Auf einen Blick
In der Beobachter-Serie «Die Abrechnung» zeigen unterschiedliche Menschen ihren Kontoauszug – und erzählen, wie sie mit ihrem Budget leben. Wie viel Geld steht ihnen zur Verfügung? Wofür geben sie es aus?
Zum Beispiel Landschaftsarchitektin Mara Blattner, die in Wirklichkeit anders heisst.
Meine Person
Ich bin 33, gelernte Gärtnerin. Nach meiner Ausbildung und der Berufsmatura blieb ich noch fünf Jahre in meinem Lehrbetrieb. Bevor ich dann einen Bachelor in Landschaftsarchitektur in Angriff nahm. Das hat fünf Jahre gedauert. Neben dem Studium habe ich in einer Bar oder als Werkstudentin, meist in einem 50-Prozent-Pensum, gearbeitet. So konnte ich mein Studium selbst finanzieren.
Seit drei Jahren arbeite ich nun vier Tage die Woche in einem Landschaftsarchitekturbüro. Und: Einmal pro Monat zapfe ich im Stundenlohn Bier in einer Bar. Ich wohne in einer Wohngemeinschaft in der Stadt Zürich.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
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Einnahmen
Ich verdiene jeden Monat 4200 Franken netto. Dazu kommen ungefähr 200 Franken von meinem fünfstündigen Bareinsatz sowie im Schnitt 60 Franken Trinkgeld. Ich habe keinen 13. Monatslohn, aber die letzten beiden Jahre gab es einen Bonus.
Ausgaben
Wohnen: Ich lebe zusammen mit meiner Mitbewohnerin in einer 3-Zimmer-Wohnung mit Zugang zur Haus-Dachterrasse. Wir teilen uns das Wohnzimmer und die Küche. Jede zahlt 1050 Franken Miete, inklusive Nebenkosten. Die Serafe-Gebühr (335 Franken) sowie die separaten Stromkosten (400 Franken) machen nochmals 735 Franken pro Jahr aus. Diesen Betrag teilen wir uns ebenfalls.
Telefon, Internet und Abos: Für mein Handy-Abo und Internet zahle ich monatlich 50 Franken. Musik und Podcasts höre ich über Spotify. Das kostet knapp 14 Franken jeden Monat.
Gesundheit: Ich habe die höchstmögliche Franchise und das Telmed-Modell. Die monatliche Prämie für die Grund- und Zusatzversicherung beträgt 400 Franken. Ich bin schon seit vielen Jahren bei der gleichen Versicherung. Es ist mir zu aufwendig, jedes Jahr zu wechseln. Nebst einer obligaten Jahreskontrolle bei meiner Gynäkologin muss ich zwei- bis dreimal pro Jahr zum Arzt respektive das Beratungstelefon meiner Krankenkasse kontaktieren. Das letzte Mal wegen einer allergischen Reaktion.
Hin und wieder plagen mich Kopfschmerzen. Akupunktur hilft mir sehr. Deshalb gehe ich präventiv alle zwei Monate in eine Behandlung. Meine Zusatzversicherung übernimmt 90 Prozent der Kosten. Das heisst: Pro Behandlung muss ich lediglich 15 Franken selbst zahlen. Zur Dentalhygiene gehe ich hingegen nur alle zwei Jahre. Gemäss meiner Steuererklärung habe ich letztes Jahr 1000 Franken für Selbstbehalt, Franchise und weitere Gesundheitskosten ausgegeben.
Versicherungen: Wir haben eine gemeinsame Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung. Mein Berater meinte, es mache keinen Sinn, wenn wir beide eine eigene Versicherung abschliessen. Die Jahresprämie beträgt 370 Franken. Zudem haben wir eine Rechtsschutzversicherung beim Beobachter, um uns vor teuren Rechtsstreitigkeiten im Arbeits- und Mietrecht abzusichern. Das kostet lediglich 30 Franken pro Person.
