Die Hälfte aller Langzeit-Arbeitslosen sind über 50 Jahre alt
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Expertin zum Arbeitsmarkt:Hälfte aller Langzeit-Arbeitslosen sind über 50 Jahre alt

Ältere trifft die Krise am härtesten
Sie verlieren ihre Jobs trotz jahrelanger guter Leistung

Kurz vor dem Ruhestand die Stelle verlieren: Wegen Corona passiert das immer öfter. Die Pandemie hat die älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hart getroffen. Und es kommt noch schlimmer.
Publiziert: 08.05.2021 um 00:55 Uhr
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Aktualisiert: 08.05.2021 um 11:46 Uhr
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RAV: Häufig die letzte Anlaufstelle für Entlassene.
Foto: KEYSTONE/GAETAN BALLY
Marc Iseli

Neun Jahre arbeitete Sarah Berner* (60) für die SBB. Eines Morgens wird sie im Zug auf der Strecke von Luzern nach Bern attackiert. Die Faust des Passagiers traf sie in der Brust. Berner wurde versetzt und erhielt später den blauen Brief. Ein Arbeitsjahr mehr, und sie wäre unkündbar gewesen.

Fast noch schlimmer hat es Maria Brühlhart* (64) erwischt. Vier Jahre lang kümmerte sie sich mit viel Feingefühl um die Bewohner eines Altersheims in Zofingen AG. Dann die Kündigung aus heiterem Himmel. Brühlhart hatte nur noch sechs Monate bis zur Pension.

Brühlhart und Berner, die beiden haben viel gemeinsam: Sie stehen wegen des Jobverlust unter Schock. Beide haben es jetzt schwer, eine neue Arbeit zu finden, obschon sie jahrelang gute Leistungen gezeigt haben.

Zehntausende ohne Job

Die beiden Schicksale sind keine Seltenheit. Jeder dritte Arbeitslose ist mittlerweile über 50 Jahre alt. Fast jeder zweite Langzeitarbeitslose ist Ü50. Dafür verantwortlich ist unter anderem die Pandemie. Vor Corona war die Arbeitslosenquote bei den Älteren noch unter dem nationalen Schnitt.

Das Virus änderte vieles. Es liess die Zahl der Personen ohne Job explodieren. Die Ältesten traf es am härtesten. Im April galten mehr als 44'000 Personen über 50 Jahre offiziell als arbeitslos. 74'000 suchten eine Stelle. Vor der Pandemie waren es 20'000 weniger! Insgesamt ging die Arbeitslosigkeit über alle Altersgruppen leicht zurück laut neusten Zahlen.

Und die Situation verschärft sich. «Der aktuelle Trend bei den Arbeitslosenzahlen wird sich in den nächsten Monaten verstärken», sagt Heidi Joos (66) von der Organisation Avenir50plus. Viele Unternehmen müssten aktuell den Gürtel enger schnallen. «Die Verführung ist gross, die Älteren, die in der Regel höhere Sozialnebenkosten und Löhne haben, als Erstes zu entlassen. Man nennt das höflich ‹Restrukturierung›. In Tat und Wahrheit ist es knallharte Altersdiskriminierung.»

Entlassungswelle kommt noch

Einziger Lichtblick am Arbeitsmarkt: Die Zahl der offenen Stellen steigt. Aber es bleibt fraglich, ob die Älteren davon profitieren. Denn immer noch sind Hunderttausende Arbeitnehmer in Kurzarbeit. Wenn diese staatliche Krücke wegfällt, kommt die grosse Entlassungswelle. Und die Älteren wird es erneut hart treffen.

Joos fordert auch vor diesem Hintergrund einen gesetzlichen Schutz vor Altersdiskriminierung. «So wie ihn die europäischen Länder schon lange kennen.»

Für Brühlhart und Berner wird es dann zu spät sein. Brühlhart wird dann pensioniert sein. Die Zukunft von Berner aber ist noch offen. Sie hat bei der BLS angeklopft, ohne Erfolg. Das Verdikt: zu alt. Aufgeben will sie aber nicht. «Die Hoffnung stirbt zuletzt», sagt sie.

Kündigung im Alter erhalten: Was tun?

Entlassung im Alter wirkt auf Betroffene oft traumatisch, ist zumindest mit viel Angst und Stress verbunden. Das sagt Heidi Joos von der Organisation Avenir50plus. Sie gibt Betroffenen folgende sechs Tipps:

  1. Rechtzeitig das Gespräch mit Fachleuten suchen. Gleichzeitig viel Bewegung und Körperarbeit (Yoga, Achtsamkeitstraining gegen Stress usw.)
  2. Auslegeordnung: Verborgenes Potential sichten, wer bin ich auch noch, was habe ich bisher ausgeklammert, bin ich auf meiner Lebensspur, was ist meine Vision, wie steht es um Gesundheit, Finanzen, Einsparungspotential, Weiterbildungsbedarf, falsche Glaubenssätze usw.
  3. Kompetenzen-Profil erstellen: Berufliche und persönliche Fähigkeiten
  4. Self-Marketing aktivieren, Vernetzung auf Internetplattformen, Blindbewerbungen
  5. Spirituelle Arbeit: Förderung von Intuition und Selbstwert
  6. Zeit für verschiedenste Weiterbildungen nutzen

Entlassung im Alter wirkt auf Betroffene oft traumatisch, ist zumindest mit viel Angst und Stress verbunden. Das sagt Heidi Joos von der Organisation Avenir50plus. Sie gibt Betroffenen folgende sechs Tipps:

  1. Rechtzeitig das Gespräch mit Fachleuten suchen. Gleichzeitig viel Bewegung und Körperarbeit (Yoga, Achtsamkeitstraining gegen Stress usw.)
  2. Auslegeordnung: Verborgenes Potential sichten, wer bin ich auch noch, was habe ich bisher ausgeklammert, bin ich auf meiner Lebensspur, was ist meine Vision, wie steht es um Gesundheit, Finanzen, Einsparungspotential, Weiterbildungsbedarf, falsche Glaubenssätze usw.
  3. Kompetenzen-Profil erstellen: Berufliche und persönliche Fähigkeiten
  4. Self-Marketing aktivieren, Vernetzung auf Internetplattformen, Blindbewerbungen
  5. Spirituelle Arbeit: Förderung von Intuition und Selbstwert
  6. Zeit für verschiedenste Weiterbildungen nutzen

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