Zuger Krypto-Börse Lykke am Ende – Kundin bangt um 32'500 Franken
«Ich dachte, einer Schweizer Plattform kann man trauen»

Vor knapp zehn Jahren ging die Zuger Krypto-Börse Lykke in den Handel. Im Sommer folgte dann der Schock: Hacker klauten der Plattform 22 Millionen Dollar an Krypto-Beständen. Jetzt stellt Lykke am 6. Dezember den Betrieb ein. Betroffene packen aus.
Publiziert: 03.12.2024 um 21:12 Uhr
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Aktualisiert: 03.12.2024 um 22:11 Uhr
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Die Zuger Handelsplattform Lykke nahm 2015 den Betrieb auf.
Foto: NurPhoto via Getty Images

Auf einen Blick

  • Schweizer Krypto-Börse Lykke stellt Handel ein, Kunden müssen mit Verlusten rechnen
  • Hacker stahlen Kryptobestände im Wert von 22 Millionen Dollar
  • Kanadische Investorin hat 32'500 Franken auf der Plattform blockiert
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Das Angebot klingt sehr verlockend: eine Schweizer Krypto-Börse – ganz ohne Gebühren. Mit diesem Versprechen startete das Zuger Start-up Lykke 2015. Und zu Beginn lief das Geschäft gut. Gut drei Jahre später vermeldete das Unternehmen bereits 90'000 registrierte Konten – mit einem Gesamthandelsvolumen von 1,5 Milliarden Dollar. Das Medienhaus Tamedia stieg damals, im September 2018, bei Lykke ein.

Im vergangenen Juni dann der Schock: Das Unternehmen mit Ablegern in der litauischen Hauptstadt Vilnius und in London musste verkünden, dass Hacker Kryptobestände im Wert von 22 Millionen Dollar gestohlen haben. Die Handelsplattform stellte daraufhin bis auf Weiteres den Handel ein. Von den Dieben fehlt weiterhin jede Spur. Wo das Geld hin ist? Unklar.

Die Meldung machte Ha Chun (40) ein erstes Mal stutzig. Die Kanadierin, die derzeit in Portugal lebt, ist seit 2017 auf der Lykke-Börse investiert. «Das Unternehmen hat uns in E-Mails mehrfach versichert, dass unsere Investitionen sicher sind», sagt sie. Blick hat mit mehreren Betroffenen gesprochen, auch mit solchen aus der Schweiz. Sie alle wähnten sich zuerst noch in Sicherheit – zu Unrecht, wie sich jetzt herausstellt.

Franzose bangt um Summe von 215'000 Franken

In einer weiteren E-Mail an die Kunden gab Lykke-Chef Richard Olsen (71) letzte Woche das Aus der Krypto-Börse bekannt. «Mit grossem Bedauern muss ich Ihnen mitteilen, dass wir nach eingehender Prüfung aller Möglichkeiten den Handel an der Börse per 6. Dezember einstellen werden», heisst es im Schreiben, das Blick vorliegt. Im weiteren Verlauf spricht Olsen vom «schmerzhaftesten Wendepunkt in meinem unternehmerischen Leben». Nun wolle er sich dafür einsetzen, dass die Kundschaft eine möglichst hohe Entschädigung erhalte.

Das heisst konkret: Die Lykke-Kunden müssen mit Verlusten rechnen. Nur jene mit einer sogenannten Cold-Wallet, also selbst gespeicherten Währungen, haben noch Zugriff auf die Bestände. Ha Chun ist bestürzt, denn sie hat keine Cold-Wallet, ihr ganzes Investment ist blockiert. «Ich dachte, einer Schweizer Plattform kann man trauen», sagt sie. Die Kanadierin hält Bestände im Wert von 32'500 Franken. Mehrere Betroffene nennen Blick ähnliche Summen. Und ein in Zürich arbeitender Franzose, der anonym bleiben will, spricht gar von 215'000 Franken! All diese Beträge stehen jetzt auf dem Spiel.

Britische Aufsicht warnt vor Lykke

Ein Hinweis, dass bei Lykke nicht alles gradlinig verläuft, lieferte bereits im Dezember 2023 die britische Finanzmarktaufsichtsbehörde FCA. Sie warnte damals auf der eigenen Website vor der Schweizer Krypto-Börse: «Diese Firma wirbt möglicherweise ohne unsere Erlaubnis für Finanzdienstleistungen oder -produkte. Sie sollten Geschäfte mit dieser Firma vermeiden», heisst es darin unmissverständlich. Lykke-Boss Olsen hat eine Anfrage von Blick bisher nicht beantwortet.

Zuletzt versuchte sich Ha Chun in Schadensbegrenzung. Sie wollte ihre Beträge in Fiat-Währungen auf ihr Bankkonto überweisen. «Auf meinem Lykke-Konto sind die Assets bereits weg, aber die Überweisung ist laut meiner Bank weiter hängig», erzählt sie. Wie ihre Mitbetroffenen fühlt sie sich von Lykke hintergangen. Sie haben deutliche Forderungen an das Zuger Unternehmen: CEO Olsen müsse klar und transparent kommunizieren. Und die Gläubiger bestmöglich entschädigen.

Sie müssen sich wohl bis nach dem 6. Dezember gedulden. Denn das Unternehmen will nach dem Einstellen des Handels allen Kunden einen Kontoauszug über ihre derzeitigen Bestände schicken. Dann wissen die Betroffenen, wie gross ihr Schaden ist.

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