In der Beobachter-Serie «Die Abrechnung» zeigen unterschiedliche Menschen ihren Kontoauszug – und erzählen, wie sie mit ihrem Budget leben. Wie viel Geld steht ihnen zur Verfügung? Wofür geben sie es aus? Zum Beispiel Sekundarlehrer Erik Andersen, der in Wirklichkeit anders heisst.
Unsere Familie: Ich bin 51, verheiratet und habe zwei Kinder: einen Jungen (15) und ein Mädchen (13). Ich bin in Norwegen aufgewachsen. Nach dem Gymnasium habe ich Naturwissenschaften in Norwegen studiert.
Heute unterrichte ich Natur und Technik an einer Zürcher Sekundarschule. Ich arbeite an drei Tagen die Woche, und das in einem 50-Prozent-Pensum. So kann ich die Kinder bei den Hausaufgaben unterstützen und einen Teil der Hausarbeit erledigen.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
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Meine Frau ist 43 und Engländerin. Sie arbeitet Vollzeit als Anwältin bei einem Pharmaunternehmen. Wir haben uns in Norwegen kennengelernt und später in Oslo gelebt. Vor zwölf Jahren sind wir hierhergezogen, weil die Firma meiner Frau ihren Steuersitz in die Schweiz verlegte.
Meine Frau hat seit ein paar Monaten den Schweizer Pass. Meine Kinder und ich haben nach wie vor den C-Ausweis. Und: Die Kinder und ich besitzen den norwegischen Pass. Wenn die ganze Familie zusammen ist, reden wir entweder Norwegisch oder Englisch.
Einnahmen
Meine Frau hat einen Nettolohn inklusive Kinderzulagen von 15’050 Franken, 12-mal im Jahr. Dazu kommt der jährliche Bonus. Der variiert von Jahr zu Jahr. Letztes Jahr waren es 50’000 Franken.
Beide Kinder besuchen ein privates Langzeitgymnasium. Das kostet uns pro Kind monatlich 2750 Franken. Die Arbeitgeberin meiner Frau übernimmt die gesamten Schulgelder, bis beide Kinder volljährig sind. So steht es im Arbeitsvertrag meiner Frau.
Ich verdiene mit einem 50-Prozent-Pensum 3970 Franken netto, 13-mal im Jahr. Zudem vermieten wir zwei Liegenschaften in Norwegen. Daran verdienen wir 2000 Franken monatlich. Inklusive Bonus kamen wir letztes Jahr also auf ein Nettoeinkommen von 25’520 Franken pro Monat.
Ausgaben
Wohnen: Wir konnten vor fünf Jahren eine 4,5-Zimmer-Terrassenwohnung in der Stadt Zürich kaufen. Das war ein absoluter Glücksfall inmitten der Corona-Pandemie. Der damalige Eigentümer wollte die Schweiz schnellstmöglich verlassen und musste seine Wohnung loswerden. Wir haben das Inserat gesehen und sofort geboten.
Die Wohnung kostete 1’290’000 Franken. 176’000 Franken haben wir mit Pensionskassengeldern finanziert, 132’000 Franken teils aus Erspartem und teils aus Erbvorbezug. Für den Rest mussten wir eine Hypothek aufnehmen. Der Zins dafür beträgt 780 Franken. Für Strom, Wasser, Serafe-Gebühren und andere Nebenkosten fallen nochmals 550 Franken an.
Telefon, Internet und Abos: Wir haben alle die günstigsten Handy-Abos. Für Telefon, Internet und diverse Abos wie Netflix, Youtube Premium zahlen wir für die ganze Familie jeden Monat 210 Franken.
Gesundheit: Für sämtliche Krankenkassenprämien (Grund- und Zusatzversicherung) zahlen wir 1200 Franken, 140 Franken pro Kind, 560 Franken für meine Frau und 360 Franken für mich. Meine Frau und ich haben die höchstmögliche Franchise und das Hausarztmodell, weil wir sehr wenig zum Arzt gehen. Und die wenigen Male, die wir gehen, zahlen wir dann aus dem eigenen Sack. Letztes Jahr waren es 2300 Franken.