Mobilität: In der Stadt bin ich meist zu Fuss oder mit dem Velo unterwegs. Meine Schwester hat mir ihr Citybike geschenkt. Damit fährt es sich ganz gut. Letzthin haben die Bremsen geklemmt. Die Reparatur hat 60 Franken gekostet. Ich schätze, für mein Velo gebe ich pro Jahr 120 Franken aus. Des Weiteren habe ich ein Halbtax-Abo für 170 Franken. Das lohnt sich, weil ich ab und zu einen Ausflug zu Freunden nach Bern und Graubünden mache oder mein Patenkind in Frauenfeld besuche. Wenn im Winter die Temperaturen in den Minusbereich fallen, wechsle ich auch in der Stadt vom Velo auf den ÖV. Ein Blick in die SBB-App zeigt: Ich habe letztes Jahr knapp 1200 Franken für den öffentlichen Verkehr ausgegeben.
Haushalt: Ich kaufe zwei- bis dreimal pro Woche ein, und das ohne Menüplan oder Einkaufsliste. Gemüse, Milchprodukte und Eier lege ich immer in meinen Einkaufskorb. Fleisch und Alkohol hingegen nie. So was konsumiere ich nur auswärts. Dazu kommen ab und zu Grundnahrungsmittel wie Teigwaren oder Reis. Eier, Käse und Milch müssen immer bio sein, beim Gemüse mache ich da Abstriche. Putzmittel, Essig und Öl kaufen meine Mitbewohnerin und ich abwechslungsweise. Für die gemeinsame Einkaufsliste haben wir die App «Flatastic». So sehen wir, wer was eingekauft und bezahlt hat. Ich schreibe mir jeden Einkauf in einer Excel-Liste auf. So behalte ich den Überblick. Es sind monatlich 400 Franken. Dazu kommen jedes Jahr noch drei Coiffeurbesuche (Schneiden und Färben für 200 Franken) und Geburtstagsgeschenke für meine Schwester und Freunde (400 Franken). Das macht zusammen 480 Franken pro Monat.
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Verpflegung ausser Haus: Ich esse weniger im Restaurant als zu Hause. Zum Mittagessen nehme ich an zwei von vier Arbeitstagen etwas von zu Hause mit. An den restlichen Tagen hole ich mir entweder eine Gemüse-Bowl oder ein Sandwich im Coop (zirka 15 Franken) oder ich treffe mich mit einer Freundin in einem Restaurant (zirka 30 Franken). Auch am Abend gehe ich höchstens einmal pro Woche in ein Restaurant (60 bis 80 Franken). Ich könnte schon mehr auswärts essen, aber ich spare das Geld lieber. Zum Beispiel für ein neues Velo oder wenn mein Handy oder Laptop kaputtgeht. Über den Daumen gerechnet macht das pro Monat 400 Franken.
Kleidung und Schuhe: Ich mag Secondhand-Mode und gebe den Kleidungsstücken sozusagen ein zweites Leben. So zu shoppen, ist nicht nur besser fürs Portemonnaie, sondern macht auch mehr Spass. Ausnahmen mache ich bei Unterwäsche, Schuhen und manchmal auch bei Hosen. Letzteres, weil es einfach so schwierig ist, passende zu finden. Dann bestelle ich mir jeweils eine Auswahl nach Hause. Meine letzte Jeans habe ich für 100 Franken über Zalando gekauft. Im Frühling habe ich ein paar alte Kleider verkauft und 170 Franken eingenommen. Schaue ich auf meinen Kontoauszug der letzten acht Monate, habe ich grob gerechnet 250 Franken pro Monat für Kleidung und Schuhe ausgegeben.
Freizeit: Freunde zu treffen, ist ein grosser Bestandteil meiner Freizeit. Zwei- bis dreimal pro Woche findet man mich deshalb in einem Café oder in einer Bar. Ich denke, dafür gebe ich pro Woche zirka 50 Franken aus. Zweimal pro Monat mache ich Yoga, das kostet 30 Franken jedes Mal. Im Herbst und Winter gehe ich auch mal ins Kino oder zum Tanzen in einen Club. Egal, welche Jahreszeit, häkeln tue ich immer. Pro Monat mache ich zwei Täschli, die schenke ich meinen Freundinnen. Für Schnur gebe ich 20 Franken pro Monat aus.
