Mein Mann hat serbische Wurzeln, und ich bin Italienerin. Einmal im Jahr das Meer zu sehen, ist ein Muss für uns. In den Sommerferien fahren wir meistens für zwei Wochen nach Italien. Meine Mutter hat dort eine Wohnung. Dieses Jahr haben wir für Essen, Ausflüge, Benzin und Autobahngebühren 1800 Franken ausgegeben. Im Frühling oder im Herbst gehen wir dann jeweils für zwei Wochen in die Heimat meines Mannes. Wir reisen dann mit dem Auto und übernachten gratis. Das kostet uns meistens gleich viel wie die Sommerferien.
Altersvorsorge: Wir haben eine gemischte Lebensversicherung und zahlen monatlich 340 Franken ein. Bevor wir Eltern wurden, haben wir fast das Doppelte eingezahlt. Damals habe ich aber auch noch mehr gearbeitet. Jetzt können wir nicht mehr so viel Geld in unsere Altersvorsorge investieren.
Steuern: Wir zahlen jeden Monat 700 Franken auf unser Steuerkonto ein. So sparen wir ungefähr einen Monatslohn im Voraus an. Das sollte mehr oder weniger aufgehen. Denn: Die Spesen meines Mannes sind steuerbefreit.
Mitgliedschaften: In der Baubranche und im Detailhandel zu arbeiten, ist kein Zuckerschlecken. Die Löhne sind tief und die Anstellungsbedingungen hart. Deshalb haben wir eine Mitgliedschaft in den jeweiligen Gewerkschaften. Mein Mann ist Mitglied beim Baukader Schweiz und zahlt 120 Franken pro Jahr. Mein Jahresbeitrag bei der Unia beläuft sich auf 252 Franken.
Was ich irgendwann einmal besitzen möchte?
Eine eigene Wohnung. Viele Verwandte und Bekannte haben sich eine eigene Wohnung leisten können, weil sie in jungen Jahren viel gespart haben. Ich habe mein Geld damals lieber ausgegeben.
So fühle ich mich
Wir können unsere laufenden Rechnungen bezahlen, aber das Sparkonto können wir nicht gross auffüllen. Mein Mann und ich haben keine teuren Hobbys, machen kaum Ausflüge. Ich kaufe nicht jeden Monat Kleider oder gebe Geld für Taschen oder Schuhe aus. Aber ja, die Zigaretten reissen uns jedes Jahr ein 9600-Franken-Loch in unser Budget. Wir haben viele Diskussionen rund um das Thema Geld. Es macht mich nervös, nicht viel auf der Seite zu haben. Mein Mann sieht unsere finanzielle Situation entspannter. Seine Meinung: Es gibt viele Menschen, die weitaus weniger haben als wir.
Aufgezeichnet von Katrin Reichmuth
Hier finden Sie die bisherigen Folgen der Rubrik «Die Abrechnung».