Es wird nur eine geben! So scheint das Schicksal der Credit-Suisse-Filiale in Winterthur besiegelt. Gleich auf der anderen Strassenseite steht eine UBS-Filiale, der Schampus wird hier schon mal kaltgestellt. Denn nun ist klar, dass die neue UBS das Schweizer Geschäft der CS vollständig integriert. Und es an dem Standort nur noch eine Bankfiliale braucht.
Offiziell ist noch nicht bekannt, was mit den CS-Bankschalter-Filialen passiert. «Es ist zu früh, hierzu eine Aussage machen zu können», wiegelt die UBS gegenüber Blick ab. Auch Immobilienbesitzer, bei denen CS-Filialen eingemietet sind, werden im Unklaren gelassen. «Als Eigentümerin wurden wir bis heute nicht kontaktiert», sagt Roman Bühlmann, Sprecher der Pensionskasse Asga. Ihr gehört die Liegenschaft an der Stadthausstrasse 16 in Winterthur, wo die CS eingemietet ist.
Diese Filialen liegen nahe beieinander
Bühlmann dürfte damit nicht allein sein. Die Credit Suisse hat aktuell 97 Filialen. Zum Teil sind die Räumlichkeiten gemietet, zum Teil befinden sie sich in einem Gebäude, das der Bank selbst gehört. Laut Blick-Recherchen gibt es aktuell 75 Orte in der Schweiz, in denen mindestens je eine Filiale der CS und der UBS stehen. In grösseren Gemeinden häufen sich die Doppelungen. Zürich zum Beispiel zählt 20 Standorte: elf UBS- und neun CS-Filialen. Häufig in unmittelbarer Nähe zueinander.
Es liegt auf der Hand, dass einige dieser Filialen verschwinden werden. Die beiden Banken haben ihr Filialnetz bereits vor der Zusammenführung immer wieder zusammengekürzt. Zuletzt kündete die Credit Suisse 2022 die Schliessung von 14 Filialen bis Ende Februar 2023 an.
Mehrjährige Mietverträge
Doch was passiert mit den Räumlichkeiten, wenn die Bankschalter geschlossen und die Tresore leergeräumt sind? Dort, wo die Credit Suisse einen Mietvertrag unterschrieben hat, dürfte so schnell gar nichts geschehen. Denn in der Branche sind Mietverträge mit mehreren Jahren Laufzeit üblich.
«Typischerweise sind das Fristen von fünf bis zehn Jahren», sagt Patrick Schnorf (49), Partner des Immo-Beratungsunternehmens Wüest Partner. Dazu kommt, dass eine Bankfiliale gewisse Eigenheiten hat, die eine Wiedervermietung schwierig macht. Bankfilialen werden mit hohen Sicherheitsstandards gebaut und haben einen speziellen Grundriss. «Das ist sicher eine anspruchsvolle Ausgangslage für eine Wiedervermietung», sagt Schnorf.
Aufwendiger Umbau
Werden die Filialen umgenutzt, braucht es einen aufwendigen Umbau. Gut möglich also, dass die CS-Filialen für die UBS zu Ladenhütern werden.
Laut Schnorf gibt es aber auch einiges, das für die Bankfilialen spricht. In erster Linie ist es die gute Lage der Schalter. Sie befinden sich häufig an einer von Passanten gut frequentierten Lage im Zentrum. «Solche Flächen sind vor allem im Retailbereich aktuell sehr gefragt», so Patrick Schnorf.
Immobilienbesitzerin Asga hat noch keine Kenntnis über allfällige Pläne für die CS-Filiale in ihrer Liegenschaft in Winterthur.