Auf einen Blick
Es war die grosse Nachricht der Woche: Die britische Onlinebank Revolut stellt sich neu auf und passt ihr Angebot an den Schweizer Markt an. Mit mehr Swissness sollen jährliche 250’000 Kundinnen und Kunden dazugewonnen werden. Schon heute betreibt Revolut in der Schweiz mehr als 900’000 Konten.
Was bislang kaum bemerkt wurde: Seit Anfang Jahr ist Revolut auch Telekom-Wiederverkäuferin. So, wie sie einst mit günstigen Wechselkursen das Geschäft der traditionellen Kreditkartenfirmen angegriffen hat, zielt sie jetzt auf das teure Roaming der Mobilfunkbetreiber. Und das mit viel Erfolg, wie Revolut auf Anfrage der «Handelszeitung» darlegt.
Anfang Jahr baute Revolut das neue Offering – wenn auch etwas versteckt – in seiner App ein: Mit wenigen Klicks können die Kundinnen und Kunden eine digitale SIM-Karte («E-SIM») beziehen und diese für das Datenroaming einsetzen. Die «Handelszeitung» hat den Service getestet. Einfacher gehts fast nicht: Abgebucht wird direkt über die App, zusätzliche Länder werden auf die gleiche SIM-Karte geladen. Dass die Dienstleistung von einem Drittanbieter stammt, fällt kaum auf.
Angebot in der Schweiz überdurchschnittlich erfolgreich
Das neue Angebot sei hierzulande bereits 40’000-mal genutzt worden, sagt Revolut-Sprecher Christoph Weferling. Europaweit liege die Schweiz damit auf Rang sieben. Die E-SIM sei «ein weiterer wichtiger Baustein im Reiseangebot von Revolut, das wir in Zukunft um zusätzliche Funktionen und Produkte erweitern werden». Am häufigsten eingesetzt werde die E-SIM in den USA, in der Türkei, in Grossbritannien und in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Man habe über die Sommermonate dort ein deutliches Anziehen der Nutzung festgestellt.
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Die Preise liegen weit unter dem, was hiesige Telekom-Anbieter für ähnliche Dienstleistungen verlangen – vor allem ausserhalb Europas, wo bei den wenigsten Kunden und Kundinnen das Roaming im Abo inbegriffen ist. Ein Beispiel: 5 Gigabyte Datenroaming in der Wirtschaftsmetropole Singapur kosten über Revolut 9.50 Franken. Die Swisscom verlangt für ein Datenroamingpaket der gleichen Zone derzeit 49.50 Franken, Sunrise 59.90 Franken und Salt 49.95 Franken für 3 Gigabyte (ein 5-GB-Paket bietet Salt nicht an).
Komplett vergleichbar sind die Angebote – wie immer – nicht. So sind die Pakete von Revolut maximal einen Monat lang gültig, jene der Schweizer Anbieter jedoch meist ein Jahr lang. Bei Feriendestinationen, die einmalig besucht werden, spielt das in der Regel jedoch keine grosse Rolle. Zudem bedingt das Revolut-Angebot, dass das Telefon mit digitalen SIM-Karten umgehen kann. Technisch steht hinter dem Revolut-Dienst das Telekom-Unternehmen 1 Global.
Gerade für Schweizer Kundschaft sei das Angebot interessant, weil diese – anders als die Kundschaft im EU-Raum – immer auf Roaming angewiesen sei, sobald sie das eigene Land verlasse, sagt Revolut-Schweiz-Chef Julian Biegmann. Und schliesst damit die Klammer zum Kernangebot von Revolut. So konnte sich das Fintech hierzulande im Vergleich zu Kreditkarten vor allem dank seinen günstigen Wechselkursen etablieren, die beim Karteneinsatz in Fremdwährungen anfallen.
Auch Neon zieht mit Roaming-Angebot nach
Nun zieht auch das Schweizer Fintech Neon im Bereich Roaming nach – wenn auch etwas anders. Über die App vermittelt die Neobank ihrer Kundschaft ein ähnlich ausgestaltetes E-SIM-Angebot der Firma Saily. Anders als bei Revolut ist dabei aber eine zusätzliche App und eine entsprechende Registrierung notwendig. Es sei noch zu früh, ein Fazit dazu zu ziehen, wie gut das angelaufen sei, sagt Neon-Marketing-Chef Julius Kirscheneder.