Dazu kommen 520 Franken für die jährliche Dentalhygiene. Beide Kinder tragen seit kurzem eine Zahnspange. Die Zahnärztin meinte, wir müssen mit 9000 Franken pro Kind rechnen. Glücklicherweise hat uns die Firma meiner Frau vor zwölf Jahren einen Versicherungsberater zur Seite gestellt. Deshalb haben wir für die Kinder ab Geburt eine Zusatzversicherung abgeschlossen. Die Versicherung beteiligt sich nun zu 75 Prozent an den Kosten. Das heisst: Für die restlichen 2250 Franken müssen wir selbst aufkommen.
Versicherungen: Wir haben eine Hausrat-, eine Privathaftpflicht- sowie eine Reiseversicherung. Letzteres, weil wir sehr viel unterwegs sind. Alle drei Policen haben wir bei der gleichen Versicherung. Die jährlichen Prämien betragen 1560 Franken.
Mobilität: Für Schule und Arbeit nehmen wir den öffentlichen Verkehr. Das ZVV-Jahresabo inklusive Zonenerweiterung bis zum Flughafen für die ganze Familie sowie die Halbtax-Abos für meine Frau und mich kosten uns jedes Jahr 4500 Franken.
Wir haben kein eigenes Auto, für Ausflüge mieten wir eines. Wir haben vor der Haustür einen Mobility-Standort, das ist sehr praktisch. Im Schnitt mieten wir zweimal pro Monat ein Fahrzeug. Die letzte Monatsrechnung war 200 Franken.
In die Ferien reisen wir meist mit dem Flugzeug. Ich habe eine lebenslange Goldkarte für die Lounge des skandinavischen Flugzeugverbundes – sehr praktisch.
Haushalt inklusive Essen und Kleider: Wir haben für Lebensmittel, auswärts Essen, Kleider und was sonst noch so im täglichen Leben anfällt, kein Budget. Im Gegenteil, wir kaufen einfach ein und bezahlen, was wir benötigen.
Weil meine Frau und ich in den Läden vorwiegend mit der Kreditkarte bezahlen, lässt sich da relativ einfach Licht ins Dunkle bringen: Monatlich geben wir insgesamt zirka 6000 Franken für alles aus.
So geben wir diesen Betrag monatlich aus: Wir gehen mehrmals wöchentlich im Coop ums Eck einkaufen. Im Einkaufswagen landen wenn möglich biologische und regionale Produkte. Das ist nicht günstig, aber qualitativ hochwertige Lebensmittel sind uns wichtig. Olivenöl, Wein oder auch Käse kaufen wir meistens im Delikatessenladen. Fleisch gibt es bei uns höchst selten. Die Kinder essen es aus Mitleid mit den Tieren nicht. Über den Daumen gerechnet, geben wir jede Woche für Lebensmittel 800 Franken aus.
Die Kinder werden am Mittag in der Schule verpflegt. Ich esse teils in der Schule und teils zu Hause. Einmal pro Woche treffe ich mich mit meiner Frau zum Mittagessen. Meine Frau arbeitet zwei Tage die Woche im Homeoffice, dann essen wir meistens zu Hause etwas. Ich schätze, dass meine Frau und ich für die Mittagsverpflegung wöchentlich 200 Franken ausgeben.
Abends essen wir alle zusammen, vorwiegend koche ich. Am Wochenende gehen wir meistens einmal in ein Restaurant. Entweder weil wir einen Ausflug machen oder weil wir keine Lust haben zu kochen.