Ferien: Diesen Herbst fahre ich nach Frankreich. Zusammen mit Freunden habe ich ein Haus gemietet. Für eine Woche Unterkunft und Zugfahrt zahle ich 550 Franken. Zudem war ich diesen Sommer eine Woche auf einem Musikfestival in Belgien. Das hat mich mit Ticket, Essen und Zugticket etwa 600 Franken gekostet. Alle zwei Jahre mache ich eine grössere Reise und fliege für drei Wochen irgendwo hin. Ich war schon in Indien, Südafrika und Amerika. Solche Ferien sind teurer. Ich schätze, alles in allem kosten mich die Ferien jeweils 2000 Franken pro Jahr.
Spenden und Mitgliedschaften: Früher hatte ich die WOZ abonniert. Heute den Beobachter. Die knapp 180 Franken teilen sich meine Mitbewohnerin und ich hälftig. Das Strassenmagazin «Surprise» kaufe ich alle zwei Monate und gebe jeweils 10 Franken. Ich bin Rega-Gönnerin. 40 Franken pro Jahr dafür, dass sie mich notfalls vom Berg rettet. Das Rote Kreuz gehört auf die Spendenliste. Der Betrag variiert. Letztes Jahr habe ich 100 Franken überwiesen.
Steuern: Letztes Jahr habe ich 4560 Franken Steuern bezahlt. Dieses Jahr wird es etwa gleich viel sein. Denn: Nebst dem Beitrag für die Säule 3a kann ich nicht viele Steuerabzüge machen.
Sparen: Ich habe ein Lohn- und ein Sparkonto. Eigentlich möchte ich jeden Monat 300 Franken sparen. In der Realität schaffe ich das nur ab und zu. Je nachdem, ob gerade die Rechnung der Krankenkassenprämien – die ich alle drei Monate zahle – ins Haus flattert oder Ferien anstehen. Deswegen schaue ich von Monat zu Monat und überweise, was übrig bleibt.
Altersvorsorge: Letztes Jahr habe ich mich erstmals mit meiner Altersvorsorge befasst. Vorher fehlte schlicht das Geld dafür. Meine Recherchen ergaben: Ich brauche eine dritte Säule. Deshalb habe ich letztes Jahr eine gemischte Lebensversicherung abgeschlossen und zahle monatlich 200 Franken ein. Ich möchte aber noch mehr in die Altersvorsorge investieren und werde dieses Jahr meinen gesamten Bonus bei meiner Bank auf ein Säule-3a-Konto einzahlen.
Der grösste Luxus, den ich mir je geleistet habe
Ich habe mir vor zwei Jahren ein USM-Haller-Möbel für 400 Franken auf Marketplace gekauft. Nicht zu vergessen mein Holzbett. Das hat 1800 Franken gekostet. Es war jeden Franken wert. Es schläft sich so gut darin.
So fühle ich mich
Ich komme gut durch und kann mir leisten, was ich will. Das heisst: auswärts essen, ins Kino gehen oder was Neues zum Anziehen. Während des Studiums musste ich auf diese Dinge verzichten. Damals hatte ich knapp 2200 Franken zur Verfügung. Wenn ich mich aber mit Freunden oder Bekannten vergleiche, die in der Versicherungsbranche oder auf der Bank arbeiten, mache ich mir schon meine Gedanken und werde unzufrieden mit meinem Lohn. Schliesslich habe ich fünf Jahre studiert. Aber am Ende des Tages ist es mir wichtiger, dass mir mein Job gefällt und dass ich hinter meiner Arbeit stehen kann. Und zum Glück habe ich eine günstige Wohnung an einer top Lage.
Aufgezeichnet von Katrin Reichmuth
Hier finden Sie die bisherigen Folgen der Rubrik «Die Abrechnung».