Beschattungsaffäre Iqbal Khan
Finma sieht «schwere Aufsichtsrechts-Verletzungen» bei der Credit Suisse

Die Finma hat das Verfahren in der Beschattungsaffäre um Topbanker Iqbal Khan abgeschlossen. Die Finanzmarktaufsicht beanstandet gravierende organisatorische Mängel, rügt zwei Personen und eröffnet Verfahren gegen drei weitere Personen.
Publiziert: 19.10.2021 um 22:24 Uhr
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Aktualisiert: 20.10.2021 um 08:00 Uhr
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Iqbal Khan wurde von der CS bewacht. Nun hat die Finma das Verfahren abgeschlossen.
Foto: Guenter Bolzern, www.bolzern.tv

Die Credit Suisse liess ihren ehemaligen Starbanker Iqbal Khan (45) durch Detektive überwachen, da dieser zur Konkurrentin UBS wechselte. Die Beschattungsaffäre löste vor zwei Jahren einen Skandal aus, der die Schweizer Finanzbranche bis heute erschüttert.

Nun hat die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) ihr Verfahren gegen die Credit Suisse abgeschlossen. Die Ergebnisse stellen der damaligen Führungsriege ein schlechtes Zeugnis aus: «Die Observationen, insbesondere die Art und Weise wie sie durchgeführt, geheim gehalten und teils verschleiert wurden, zeugen von einer unangemessenen Unternehmenskultur bei Teilen der damaligen operativen Führung der Credit Suisse.»

Überwachungen seien zwar nicht verboten, schreibt die Finma in einer Stellungnahme, aber auch nicht spezifisch geregelt. Risikomanagementprozesse und die Einbettung in das interne Kontrollsystem würden fehlen.

Sieben Beschattungen durchgeführt

Insgesamt habe die Bank zwischen 2016 und 2019 sieben Observationen geplant und grösstenteils durchgeführt. Dabei seien in zwei Fällen Geschäftsleitungsmitglieder in der Schweiz und daneben weitere damalige Mitarbeitende und Drittpersonen im Ausland observiert worden.

Über die Beschattungen sei in den meisten Fällen «formlos und ohne nachvollziehbare Begründung» entschieden worden. Zudem seien die Observationen und deren Hintergründe verschleiert worden. In einem Fall sei eine Rechnung nachträglich geändert worden, um die Kosten für eine Beschattung «zu kaschieren». In die beschriebenen Vorgänge sei der Sicherheitsdienst der Bank massgeblich involviert gewesen.

Interne Weisungen missachtet

Einzelne Mitglieder der damaligen Geschäftsleitung hätten teilweise bank-externe Kommunikationsmittel verwendet, womit Nachrichten nicht mehr vollständig nachverfolgt werden konnten, was im Widerspruch zu den internen Weisungen stehe.

Seither habe die Credit Suisse diverse organisatorische und operationelle Massnahmen getroffen, um Zuständigkeiten und Überwachungsprozesse besser zu regeln. Auch wenn die Finma diese Massnahmen grundsätzlich als geeignet ansieht, um viele der Mängel zu beheben, ordnet sie zusätzliche Massnahmen an.

So verpflichtet sie die Bank, ein neues internes Reporting aufzubauen, mit dem die Geschäftsleitung den Verwaltungsrat oder einen seiner Ausschüsse kontinuierlich über wichtige Governance-Themen informiert. Zudem müssen allfällige Observationen von der obersten Führungsebene (CEO und VR-Präsidium) genehmigt werden. Damit werde es künftig möglich sein, die Verantwortung klar, schnell und dokumentiert zuzuordnen.

Weiter muss die Bank Massnahmen ergreifen, um geschäftsrelevante Kommunikation nachvollziehbar zu dokumentieren. Ausserdem hat die Finma zwei Personen schriftlich gerügt sowie gegen drei weitere Personen Enforcementverfahren eröffnet.

Credit Suisse verurteilt ungerechtfertigte Observationen

In einer Stellungnahme sagt die Credit Suisse, die Mehrheit der zusätzlichen Beschattungen habe dem «dem Schutz der physischen Sicherheit von Mitarbeitenden» gegolten. Man verurteilt alle ungerechtfertigten Observationenen und habe Massnahmen getroffen. So seien Observationen untersagt, sofern sie nicht «aus zwingenden Gründen, wie eine Gefährdung der physischen Sicherheit von Mitarbeitenden», erforderlich seien.

Die Bank bedauert ausserdem, dass sie anfänglich nicht sicherstellen konnte, dass alle relevanten Informationen auf Anhieb verfügbar waren und somit der Aufsichtsbehörde vollständig zur Verfügung gestellt werden konnten.

Nebst Khan liess die CS unter anderem auch den ehemaligen Personalchef Peter Goerke observieren Die Beschattung flog auf und führte dazu, dass verschiedene Führungskräfte die Bank verlassen mussten – auch Konzernchef Tidjane Thiam. (vof)

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