Für die ganze Familie kommen wir dann auf einen Betrag von 250 Franken. Meine Frau und ich gehen selten zusammen auswärts essen. Im Alltag bleibt wenig Zeit dafür. In den Ferien sieht es hingegen anders aus. Dort essen wir täglich auswärts.
Meine Frau geht alle vier Monate zum Coiffeur (Haarschnitt inklusive Farbe 170 Franken). Ich habe kurze Haare und schneide sie jede zweite Woche für 60 Franken. Die Kinder lassen sich sechsmal pro Jahr einen neuen Haarschnitt verpassen, das macht zwischen 60 und 80 Franken pro Kind.
Ich gehe mit den Kindern drei- bis viermal pro Jahr einkaufen. Von H&M über SportX ist alles dabei. Der letzte Einkauf hat mich 600 Franken gekostet. Für die Sportuniformen der Schule zahlen wir jedes Jahr 400 Franken.
Meine Frau shoppt lieber im Ausland, meist in den Ferien. Sprich fünfmal pro Jahr für 300 bis 400 Franken. Sie hat auch ein paar Vintage-Designertaschen. Vor 20 Jahren für knapp 1000 Franken gekauft.
Wenn ich in der Schule bin, trage ich Hemd, Jeans und Lederschuhe. Zu Hause bin ich leger mit Pulli oder T-Shirt unterwegs. Ich kaufe vor allem Lederschuhe im Ausland, einmal pro Jahr für 300 Franken. Hemden kaufe ich im Globus. Beim letzten Einkauf habe ich 450 Franken ausgegeben.
Freizeit: Meine Frau hat für 670 Franken ein Fitnessabo. Ich fahre gerne Velo und informiere mich gerade über die verschiedenen Marken von Gravel Bikes. Ich rechne mit Kosten von 4500 Franken für Velo und Ausrüstung.
Mein Sohn spielt elektrische Gitarre (1400 Franken) und geht in den Musikunterricht. Jede Woche 45 Minuten für 80 Franken. Zudem liebt er Brettspiele. Wir haben bereits um die 50 davon zu Hause. Je nachdem, welche Grösse das Spiel hat, kostet es zwischen 40 und 180 Franken. Meine Tochter liebt Mangas. Wir haben ihr ein Abo bei einem Online-Manga-Shop gemacht, das kostet jeden Monat 19 Franken.
Die ganze Familie fährt Ski. Für die Ausrüstung der Kinder haben wir letzten Winter 1000 Franken ausgegeben. Alles in allem kosten unsere Freizeitaktivitäten ungefähr 500 Franken jeden Monat.
Ferien: Als Lehrer habe ich 13 Wochen unterrichtsfreie Zeit. Doch Schulferien sind nicht automatisch Ferienzeit. Ich nutze sechs Wochen davon, um meinen Unterricht vorzubereiten. Die restlichen acht Wochen mache ich frei.
Meine Frau hat wie die meisten nur fünf Wochen Ferien. Das heisst: Drei Wochen fahre ich mit meinen Kindern alleine weg, oder meine Frau kommt mit und arbeitet remote. Wir haben Familie in England, Dänemark und Spanien, die wir einmal im Jahr besuchen. Wir mieten dann jeweils eine Wohnung und ein Auto. Über den Daumen gerechnet macht das 3500 Franken.
Dazu kommen nochmals mindestens zwei Wochen im Sommer. Dieses Jahr haben wir eine Ferienwohnung am Wattenmeer gemietet. Mietauto und Unterkunft machen zusammen 6500 Franken. Das ist im Vergleich zum Städtetrip nach Venedig günstig. Dort haben wir diesen Frühling so viel für lediglich vier Tage ausgegeben.
Die restlichen vier Wochen machen wir sonst irgendwo Ferien. Wir reisen hauptsächlich mit dem Flugzeug und schlafen in Hotels. Die Kinder wollen nicht weit reisen. Deshalb bleiben wir in Europa.
