Betroffene bangen um ihr Geld – Lykke-Chef Olsen im Visier
Kunden wollen Gründer von Zuger Pleite-Kryptobörse anzeigen

Die Krypto-Handelsplattform Lykke ging letzten Freitag vom Netz. Jetzt streben Betroffene rechtliche Schritte gegen die Firma und den Gründer an. Dieser wiederum verschleppt die Kommunikation – und schafft in London Gewissheiten.
Publiziert: 11.12.2024 um 15:54 Uhr
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Aktualisiert: 11.12.2024 um 15:55 Uhr
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Die Krypto-Börse Lykke stellte am Freitag den Handel ein.
Foto: NurPhoto via Getty Images

Auf einen Blick

  • Zuger Kryptobörse Lykke eingestellt, Kunden bangen um Einlagen
  • Gründer Richard Olsen verschleppt Kommunikation
  • Hackerangriff im Juni stahl Kryptobestände im Wert von 22 Millionen Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Auf der Website von Lykke deutet alles auf einen ganz normalen Geschäftsalltag hin: Wer auf die Seite geht, bei dem ziehen unten auf dem Bildschirm ganz langsam weisse Wolken vorbei. Weiter oben steht in dicken, schwarzen und grossgeschriebenen Buchstaben: NO FEE CRYPTO EXCHANGE. Sprich: Kryptohandel – ganz ohne Gebühren. Ein grosses Versprechen. Der Haken: Die Zuger Kryptobörse Lykke ist seit Freitag Geschichte. Der Betrieb der Handelsplattform ist eingestellt. Die Kunden bangen um ihre Einlagen.

Hinter Lykke steckt Richard Olsen (71), Ur-Enkel der Bankier-Ikone Julius Bär. Er versucht nun, sein 2015 gegründetes Start-up zu retten. Eigentlich wollte der Schweizer mit dänischen Wurzeln am Montag darüber informieren. Jetzt heisst es aber: «Im Moment liegen verschiedene notwendige Grundlagen für die Entscheidungen, wie es mit Lykke weitergeht, noch nicht abschliessend vor», so Olsen. Rund eine Woche müsse man sich noch gedulden, sagt der Lykke-Chef zu Blick.

Prominenter Journalist will mit anderen Betroffenen klagen

Währenddessen sind viele Kundinnen und Kunden ziemlich ratlos. Mehrere Betroffene bemängeln gegenüber Blick die ausbleibende Kommunikation vonseiten Lykke. Einige haben erst durch die Berichterstattung vom Aus der Kryptobörse erfahren. Und wissen jetzt nicht weiter. Seit Jahren habe er keine Nachrichten von der Kryptobörse mehr erhalten, teilt ein Schweizer mit. «Ich habe den Kundendienst kontaktiert, doch dieser antwortet seit Donnerstagabend nicht mehr.»

Gewisse Lykke-Kunden kämpfen nun um ihre Bestände. Oder zumindest um eine möglichst hohe Entschädigung, wobei auch diesbezüglich ein gewisser Pessimismus vorherrscht. «Einen Teil des Geldes zu bekommen, scheint vorerst noch ein Traum zu sein», so eine Schweizer Quelle. Mittlerweile stehen auch rechtliche Schritte gegen das Krypto-Unternehmen oder deren Gründer im Raum. Mehrere Kunden sollen sich zusammengeschlossen haben, um gegen Olsen vorzugehen.

Offenbar gehört auch der renommierte Berner Schriftsteller und Autor Mark van Huisseling (59) als Betroffener dazu, wie er in einem Artikel auf dem Portal «Inside Paradeplatz» offenlegt. Van Huisseling hat als freier Journalist unter anderem für die «NZZ am Sonntag», die «Weltwoche» und das «Magazin» des Tamedia-Verlags gearbeitet. Laut seinem Bericht unterstützt das Zürcher Büro der Grosskanzlei Baker McKenzie die Lykke-Geschädigten bei ihren juristischen Bestrebungen.

Was hat Olsen genau vor?

Um die Zuger Krypto-Plattform steht es seit Jahren finanziell schlecht. Lykke fehlte es an genügend Investorengeldern. Und 2020 schrieb das Mutterhaus einen Verlust von 5,2 Millionen Franken, im Jahr zuvor waren es gar 8,2 Millionen Franken gewesen. Der endgültige Dolchstoss dürfte ein Hackerangriff im letzten Sommer gewesen sein. Cyberkriminelle klauten im Juni Kryptobestände im Wert von 22 Millionen Franken – offenbar ein Viertel der ganzen Lykke-Bestände.

Von den Hackern fehlt weiterhin jede Spur. Lykke-CEO Olsen sucht immer noch nach dem Diebesgut, um die Kundschaft zu entschädigen. Gleichzeitig arbeitet er an seiner eigenen Zukunft, wie aus einem neuen Kundenschreiben hervorgeht, das Blick vorliegt. Darin heisst es: Andere Teams und Unternehmer seien daran, seine «wissenschaftlich und akademisch anerkannten Erkenntnissen und Ideen» in Erfolge für Firmen und gemeinnützige Organisationen zu verwandeln. Natürlich stehe er als Berater zur Verfügung. Und weiter: «Sollte ich von diesen Initiativen profitieren, werde ich sie zur Entschädigung nutzen, soweit dies möglich und nach den geltenden Gesetzen zulässig ist.» Konkreter wird Olsen nicht.

Nebenbei hat Olsen auch am Lykke-Firmengeflecht geschraubt. Er lässt den Londoner Ableger für die dortige Handelsplattform schliessen, vor der die britische Finanzaufsichtsbehörde bereits im Dezember 2023 warnte. Am Dienstag ging bei den Behörden der Antrag auf Liquidation ein. Der IT-Standort in der litauischen Hauptstadt Vilnius ist weiter aktiv. Gleiches gilt für die insgesamt vier Schweizer Gesellschaften aus dem Lykke-Imperium. So, als ob alles ganz normal ist. 


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