Thailand ist nicht nur wegen der schönen Strände und des guten Essens ein Auswanderer-Paradies. In Thailand ansässige Ausländer zahlen auf Renten, Kapitalerträge und passive Einnahmen, die aus dem Heimatland kommen, bislang keine Steuern – völlig legal. Unter anderem darum leben rund 10'000 Schweizerinnen und Schweizer in Thailand.
Doch mit den steuerlichen Vorteilen könnte es schon bald vorbei sein. Das thailändische Finanzministerium hat angekündigt, dass es bereits ab Januar 2024 die Besteuerung ausländischer Einkünfte für alle natürlichen Personen – ob Thailänder oder Ausländer, die pro Jahr länger als sechs Monate im Land sind – plant. Premierminister Srettha Thavisin wird in der «Pattaya Mail» deutlich: Ausnahmslos alle sollten Steuern auf ihr Einkommen zahlen, «egal wie sie es verdienen». Er bezieht sich damit ausdrücklich auf das Schlupfloch, wonach gemäss geltendem Recht jeder der Einkommenssteuer entgehen kann, der die Überweisung der Einkünfte auf ein späteres Steuerjahr hinauszögert.
Der Aufruhr bei den Expats – zumindest jenen, die nicht in Thailand arbeiten – ist gross. Manche von ihnen sind explizit wegen der vermeintlichen Steuerfreiheit auf Rentengelder und andere Einkünfte nach Thailand gezogen. Die thailändische Regierung machte bis vor kurzem mit diesem Argument sogar Werbung, um Auswanderer ins Land zu locken.
So schnell dürfte es nicht gehen
Diese müssen aber voraussichtlich noch nicht gleich ihre Koffer packen: Die neue Einkommenssteuer-Praxis dürfte sich nicht so schnell umsetzen lassen.
Das System basiert zunächst auf einer Selbstregistrierung. Steuerpflichtige Ausländer, die sich länger als 180 Tage pro Jahr in Thailand aufhalten, sollen bei der Steuerbehörde eine Steueridentifikationsnummer (TIN) einfordern. Da sehr viele Expats gar keine solche haben, könnte es hier schon zu erheblichen Verzögerungen – um nicht zu sagen Verweigerungen – kommen. Die Zeitung «Bangkok One» geht derweil davon aus, dass die Expats gar nicht das primäre Ziel der Behörden sind, sondern Devisenhändler und Börsenmakler, die im Ausland erworbenes Geld mindestens ein Jahr auf Offshore-Konten anlegen, um das erwähnte Steuer-Schlupfloch zu nutzen.
Allerdings hat Thavisin auch bereits eingeräumt, dass Thailand die Steuereinkommen erhöhen muss, um ein Versprechen einzulösen: Ab 1. Februar 2024 soll jeder Thai über 16 Jahren vom Staat 10'000 Baht (etwa 250 Franken) als Digital-Kredit geschenkt bekommen.
Dann müsste noch geklärt werden, ob mit der neuen Praxis Doppelbesteuerungsabkommen verletzt werden. Thailand unterhält solche mit 61 Ländern, darunter seit 1996 auch mit der Schweiz.
Entsteht da ein Verwaltungsmonster?
Bisher bleiben die thailändischen Behörden genauere Infos schuldig. Da die thailändischen Gesetze teils stark dem Ermessen der jeweiligen Exponenten des Staates oder gar privater Träger unterliegen, ist die Verunsicherung in der Expat-Community trotzdem gross. Es wird befürchtet, dass die Thai-Regierung wieder ein «Monster» kreiert, wie während der Pandemie mit dem sehr flatterigen «Center for Covid-19 Situation Administration» (CSSA). Die Expats verlangen eine klare Aussage der Regierung, dass es keinen Versuch geben wird, Steuern auf Alterseinkünfte aus dem Ausland zu erheben.
Von der Unsicherheit profitieren könnten andere Auswanderer-Destinationen wie Brasilien, das eine moderate und transparente Finanztransaktionssteuer einführt.