Blick-Schätti: «Er ist eine graue Maus, könnte aber der richtige sein»
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Axel Lehmann übernimmt bei CS:«Er ist eine graue Maus, könnte aber der richtige sein»

Axel Lehmann im Porträt
CS setzt mit neuem Präsidenten auf Swissness

An der CS-Spitze folgt auf den Portugiesen António Horta-Osório mit Axel Lehmann ein Schweizer. Gerade im Vergleich mit der UBS bringt die Credit Suisse damit die Swissness an der Konzernspitze zurück.
Publiziert: 17.01.2022 um 20:05 Uhr
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Aktualisiert: 17.01.2022 um 20:17 Uhr
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Axel Lehmann will die CS als neuer Verwaltungsratspräsident zu «neuer Stärke» führen.
Foto: Bloomberg via Getty Images
Martin Schmidt

Für Axel Lehmann (62) ist der neue Posten des Verwaltungsratspräsidenten der Credit Suisse der bisherige Höhepunkt in einer langen Karriere. Sein Vorgänger António Horta-Osório (57) hatte der Grossbank mit seinen Verstössen gegen die Schweizer Corona-Regeln in skandalreichen Zeiten einen Bärendienst erwiesen. Nun setzt die CS auf pragmatische Swissness.

Mit Lehmanns Ernennung ist die CS-Führung neu vollständig in Schweizer Händen. Der CEO-Posten ist seit Februar 2020 mit Thomas Gottstein (62) besetzt. Auch Gottstein übernahm nach einem Skandal. Sein Vorgänger Tidjane Thiam (59) war über den Beschattungsskandal rund um Iqbal Khan (46) gestolpert.

UBS mit ausländischen Spitzenleuten

Die CS wurde in der Vergangenheit – genau wie Erzrivalin UBS – immer wieder dafür kritisiert, bei der Besetzung des Präsidiums und des CEO-Postens vorwiegend auf ausländische Spitzenleute zu setzen. Bei der UBS sind derzeit der Niederländer Ralph Hamers (58) als CEO und der Deutsche Axel Weber (64) als Präsident am Ruder. Weber soll an der Generalversammlung im April 2022 durch den Iren Colm Kelleher (64) ersetzt werden.

Axel Lehmann stammt aus Bern und wohnt in einer Villa in Herrliberg an der Zürcher Goldküste in der Nachbarschaft von alt Bundesrat Christoph Blocher (71). Er studierte und promovierte an der Universität St. Gallen, wo er auch Titularprofessor für Betriebswirtschaft ist.

Vom Vorgänger angeworben

Horta-Osório hatte Axel Lehmann Anfang Oktober 2021 selbst für den Verwaltungsrat der CS gewinnen können. Als Risikospezalist sollte Lehmann der Bank nach den Skandalen rund um die Greensill-Fonds und den Hedgefonds Archegos wieder zu einem seriösen, geerdeten Image verhelfen. Die Grossbank hatte bei den beiden Debakeln mit falschen Risikoeinschätzungen Milliarden von Dollar verzockt.

Als Verwaltungsratspräsident wird Lehmann das ramponierte Image der Bank nun noch direkter prägen. Für diese Aufgabe sei er genau der Richtige, heisst es aus Bankerkreisen. Lehmann gilt als Stratege. Er wird als rational, analytisch und unaufgeregt beschrieben. Kein schillernder Blender, sondern ein Intellektueller, der seine Worte präzise wählt. «Ich bin überzeugt, dass wir durch eine disziplinierte und zeitnahe Umsetzung unseres strategischen Plans zu neuer Stärke finden», sagt Lehmann.

Bisher in der zweiten Reihe

Eigentlich hätte Lehmann im April in den Verwaltungsrat der Helvetia Versicherung gewählt werden und dort ab 2023 das Präsidium übernehmen sollen. Das hat sich mit dem CS-Präsidium nun erledigt.

Lehmann war 20 Jahre bei der Zürich-Versicherung tätig. Arbeitete dort als USA- und Europa-Chef und zuletzt als oberster Risiko-Chef. Dann folgten fünf Jahre bei der UBS, wo er bis Januar 2021 den Chef-Posten bei der UBS Schweiz innehatte. Ein Aufstieg ganz an die Spitze der Grossbank blieb Lehmann jedoch verwehrt.

Lehmann wird auch als vorsichtig, bisweilen altmodisch beschrieben. Als Chef der UBS Schweiz setzte er auf den direkten Kundenkontakt, die Digitalisierungsstrategie war eher zweitrangig. Im Frühjahr 2021 wurde Lehmann bei der UBS durch Sabine Keller-Busse (55) ersetzt. Lehmann wurde zuvor in mehreren Medienberichten vorgeworfen, dass er die Wachstumsziele der UBS nicht erfüllt habe.

Hartes Wettbewerbsumfeld

Der Schweizer Bankenplatz ist mit den vielen Wettbewerbern und einer strengeren Regulierung ein hartes Pflaster. Bei der CS plant Lehmann derzeit keine Anpassung des unter Horta-Osório eingeschlagenen Kurses. Er wolle sich auf das Schweizer Geschäft und die Vermögensverwaltung konzentrieren. Und er will die Risiken im Investmentbanking in den Griff bekommen.

Lehmann betont, dass er «über die gesamte Bank eine stärkere Risikokultur verankern» will. Gleichzeitig muss er die Erwartungshaltung der Aktionäre erfüllen. Die CS-Aktie ist in den letzten zwölf Monaten einmal mehr deutlich getaucht. Sein Vorgänger Horta-Osório und CEO Thomas Gottstein sollen bei der strategischen Ausrichtung unterschiedliche Ansichten darüber gehabt haben, wie die Bank wieder auf Erfolgskurs gebracht werden kann. Mit Lehmann dürfte in der Führungsetage wieder mehr Harmonie einkehren. Mehr Swissness jedenfalls ist der CS-Spitze mit der Ernennung bereits sicher.


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