Bittere Pille für US-Präsident – BIP schrumpft überraschend
Trump stürzt Amerikas Wirtschaft in die Krise – das bedeutet es für dich

Sinkende Aktienkurse, schlechte Umfragewerte: Trump und die Wall Street – das passt in der zweiten Amtszeit noch gar nicht zusammen. Am Mittwoch wird bekannt: Die US-Wirtschaft ist im ersten Quartal überraschend geschrumpft. Blick beantwortet die wichtigsten Fragen.
Publiziert: 15:15 Uhr
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Aktualisiert: vor 51 Minuten
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Einen Monat nach seinem Wahlsieg besuchte Donald Trump im Dezember 2024 die Wall Street.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • US-Wirtschaft schrumpft im ersten Quartal 2025 um 0,3 Prozent
  • Trumps Börsen-Bilanz nach 100 Tagen ist fatal, Leitindizes sind abgestürzt
  • Unsicherheiten durch Trumps Politik belasten Aktienmärkte und Wirtschaftsaussichten
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die Börsen-Bilanz von Donald Trump (78) nach 100 Tagen ist fatal: Die Leitindizes sind allesamt abgestürzt und haben heftige Verluste eingefahren. Der breite S&P 500 verlor seit Trumps Amtseinführung am 20. Januar zwischenzeitlich fast 20 Prozent. Aktuell notiert er im Vergleich zur Inauguration 7,2 Prozent tiefer. Ein Börsenwert von 3,66 Billionen Dollar wurde in Trumps zweiter Amtszeit bislang vernichtet, schreibt CNN. Besonders bitter: Es ist der schlechteste Börsenstart eines US-Präsidenten seit gut 50 Jahren. Nur Richard Nixon (1913–1994) schnitt noch schlechter ab.

Am Mittwoch folgt die nächste Hiobsbotschaft: Die US-Wirtschaft hat deutlich an Fahrt verloren und ist im ersten Quartal des Jahres überraschend geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) fiel in den ersten drei Monaten annualisiert um 0,3 Prozent, wie das Handelsministerium laut einer ersten Schätzung mitteilte. Eigentlich war ein Wirtschaftswachstum von 0,8 Prozent erwartet worden. Blick beantwortet die wichtigsten Fragen:

Kommt es jetzt zu einer Rezession?

Seit dem ersten Quartal von 2022 und den Nachwehen der Corona-Pandemie ist das BIP der USA stets gewachsen. Bis jetzt. Bevor der Bekanntgabe der Wirtschaftsleistung am Mittwoch rechneten laut dem «Wall Street Journal» bereits rund 50 Prozent der Finanzexperten mit einer US-Rezession. Diese Zahl dürfte nun noch weiter zunehmen. Allerdings ist nicht alles desolat: Die Arbeitslosigkeit ist nach wie vor relativ niedrig, die Unternehmen investieren weiterhin in ihre Betriebe und die Verbraucher haben ihre Ausgaben noch nicht in nennenswertem Umfang zurückgefahren, wie Regierungsdaten zeigen.

Die nächste Rezession nach 2020 und Corona ist in den USA also noch nicht fix, aber nach dem heutigen Mittwoch wahrscheinlicher. Denn zwei aufeinanderfolgende Quartale mit negativem BIP-Wachstum gelten bereits als Rezession – zumindest besagt das die Faustregel. Das würde bedeuten: Trump und die Amerikaner sind ein schlechtes zweites Quartal von einer Rezession entfernt. Aber: Die Prognosen fürs zweite Jahresviertel sind derzeit noch positiv.

Das National Bureau of Economic Research (NBER) entscheidet jeweils erst rückblickend, wann eine Rezession begonnen oder geendet hat. Das bedeutet, die offizielle Feststellung erfolgt meist erst Monate nach Beginn oder Ende einer Rezession. Ob auf die USA tatsächlich eine Wirtschaftsflaute zukommt, ist die alles entscheidende Fragen. Sie lässt sich aber nicht klar beantworten.

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Was würde eine US-Rezession für dich bedeuten?

Dass du Geduld brauchst, wenn du an den Aktienmärkten investiert bist. Wer einen langfristigen Anlagehorizont hat, kann zuwarten und darauf hoffen, dass sich die Geschichte wiederholt. Denn diese zeigt: Langfristig steigen die Aktienkurse immer.

Anders sieht es aus, wenn du kurz- oder mittelfristig auf Rendite hoffst oder auf Kapital angewiesen bist. In diesem Fall kann eine US-Rezession schnell zum Problem werden: Die Aktienkurse dürften empfindlich auf den wirtschaftlichen Abschwung reagieren, insbesondere wenn sie – wie jetzt – etwas überraschend kommen. Die USA spielen als grösste Volkswirtschaft der Welt eine zentrale Rolle für die globale Konjunktur. Eine Rezession hätte internationale Auswirkungen – auf Rohstoffpreise, Zinserwartungen, Unternehmensgewinne und damit auch auf andere Börsen – auch auf die in der Schweiz.

