Man darf sich nicht täuschen lassen: Die 29 Milliarden Dollar Jahresgewinn (rund 25 Milliarden Franken) sind selbst für eine erfolgsverwöhnte Bank wie die UBS ein einmaliges Ergebnis. Dies ist allerdings nur eine buchhalterische Grösse. Denn die nun in den Büchern deutlich höher bewertete Credit Suisse hat die UBS zu einem Schnäppchenpreis kaufen können.
Ob die drei Milliarden Franken für die CS aber tatsächlich der «Preis des Jahrhunderts» sind, wie UBS-Präsident Colm Kelleher (66) am Rande einer Veranstaltung am WEF in Davos GR sagte, muss sich erst noch weisen.
Im Moment kostet der Kauf der CS die UBS Milliarden, vor allem auch in Form entgangener Gewinne. Bis die neue UBS zu alter Grösse gerade in Bezug auf die Profitabilität zurückkehrt, dürfte es bis 2027 oder gar 2028 dauern.
Aktionäre haben keine Freude
Keine schönen Aussichten für die Aktionäre. Diese verdanken denn auch die Geschenke der UBS – mehr Dividende und die Wiederaufnahme des Aktienrückkaufprogramms – nicht. Die Zahlen der UBS lassen viele auf den Verkaufsknopf drücken, die Aktie bleibt den ganzen Tag über im Minus.
Die Aktionäre lassen sich nicht vom einmaligen Rekordgewinn blenden. Entscheidender sind die Zahlen der vergangenen beiden Quartale, als die CS bereits voll in der UBS integriert war. Dabei resultierte jedes Mal ein Verlust: Im dritten Quartal 785 Millionen Dollar, im vierten 279 Millionen Dollar. Nicht alleine, aber doch auch den Kosten für die Integration geschuldet.
Bald ist ein Jahr seit dem Bankenbeben am Paradeplatz vergangen, der Glanz der CS-Rettung verblasst. Bei der UBS ist nun harter Integrationsalltag angesagt. Erste Systeme werden abgestellt, Abteilungen geschlossen, das Kosten-Spar-Ziel präzisiert, nicht rentable Geschäfte abgewickelt.
Noch mehr Sparen
Im Vergleich zu den Kosten Ende 2022 will die neue UBS nun sogar 13 Milliarden Dollar einsparen. Immerhin: Der angekündigte Abbau von 3000 Stellen in der Schweiz soll deswegen nicht verschärft werden. Zum grossen Aderlass dürfte es voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2024 kommen. Bis dahin bleibt die Verunsicherung unter den Mitarbeitenden gross.
Viele Schalterbeamten oder Kundenberaterinnen in der Schweiz dürfte es bald nicht mehr brauchen. «Die künftige Gesamtzahl der Niederlassungen dürfte eher in Richtung der Anzahl von UBS-Filialen von vor der Integration gehen», sagte Ermotti an einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Im Moment betreibt die UBS in der Schweiz noch rund 190 eigene und um die 95 CS-Filialen.
Die UBS steht vor einem harten und steinigen Weg. UBS-Chef Sergio Ermotti (63) bemüht gerne das Bild des Marathonlaufs, um den Prozess der Integration zu beschreiben. Bis jetzt sei rund ein Drittel der Distanz überwunden.
Nachfolge angehen
Wie jeder Läufer weiss: kein Marathon ohne Krise! Müdigkeitsanfälle gehören dazu, Krämpfe drohen etwa ab der Hälfte der Renndistanz, der berühmte «Hammermann» schlägt nach rund zwei Dritteln zu. Die Ziellinie kommt erst Ende 2025 in Sicht. Bis dann sollen alle Kunden über die neuen Plattformen laufen. Das heisst: Ab 2026 beginnt bei der CS das finale Lichterlöschen. Dann wird der ehemaligen Traditionsbank endgültig der Stecker gezogen.
Und spätestens bis dann sollte die UBS auch wissen, wer in die Fussstapfen von Überbanker Sergio Ermotti treten soll, der die Bank nach eigenen Angaben noch drei bis fünf Jahre leiten möchte. Damit die neue UBS nach erfolgreicher Integration der CS eine prosperierende Zukunft vor sich hat, braucht die Bank eine neue Führungspersönlichkeit. Viel Zeit bleibt nicht mehr, um für diese Aufgabe den richtigen Mann, die passende Frau aufzubauen.