Alkohol ja oder nein? Das ist bei der Migros derzeit das grosse Thema. Doch das nächste steht schon an. Und es ist nicht minder brisant: Fleisch. Bis 2050 soll Fleisch von Schweizer Tellern verschwinden. Das fordert das Gottlieb-Duttweiler-Institut (GDI) aus Rüschlikon ZH, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.
Die Migros-Denkfabrik will eine fleischlose Schweiz, um das Klima zu retten. «Unseren heutigen Fleischkonsum können wir uns nicht mehr leisten, wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen», heisst es beim Gottlieb-Duttweiler-Institut. Brisant: Das Institut wird vor allem von der Migros finanziert, einem der grössten Fleischverkäufer des Landes.
Fehlanreize beseitigen
Das GDI meint es ernst mit einer fleischlosen Schweiz. «Die Fleischproduktion ist eine der grössten Umweltsünden», sagt ein Sprecher zum «Tages-Anzeiger». Auch in der historisch gewachsenen Subvention des Fleischkonsums sieht er ein Problem. «Solche Fehlanreize muss man beseitigen.» Die Frage sei nicht, ob alternative Proteine das Fleisch ersetzen, sondern wann dies der Fall sein wird.
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Die Wissenschaftler des GDI schauen dabei auch über den Tellerrand hinaus. Im Laborfleisch sehen sie eine grosse Chance, den Hunger auf der Welt zu bekämpfen. «Es wäre sehr schwierig, die Weltbevölkerung zu ernähren ohne eine Form von industrieller Produktion», heisst es. Die Vorstellung, sich mit Produkten aus dem eigenen Schrebergarten zu ernähren, sei zwar romantisch – aber unrealistisch.
47,4 Kilo Fleisch pro Kopf
Der Schweizer Fleischverbrauch sinkt seit Jahren. Wurden 2010 noch 52,4 Kilo pro Kopf verzehrt, waren es 2020 noch deren 47,4 Kilo. Fleischersatzprodukte boomen in der Schweiz – allerdings immer noch auf einem tiefen Niveau. 2020 wurden 5,3 Milliarden Franken für Fleisch ausgegeben. Für Fleischersatzprodukte waren es 117 Millionen, 45 Mal weniger. (pbe)