Darum gehts
- Schweizer Pharmaindustrie reagiert auf mögliche US-Zölle mit präventiven Massnahmen
- Novartis und andere Firmen stocken Medikamentenlager in den USA auf
- Roche und Novartis verzeichneten Kursverluste von etwa 5 Prozent
US-Präsident Donald Trump (78) droht gerne. Zölle sind dafür sein Lieblings-Vehikel. Auch der Pharmaindustrie hat er damit gedroht. Die Schweizer Firmen haben bereits darauf reagiert. So haben Novartis und andere Branchenvertreter in den letzten Wochen vorsorglich ihre Medikamentenlager in den USA massiv aufgestockt, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.
Nathalie Moll vom europäischen Branchenverband Efpia erklärte am Schweizer Pharmatag in Zürich: «Die Pharmafirmen haben alles, was möglich war, dorthin geschafft». Besonders Novartis soll laut dem Bericht vorgesorgt haben, das Unternehmen wollte dies aber nicht kommentieren.
Wie sehr es dabei drängte, zeigt folgendes Beispiel: Novartis liess Anfang April Medikamente mit zwei Frachtflugzeugen vom Flughafen in Basel nach Huntsville im US-Bundesstaat Alabama fliegen, wie das Onlineportal bsl-mhl-planes.net berichtet. Bei einem der zwei gecharterten Boeing-747-Frachtern kam es zu Hydraulikproblemen. Als der Flieger endlich abheben konnte, galt am Flughafen laut «20 Minuten» bereits Nachtruhe. Novartis nahm aber lieber eine Lärmbusse in Kauf, statt den Flug auf den nächsten Tag zu verschieben.
Roche plant neue Investitionen in den USA
Bislang sind Pharmafirmen nicht von US-Zöllen betroffen. Doch Trump hat mit seiner Drohung, Zölle von 25 Prozent auf pharmazeutische Erzeugnisse zu erheben, bereits Teilerfolge erzielt. Roche plant, freie Kapazitäten in bestehenden US-Werken zu erhöhen. Weitere Investitionen in den USA seien ebenfalls geplant. Für neue Produkte wären jedoch zeitaufwendige Zertifizierungen nötig.
Auch andere Firmen planen verstärkt Investitionen in den USA. Sogar der US-Konzern Pfizer – bekannt vor allem für Viagra – überdenkt nun seine Strategie. Aus Steuergründen hatte Pfizer vor wenigen Jahren seinen Sitz nach Irland verlegt. Unter Druck geraten die Pharmafirmen zudem börsenseitig. Am Montag verzeichneten die Basler Pharmagiganten Roche und Novartis Kursverluste von rund 5 Prozent, ähnlich wie der Schweizer Leitindex SMI.
Was die Pharmaindustrie langfristig plant, hat Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft. Die Unberechenbarkeit des US-Präsidenten erleichtert die Zukunftsplanung für die Pharmaindustrie jedoch keineswegs.