So stark schmierte die Schweizer Wirtschaft seit Jahrzehnten nicht mehr ab. Auf dem Höhepunkt der Coronakrise brach das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal um 8,2 Prozent ein. «Pandemie führt zu historischem Einbruch», meldet das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Gleichzeitig sei die Weltwirtschaft in eine scharfe Rezession gestürzt.
Keine Finanzkrise, kein Ölpreisschock oder Börsencrash hat das geschafft. Der winzige Coronavirus schadet der Wirtschaft mehr als alles andere.
Im zweiten Quartal erlitt die Schweizer Wirtschaft den stärksten Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen der Quartalszahlen 1980, sagt Eric Scheidegger, Seco-Chefökonom und Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik. Im Gespräch mit Blick TV sagt er: «Wir sind in einer schweren Rezession. So einen Einbruch habe ich noch nie erlebt.»
Schon das erste Quartal war mies
Die Schweizer Wirtschaft ist bereits zu Beginn der Coronakrise um 2,5 Prozent geschrumpft. Die Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie legten viele Wirtschaftszweige lahm: Fabriken stoppten die Produktion und Läden, Hotels sowie Restaurants liessen die Läden runter. Flugzeuge blieben am Boden. Touristen kamen keine mehr. Grossveranstaltungen gibt es bis heute noch keine.
Jetzt befindet sich die Eidgenossenschaft offiziell in einer Rezession. In der Ökonomie ist dies der Fall, wenn das BIP mindestens in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen im Vergleich zur Periode davor gesunken ist (siehe auch Box unten).
Gegenüber der Situation vor der Corona-Krise im vierten Quartal 2019 ist das BIP in der ersten Jahreshälfte 2020 kumuliert um 10,5 Prozent eingebrochen, so das Seco weiter.
Pharmabranche verhinderte Schlimmeres
Welche Wirtschaftszweige halfen im zweiten Quartal, dass es nicht schlimmer kam? Laut Seco steigerte die «gewichtige» Pharmabranche ihre Umsätze und verhinderte damit einen «noch kräftigeren Einbruch» im Total des verarbeitenden Gewerbes.
Herbe Rückschläge gabs in konjunktursensitiven Bereichen: Maschinen- und Metallindustrie, Präzisionsinstrumente, Uhren.
Auch die Wertschöpfung im Dienstleistungssektor brach auf breiter Front ein. Ausserordentlich stark zurück ging die Wertschöpfung: Gastgewerbe (Minus 54,2 Prozent!), Transport/Kommunikation (–21,7%).
Wann sind wir raus aus dem Coronatal?
Nun: Mehr als die Hälfte des dritten Quartals ist bereits geschafft. Geht es bereits wieder aufwärts aus dem Coronatal? «Wir sehen erste Hoffnungsschimmer, dass die Stimmung sich bessert», sagt Eric Scheidegger. «In der Industrie gehen wir davon aus, der der Tiefpunkt überwunden ist.»
Die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) rechnete im Vorfeld mit einem nicht mehr ganz so tiefen BIP-Taucher für das gesamte Jahr 2020. Statt einem Rückgang von 5,1 Prozent erwartet sie noch ein Minus von 4,9 Prozent.
Das KOF-Fazit: Trotz des grössten Einbruchs seit über vier Jahrzehnten komme die Schweizer Wirtschaft im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarn recht gut durch die Krise. Auch das Seco sagt am Donnerstag, der BIP-Rückgang sei im internationalen Vergleich «verhältnismässig glimpflich» ausgefallen.
Hier einige Beispiele: Das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands ist im zweiten Quartal um 10,1 Prozent eingebrochen. Das von Frankreich gar um 13,8 Prozent. Spanien ist in die tiefste Rezession seiner Geschichte gerutscht – das BIP-Minus hier: 18,5 Prozent! Der BIP-Taucher in Italien: 12,4 Prozent. Diese Länder leiden massiv mehr als die Schweiz, die besser durch die Krise kommt.
Jetzt also der BIP-Taucher von 8,2 Prozent im zweiten Quartal. Die KOF dürfte ihre Prognose nun nach unten revidieren müssen.
Als Rezession bezeichnet man eine Phase, in der das Produktionspotenzial einer Volkswirtschaft schlecht ausgelastet ist. Soll heissen, es wird nicht so viel produziert, wie eigentlich möglich wäre.
Typischerweise werden Rezessionen durch einen Rückgang der Nachfrage ausgelöst. Normalerweise führt eine Vielzahl kleiner Impulse zu dieser Veränderung. Es wird weniger gekauft und investiert. Dieser Prozess wirkt selbstverstärkend. Die Unternehmen senken ihre Produktion. Deshalb sinkt die Anzahl Arbeitsplätze, was sich erneut negativ auf den Konsum auswirkt.
In der Schweiz spricht man erst von einer Rezession, wenn in zwei Quartalen hintereinander die Wirtschaftstätigkeit sinkt, im Vergleich zum Vorjahr. Messbar ist dies anhand des Bruttoinlandproduktes.
Als Rezession bezeichnet man eine Phase, in der das Produktionspotenzial einer Volkswirtschaft schlecht ausgelastet ist. Soll heissen, es wird nicht so viel produziert, wie eigentlich möglich wäre.
Typischerweise werden Rezessionen durch einen Rückgang der Nachfrage ausgelöst. Normalerweise führt eine Vielzahl kleiner Impulse zu dieser Veränderung. Es wird weniger gekauft und investiert. Dieser Prozess wirkt selbstverstärkend. Die Unternehmen senken ihre Produktion. Deshalb sinkt die Anzahl Arbeitsplätze, was sich erneut negativ auf den Konsum auswirkt.
In der Schweiz spricht man erst von einer Rezession, wenn in zwei Quartalen hintereinander die Wirtschaftstätigkeit sinkt, im Vergleich zum Vorjahr. Messbar ist dies anhand des Bruttoinlandproduktes.