Der Euro-Franken-Wechselkurs macht turbulente Zeiten durch. Ab Anfang Jahr hatte der Euro deutlich zugelegt und Ende Mai beinahe die Franken-Parität erreicht. Danach folgte ein Einbruch. Der höchste Kurs des Jahres lag nicht weniger als 7 Prozent über dem Kurs am Jahresanfang. Das zeigt: Wer sein Feriengeld im falschen Moment wechselt, zahlt deutlich mehr.
Ebenso gross sind die Unterschiede zwischen den Banken – und das für Einkäufe oder Bargeldbezüge. Dies belegt der neuste Test der «Handelszeitung», die mit gut zwanzig Karten an einem Freitagmorgen Ende Mai in Deutschland identische Bargeldbeträge bezogen und Testkäufe durchgeführt hat und so aufzeigen kann, was keine Bank gerne ausweist: Wer zu welchen Kursen abrechnet.
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Die Extremfälle: Die UBS-Tochter Swisscard – ein Joint Venture mit American Express – hat die Parität bereits zur Realität gemacht und verlangte 1.03 Franken für Euros, die über eine «Cashback»-Kreditkarte bezogen wurden. So viel wie keine andere Bank. Die Digitalbank und BLKB-Tochter Radicant wiederum verwendete mit 0.9783 Franken den tiefsten Kurs im Test. Die Swisscard-Kundschaft bezahlte am besagten Tag 5,3 Prozent mehr für die gleichen Euro-Scheine.
ZKB schafft es unter die günstigsten Banken
Neben der Radicant, die sich erst seit kurzem über tiefe Devisenmargen positioniert und das auch bewirbt, tauchen in der Bestenliste vor allem Neobanken auf. Während die Radicant den Devisenmittelkurs zum Zeitpunkt des Tests sogar um 0,1 Prozent unterschreitet, liegt Revolut mit 0,2 Prozent nur leicht darüber. Dahinter folgen die Debitkarten von Wise, der Zürcher Kantonalbank, von Yapeal, Neon und Yuh – alle mit Margen unter 1 Prozent.
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Im Mittelfeld liegen die Debitkarten von Neuling Coop Finance sowie der meisten traditionellen Banken mit Devisenmargen zwischen 1,5 und 3 Prozent. Als am ungünstigsten erweisen sich die Wechselkurse bei den Kreditkarten: Am besten sind hier Postfinance und UBS mit 3,5 Prozent, am teuersten Cembra und Swisscard mit rund 5 Prozent.
Diese Unterschiede können schnell ins Geld gehen. Wer einen 1500-Euro-Flug oder das Hotelzimmer mit der falschen Karte bezahlt, legt – verglichen mit dem billigsten Anbieter – 75 Franken drauf. Aufs Jahr gerechnet, kommt so schnell mal ein hoher dreistelliger Betrag zusammen.
Fremdwährungszuschlag ist nur die halbe Gebühr
Vorsicht gilt insbesondere auch bei den Angaben der Banken zu den vermeintlichen «Fremdwährungszuschlägen». Mit dem wahren Aufpreis haben diese nur selten etwas zu tun. So deklariert Swisscard für seine Cashback-Karte eine «Gebühr für Fremdwährungs- und Auslandtransaktionen» von 2,5 Prozent, obwohl der Kurs letztlich gut 5 Prozent über dem Devisenmittelkurs liegt. Denn der Zuschlag kommt immer auf den Devisenverkaufskurs der jeweiligen Bank. Und in diesem Kurs steckt meist schon eine dicke Marge.
Erstmals hat die «Handelszeitung» den Test dieses Jahr an einem Bankomaten durchgeführt – und ist am Ende mit einem dicken Bündel Euro-Scheinen nach Hause gereist (Erkenntnis: In Deutschland gibt es Geldautomaten mit 5-Euro-Scheinen). Dies einerseits, um zu testen, ob sich die Kurse am Automaten von jenen unterscheiden, die beim Bezahlen mit der Karte verrechnet werden. Und anderseits, um die Gebühren für Bargeldbezüge zu vergleichen. Denn auch da sind die Unterschiede riesig.
Nächste Erkenntnis: Praktisch alle Banken verwenden am Bankomaten die gleichen Devisenkurse wie bei Einkäufen – und bestätigen das auf Anfrage auch. Lediglich Coop schreibt, die Kurse könnten abweichen. Entsprechend ist das Ergebnis der «Coop Finance+»-Karte mit Vorsicht zu geniessen.