Uns zieht es weg, weil unsere Familien kaum Gelegenheit haben, uns zu besuchen, und Zürich ist uns im Sommer zu heiss. Es ist schwierig zu sagen, wie viel wir für Ferien ausgeben. Wenn ich auf die Kreditkartenabrechnung schaue, macht das grob geschätzt jeden Monat 3000 Franken.
Altersvorsorge: Dafür investieren wir viel Geld. Wir fühlen uns wohl in der Schweiz und können uns gut vorstellen, auch im Rentenalter hier zu leben. Dafür brauchen wir finanzielle Mittel. Wir zahlen jedes Jahr den Maximalbetrag in die dritte Säule ein, zusammen also 14’112 Franken. Darüber hinaus sparen wir monatlich 1100 Franken über die Säule 3b.
Zudem zahle ich dieses Jahr 15’000 Franken mehr in die Pensionskasse ein. Der freiwillige Einkauf lohnt sich für mich, weil die Altersrente, die man dereinst erhalten wird, von der Höhe des vorhandenen Kapitals abhängt. Ich konnte im Vergleich zu meiner Frau weniger Kapital anhäufen, weil ich einerseits Teilzeit arbeite und andererseits mit 40 ins Schweizer Erwerbsleben eingestiegen bin.
Steuern: Letztes Jahr haben wir knapp 90’000 Franken bezahlt. Das Schulgeld für die Kinder wird von der Arbeitgeberin meiner Frau bezahlt. Der Betrag von 66’000 Franken wird uns als Einkommen angerechnet. Dazu kamen noch 13’000 Franken Vermögenssteuern für unsere beiden Liegenschaften in Norwegen.
Spenden: Ungefähr 2000 Franken. Das ist nicht wahnsinnig viel. Dieses Jahr haben wir an die Krebsliga gespendet und an zwei ausländische Organisationen, die sich im Bereich Bildung einsetzen.
Sparen: Wir sparen viel für unsere Altersvorsorge. Dieses Geld können wir dann verwenden, um weitere Immobilien zu kaufen. Ziel wäre es, unseren Kindern später einmal je eine Wohnung zu schenken. Je nachdem, wo sie dann studieren werden.
Der grösste Luxus, den ich mir leiste
Für mich ist Luxus etwas, das man nicht wirklich braucht, aber sich leistet. Deshalb fliegen wir ab und zu Businessclass.
So fühle ich mich
Wir können uns als Familie leisten, was wir wollen. Das ist ein grosses Privileg. Der Teilzeit arbeitende Mann ist in der Schweiz eine seltene Spezies. Das macht mir nichts aus. Ich kümmere mich um den Haushalt und um die Finanzen. Zudem organisiere ich alles rund um unsere Liegenschaften im Ausland.
Wie ist es als Expat-Familie in der Schweiz?
Zwei Drittel, die im Haus leben, sind keine Schweizer. Das gibt eine gute Durchmischung. Wir haben uns vor elf Jahren mit einem Rentner-Ehepaar in der Nachbarschaft angefreundet. Wir treffen uns regelmässig zu Kaffee und Kuchen. Die beiden sind mittlerweile eine Art Ersatz-Grosseltern für unsere Kinder.
Ich fühle mich gut integriert und habe durch meine Arbeit viel Kontakt mit Menschen aus der Schweiz. Meine Frau arbeitet in einer internationalen Firma. Das heisst, die meisten Arbeitskollegen sind ebenfalls Expats. Sie hat in Norwegen bereits gut verdient, und mit Umzug in die Schweiz ist ihr Salär nochmals um 5000 Franken gestiegen.
Für die Kinder ist es schwieriger, weil sie auf eine Privatschule gehen. Ausserhalb der Schule haben sie wenig Kontakt mit anderen Kindern. Vor der Corona-Pandemie ging meine Tochter ins Ballett, und beide Kinder waren im Schwimmclub. Nach dem Lockdown sind sie aber nicht mehr zurückgegangen.