Bauprojekt sorgt für Lacher
Walliser Gemeinde plant Hängebrücke – direkt über Gletscher

Der Rhonegletscher leidet unter dem Klimawandel. Darum will die Gemeinde Obergoms die Eismassen beim Furkapass erlebbar machen – mit einer 130 Meter langen Fussgänger-Hängebrücke. Das Projekt muss noch einige Hürden nehmen – und scheint nicht bei allen gut anzukommen.
Publiziert: 27.01.2025 um 10:30 Uhr
|
Aktualisiert: 27.01.2025 um 21:11 Uhr
1/6
Der Rhonegletscher gehört zu den imposantesten Eismassen der Schweiz.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Hängebrücke über Rhonegletscher geplant, Projekt sorgt für Diskussionen in Obergoms
  • Gemeindepräsident will schmelzende Eislandschaft für kommende Generation zugänglich machen
  • Brücke soll 130 Meter lang werden und in zwei Jahren fertig sein
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_243.JPG
Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Der Rhonegletscher ist ein eindrückliches Naturspektakel. Die Eismassen im äussersten Nordosten des Wallis bedeckt eine Fläche von 15 Quadratkilometern. Seit dem 19. Jahrhundert, als die Gletscherzunge noch bis ins Tal der Obergomser Siedlung Gletsch reichte, ist der vereiste Wasserzulieferer für die Rhone ein beliebter Tourismusmagnet. Sogar James Bond in Gestalt von Schauspieler Ikone Sean Connery (†90) raste im Film Goldfinger auf Skis über das Oberwalliser Eisreich.

Doch der Rhonegletscher verliert allmählich an Imposanz, er schmilzt kontinuierlich. Die Folge: Laut einer Computersimulation der ETH Zürich und Lausanne ist er im Jahr 2100 fast gänzlich verschwunden. Das beschäftigt auch die lokale Politik in Obergoms VS. Gemeindepräsident Patric Zimmermann will die schmelzende Eislandschaft am Furkapass der kommenden Generation einfacher zugänglich machen – mit einem Projekt, das für Diskussionen sorgt. So plant er, eine Fussgänger-Hängebrücke über den Rhonegletscher mit einem kleinen Rundweg zu bauen, wie der «Walliser Bote» berichtet. 

Hämischer Lacher für Hängebrücke-Idee

Bereits in seiner Neujahrsbotschaft erwähnte Zimmermann die Hängebrücke. An der letzten Gemeindeversammlung, im Wallis Urversammlung genannt, stellte er nun weitere Details vor. «Das Gebiet ist ein Eingangstor ins Wallis und die Lebensader unserer Region. Es braucht Visionen», so der Gemeindepräsident. Bei zumindest einer Bürgerin stiess das Projekt auf wenig Freude. Laut der Zeitung stiess sie einen hämischen Lacher aus, als Zimmermann seine Idee präsentierte.

Klar ist: Die Hängebrücke wird kein simples Unterfangen. Der Rhonegletscher gehört zu den am strengsten geschützten Gebieten der Schweiz. Entsprechend werden die Behörden und Umweltverbände die Obergommer Pläne genaustens begutachten. Die schwierige Aufgabe, die Machbarkeit des Projekts auszuloten, kommt Bauingenieur Simon Schnydrig zu. «Die Hängebrücke soll zur Landschaft passen und nicht einfach irgendwo im Gebiet hängen», sagte er an der Urversammlung. Die Brücke soll möglichst wenig Lebensraum beeinträchtigen und praktisch auf der Höhe des Seespiegels liegen. In zwei Jahren soll die Brücke stehen, so die Absicht.

Wallis hielt drei Jahre lang Hängebrücke-Rekord

Derzeit gibt es noch mehrere Varianten für eine mögliche Rhonegletscher-Hängebrücke. Erst wenn das definitive Projekt vorliegt, wird sich zeigen, wie realistisch die Vision ist. Andere Beispiele aus der Schweiz offenbaren, dass solche Bauvorhaben auch scheitern können. So musste der Stadtrat von Brig-Glis im Sommer 2023 seine Pläne für eine 580 Meter lange Brücke über die Grindji-Schlucht begraben, weil man einen zu grossen Eingriff in das Landschaftsbild befürchtete. 

Trotzdem entstehen in der Schweiz immer wieder neue Hängebrücken, weil das die Bergregionen auch im Sommer für Touristen interessant macht. Seit letztem November hat Disentis GR eine solche Brücke für Fussgänger, in Adelboden BE soll bald eine gebaut werden. Und drei Jahre lang hatte unser Alpenland mit der 494 Meter langen Charles Kuonen Hängebrücke in Randa VS gar den Titel der längsten Fussgänger-Hängebrücke der Welt inne. Bis 2021 der Rekord nach Portugal ging. In Obergoms plant man mit 130 Metern weniger protzig.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.