Am Bankomaten sind Kreditkarten teuer
Darüber hinaus macht der Test einmal mehr deutlich: Für Bezüge an Geldautomaten sollte man auf Debitkarten setzen und die Kreditkarte im Portemonnaie stecken lassen. Die meisten Banken verlangen bei ihren Kreditkarten eine Mindestgebühr von 10 Franken oder einen relativ hohen Prozentsatz des bezogenen Betrags.
Die Modellrechnung zeigt: Kreditkarten sind immer teurer als Debitkarten. Bei diesen sind die Unterschiede zwischen den Banken grösser. Während traditionelle Banken auf Gebühren von 4.50 bis 5.00 Franken pro Bezug setzen, verrechnen einige Digitalbanken prozentuale Gebühren, die vor allem bei Kleinbeträgen deutlich vorteilhafter sind. Zudem kennen Anbieter wie Revolut und Wise relativ grosszügige Freibeträge. Die ersten rund 200 Franken pro Monat sind da meist gratis.
Die Digitalbank Yuh – eine Tochter von Postfinance und Swissquote – fällt mit einem besonders exotischen Modell auf. Weil dort alle Transaktionen erst mal in der Fremdwährung gebucht und – falls kein Fremdwährungsguthaben vorhanden ist – anschliessend erst in Franken umgerechnet werden, verbucht Yuh auch die Bankomatgebühr in Euro.
Im konkreten Fall hat das dazu geführt, dass zu viel abgerechnet wurde. Laut Gebührentarif kostet ein Bargeldbezug bei Yuh 4.90 Franken. Verbucht wurden zunächst 5.10 Euro. Als dann anschliessend – bei Yuh erfolgte diese Buchung erst nach dem Wochenende – die Euro in Franken umgerechnet wurden, resultierten daraus 5.04 Franken.
Yuh-Chef Markus Schwab bestätigt, dass die Abrechnungsmethode zu Differenzen führen könne, weil man für die Buchungen teilweise unterschiedliche Kurse verwende. Man werde daher künftig etwas tiefere Werte einsetzen und so sicherstellen, dass die Kundschaft im Zweifelsfall nicht mehr, sondern weniger als die 4.90 Franken zahle.
Der Cashback lohnt sich nur in der Schweiz
Fazit des Tests: Kreditkarten sind meist die teuerste Option, Debitkarten von Digitalbanken die günstigste. Doch was ist mit den Umsatzprämien, die – vor allem teurere – Kreditkarten ihrer Kundschaft versprechen? Ob Meilen, Punkte oder Barbeträge: Einige Banken vergüten Einkäufe mit der Karte mit einem Bonus. Da kann sich aufs Jahr gesehen auch etwas anhäufen.
Die kurze Antwort: Im Ausland machen diese Rückvergütungen die schlechteren Wechselkurse vielfach nicht wett. Die Boni liegen in der Regel bei zwischen 0,25 und 1 Prozent des Umsatzes. Die Devisenaufschläge betragen meistens ein Mehrfaches davon. Anders sieht es bei Einkäufen in der Schweiz aus. Da können sich solche Karten durchaus lohnen, sofern die Rückvergütungen höher sind als die jährlichen Kartengebühren. Am besten fährt, wer auf mehrere Karten setzt.
Tipps für weniger Kosten in den Ferien
- Mehrere Karten nutzen. Die Kreditkarte mit der hohen Bonusrückvergütung für Einkäufe in der Schweiz, die Karte mit den günstigen Wechselkursen für die Ausgaben in den Ferien.
- Am Bankomaten nie die Kreditkarte verwenden. Debitkarten verrechnen tiefere Gebühren für den Bargeldbezug und haben meist erst noch bessere Wechselkurse.
- Vorsicht beim Einkauf mit Debitkarten. Einige traditionelle Banken verrechnen eine Gebühr von 1.50 bis 2.00 Franken, wenn man mit der Debitkarte im Ausland bezahlt. Aus einem Espresso für 2 Euro wird so schnell mal ein 4-Franken-Kaffee.
- Immer in Lokalwährung bezahlen. Teilweise wird im Ausland angeboten, einen Einkauf vor Ort in Franken umzurechnen. Das ist in der Regel die teurere Variante. Nicht nur sind die Kurse erfahrungsgemäss schlechter, sondern viele Banken verrechnen auch trotzdem noch einen Auslandzuschlag von bis zu 2,5 Prozent.
- Kaufen Sie Devisen vorab. Revolut verlangt am Wochenende einen Devisenzuschlag von 1 Prozent, der wegfällt, wenn bereits Euros auf dem Konto vorhanden sind. Yuh wiederum macht vor den Ferienzeiten regelmässig Aktionen, bei denen man Devisen gebührenfrei auf Vorrat wechseln kann. Vorsicht aber bei stark schwankenden Währungen: Bricht der Kurs ein, ist die ganze Ersparnis weg.