Umstrittene Diskriminierungspläne von thailändischer Regierung entfachen hitzige Debatte
Ausländer sollen mehr für Hotelzimmer bezahlen als Einheimische

Ein duales Preissystem ist Thailand-Reisenden und Expats im Königreich schon lange ein Dorn im Auge. Es gilt für Nationalparks und Attraktionen. Ausländer zahlen mehr. Jetzt sollen sie auch mehr fürs Hotel berappen. Wegen Covid. Das entfacht eine hitzige Debatte.
Publiziert: 06.07.2022 um 23:24 Uhr
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Aktualisiert: 07.07.2022 um 07:28 Uhr
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Nach Covid liegt die thailändische Tourismusindustrie am Boden.
Foto: AFP

Selbst Ausländer, die in Thailand leben, arbeiten und Steuern zahlen, haben beim Besuch von Nationalparks und einer Reihe von Attraktionen mehr als Einheimische zu bezahlen. Das Argument: Ausländer verdienen mehr und haben mehr Geld. Ein Argument, das zwar hinreichend widerlegt werden kann, doch selbst das offizielle Thailand will nicht von diesem umstrittenen dualen Preissystem abrücken.

Jetzt soll das diskriminierende System der zweifachen Preise ausgeweitet werden. Um die Erholung der durch die Covid-Krise schwer angeschlagenen Tourismusindustrie zu beschleunigen, sollen Touristen auch mehr fürs Hotel bezahlen als Einheimische.

«Das Ministerium für Tourismus und Sport will die Hotelbetreiber auffordern, eine zweistufige Tarifstruktur einzuführen, bei der für ausländische Besucher ähnliche Tarife wie vor der Pandemie gelten, während Einheimische weiterhin ermässigte Tarife in Anspruch nehmen können». Dies sagte Regierungssprecherin Traisuree Taisaranakul am Mittwoch, wie die «Bangkok Post» berichtet.

Schuss droht nach hinten loszugehen

«Damit wollen wir unsere Preis- und Servicestandards für ausländische Touristen aufrechterhalten, was sich auf die Wahrnehmung der Tourismusmarke des Landes auswirkt», erklärt die Regierungssprecherin weiter. «Die Preise, die während Covid-19 gesenkt wurden, werden für Thais beibehalten, um die Dynamik des Inlandstourismus aufrechtzuerhalten.»

Thailands Tourismussektor liegt am Boden. Nach der Aufgabe aller Corona-Massnahmen erwartet die thailändische Regierung rund 10 Millionen ausländische Gäste in diesem Jahr. Ein Bruchteil der 40 Millionen Touristen, die 2019 vor Covid kamen.

Der Vorwurf, dass Thailand seine ausländischen Gäste in erster Linie als «wandelnde Geldautomaten» sieht, ist nicht neu. Selbst in Spitälern haben Ausländer oftmals mehr zu bezahlen. Laut ersten Reaktionen von Brancheninsidern ist es auch unwahrscheinlich, dass ein Preissystem, das Ausländer bestraft, die Erholung des thailändischen Tourismus beschleunigt. Das Gegenteil dürfte eintreffen. Es dürfte Touristen dazu veranlassen, bei ihrer Reiseplanung nach preislich fairen Alternativen Ausschau zu halten.

Hitzige Debatte entbrannt

Die Pläne der thailändischen Regierung haben eine hitzige Debatte in den hiesigen Internetforen ausgelöst. Kommentare fluten auch die «Bangkok Post». Von einem «rassistischen System» ist die Rede. Jemand schreibt: «Nun, das war völlig vorhersehbar. Wenn man Geld verloren hat, muss man mehr verlangen.»

Nicht weniger harsch fallen die Kommentare auf der von vielen Expats und Touristen frequentierten Plattform «Aseannow» aus. Für die thailändischen Regierungspläne wird keinerlei Verständnis gezeigt. Hämisch meint jemand: «Und sie wollen mehr Besucher ins Königreich locken? Reiner Geniestreich.»

Ein anderer rät der Regierung: «Warum kümmern sie sich nicht einfach um ihre eigenen Angelegenheiten und überlegen, wie sie die Touristenzahlen am besten steigern können. Und überlassen es den Hotels, zu entscheiden, was sie berechnen sollen.» (kes)

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