Hinzu kommt: Viele Schweizer Unternehmen sind eng mit dem US-Markt verflochten – über Exporte, Investitionen oder Zulieferketten. Ein Einbruch der US-Nachfrage würde daher auch die hiesige Wirtschaft bremsen. Der Franken könnte sich weiter aufwerten, was den Export zusätzlich erschwert. Das würde zwar Ferien in Amerika noch günstiger machen – würde aber langfristig unsere eigene Wirtschaft schwächen. Und damit das Portemonnaie von uns allen.

Warum sind die Börsen unter Trump so schlecht gestartet?

Eine der ersten Börsenregel besagt: Sogar schlechte Nachrichten sind für die Börsen besser als Unsicherheiten. Trump scheint das egal zu sein. Denn er schafft seit Amtsbeginn so viele Unsicherheiten, wie es nur geht. Im Februar und März drückte er die Kurse nach unten, weil er immer wieder neue Strafzölle gegen Kanada, Mexiko und China erhob – nur um wenige Tage oder teilweise weniger Stunden später im Falle von Kanada und Mexiko Kehrtwenden zu machen. An seinem Zickzackkurs hielt Trump auch später fest – etwa nach dem von ihm ausgerufenen «Liberation Day am 2. April, als die USA Strafzölle in Höhe von 10 Prozent gegen praktisch jedes Land dieser Welt erhob. Und Teile der Massnahmen später dann für 90 Tage aussetzten.

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Trotzdem weist Trump jede Verantwortung von sich. Auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social schrieb er am Mittwoch: «Es ist Bidens Aktienmarkt und nicht Trumps». Die Zölle würden bald in Kraft treten. Die Unternehmen würden dann beginnen, «in Rekordzahlen in die USA zu ziehen», so der US-Präsident, der seinen Post schloss mit: «Seid geduldig.»

Sind Republikaner nicht besser für die Börsen als Demokraten?

Für Trump ist klar: Die Monate seit Beginn seiner zweiten Amtszeit im Januar waren die «erfolgreichsten ersten 100 Tage einer Regierung in der Geschichte unseres Landes», behauptete er am Dienstag bei einer 90-minütigen Rede. Und auch seine erste Amtszeit (2017 bis 2021) bescherte den USA «die beste Wirtschaft aller Zeiten». Diesbezüglich verwies der Republikaner immer auch auf die Börse, die unter ihm damals tatsächlich einen Boom erlebte. So legte der wichtige US-Aktienindex S&P 500 durchschnittlich um 14,1 Prozent pro Jahr zu. Seine Partei wurde im Wahlkampf auch nicht müde zu betonen, dass die Börse unter republikanischer Führung besser performe als unter demokratischer.

Aktuell stimmt das natürlich nicht. Aber auch historisch gesehen gibts dafür keine Belege: Aktien liefen unter Präsidenten der demokratischen Partei deutlich besser als unter Republikanern. Konkret legte der S&P 500 seit 1926 mit einem Demokraten durchschnittlich um 14,8 Prozent zu und unter einem Republikaner nur um 9,3 Prozent, wie eine Studie der Anlageberatung Retirement Researcher im Jahr 2024 zeigte. Zwischen 1926 und 2023 war 51 Jahre lang ein Demokrat Präsident und 47 Jahre lang ein Republikaner. Während die meisten Extrembeispiele weit zurückliegen – der Republikaner Calvin Coolidge hatte in den 1920er-Jahren Wachstumsraten von über 30 Prozent im Jahr – sticht in jüngerer Zeit vor allem Bill Clinton (78) hervor. Der Demokrat regierte die USA von 1993 bis 2001 mit Aktien-Wachstumsraten von durchschnittlich 17,2 Prozent pro Jahr.

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Wie wirkt sich das auf Trump aus?

Die Umfragewerte sehen sehr schlecht aus. Einerseits sind da die allgemeinen Zustimmungswerte, die sich je nach Umfrage aktuell zwischen 39 und 45 Prozent bewegen. Laut CNN ist das nach 100 Tagen der niedrigste Wert für einen frisch gewählten US-Präsidenten seit den 1950er-Jahren. Besonders ärgern dürften Trump die spezifischen Umfragewerte zur Wirtschaft – sein Kernthema im Wahlkampf. Im Dezember trauten dem damals neu gewählten US-Präsidenten laut CNN-Umfrage noch 65 Prozent eine solide bis gute Wirtschaftsleistung zu. Mittlerweile sind es nur noch 52 Prozent – ein heftiger Einbruch.

Keine Empfehlung für Anleger

Dieser Artikel dient ausschliesslich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Die dargestellten Meinungen und Einschätzungen beruhen auf sorgfältiger Recherche, können jedoch nicht die individuelle Prüfung und Beratung durch Fachleute ersetzen. Börsenentwicklungen sind von vielen Faktoren abhängig und nicht vorhersehbar. Investitionen in Aktien, Kryptowährungen und andere Finanzprodukte bergen Risiken, einschliesslich des möglichen Verlustes des eingesetzten Kapitals.

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