Ergebnisse nicht zufriedenstellend
Das ungelöste USA-Problem der UBS

Aktionär Cevian sieht in einer Gewinnsteigerung im US-Geschäft den Schlüssel zu einer höheren Bewertung. Doch hier gibt es Stolpersteine.
Publiziert: 01.02.2024 um 10:54 Uhr
|
Aktualisiert: 01.02.2024 um 11:14 Uhr
1/2
Khan muss das US-Geschäft breiter aufstellen und diversifizieren – sonst wird es nichts mit einem höheren Gewinnbeitrag aus den Staaten.
Foto: Keystone
holger_alich.jpg
Holger Alich
Handelszeitung

Wenn kommende Woche die UBS ihr Jahresergebnis vorstellt, werden die Fortschritte der Integration der Credit Suisse im Vordergrund stehen: Gelingt es der UBS, verlorene Kundengelder zurückzuholen? Wie weit ist Bankchef Ermotti mit dem Stellenabbau in der Schweiz?

Doch neben der CS-Integration schlummert eine weitere Grossbaustelle unter der Motorhaube der UBS: das Wealth-Management in den USA. Es ist zwar gross, aber nicht rentabel genug. Hier die Wende zu schaffen, wäre der Schlüssel, um die Börsenbewertung auf Augenhöhe mit dem US-Rivalen Morgan Stanley zu hieven. Das sieht auch der neue UBS-Aktionär Cevian so. Die Wende in den USA hat zudem eine machtpolitische Bedeutung: Sollte es Spartenchef Iqbal Khan gelingen, endlich mehr aus dem US-Geschäft herauszuholen, käme in Sachen Ermotti-Nachfolge niemand mehr am ihm vorbei.

Artikel aus der «Handelszeitung»

Dieser Artikel wurde erstmals im kostenpflichtigen Angebot von handelszeitung.ch veröffentlicht. Blick+-Nutzer haben exklusiv Zugriff im Rahmen ihres Abonnements. Weitere spannende Artikel findest du unter www.handelszeitung.ch.

Dieser Artikel wurde erstmals im kostenpflichtigen Angebot von handelszeitung.ch veröffentlicht. Blick+-Nutzer haben exklusiv Zugriff im Rahmen ihres Abonnements. Weitere spannende Artikel findest du unter www.handelszeitung.ch.

Doch an ihrem Geschäft mit den Reichen in den USA doktert die UBS schon seit über zwanzig Jahren herum. Im Jahr 2000 gelang den Schweizern hier der Einstieg, als die UBS für umgerechnet 18 Milliarden Franken den US-Vermögensverwalter Paine Webber kaufte. Das Ende des Bankgeheimnisses vor Augen, wollte der damalige UBS-Chef Marcel Ospel die USA als zweiten grossen Heimatmarkt erschliessen.

Das war ihm viel wert, also zahlte er einen Aufschlag auf den Aktienkurs von satten 47 Prozent. Dieser überhöhte Kaufpreis brachte der UBS nach der Übernahme zunächst einmal milliardenschwere Abschreiber ein. Richtig integriert worden sei das Geschäft nie, bemängelte vor kurzem niemand Geringeres als UBS-Präsident Colm Kelleher. In seiner ersten Amtszeit hatte UBS-Chef Ermotti einmal den Plan verfolgt, das europäische und das US-Vermögensverwaltungsgeschäft auf einer Buchungsplattform zu bündeln. Doch da das US-Geschäft so ganz anders funktioniert, wurde das Vorhaben wieder fallengelassen.

Historisches Bild vom US-Broker Paine Webber, der im Jahr 2000 von der UBS übernommen wurde.
Foto: Keystone

Anders als in der Schweiz treten die Berater der UBS in den USA oft unter eigenen Firmennamen an. Die verkaufsstärksten Financial Advisors sind heiss begehrt und wechseln daher öfter die Bankpartner. Aus diesem Grund bleibt ein Grossteil der Erträge bei den Beratern hängen – und nicht bei der Bank.

So gehen von einer Einnahme von 1 Dollar im amerikanischen Vermögensverwaltungsgeschäft der UBS fast 89 Cents wieder für Kosten wie Beraterprovisionen drauf. Zum Vergleich: Im Schweizer Vermögensverwaltungsgeschäft liegt diese Cost-Income-Ratio nur bei gut 55 Prozent.

So bewegt die UBS in den USA zwar grosse Volumen, unter dem Strich schaut aber wenig heraus: Im dritten Quartal blieb von den Einnahmen von 2,6 Milliarden Dollar nur ein Vorsteuergewinn von 307 Millionen Dollar übrig – weniger als in der Schweiz. Die UBS beschäftigt in der Vermögensverwaltung zwar rund 60 Prozent ihrer Berater im Amerika-Geschäft, doch die liefern gerade mal einen Drittel des Vorsteuerergebnisses der Sparte ab.

«Obwohl die UBS in den USA seit 2017 die verwalteten Vermögen in den USA deutlich steigern konnte, dürfte in 2023 der Vorsteuergewinn des US-Wealth-Managements auf rund 1,3 Milliarden Dollar zurückfallen», bemängelt auch Andreas Venditti, Bankanalyst bei Vontobel.

Das Problem: Im US-Geschäft ist die UBS so etwas wie eine Art «Dame ohne Unterleib». Für die reiche US-Kundschaft ist die UBS eine Zweitbank, mit deren Hilfe Kundinnen und Kunden ihre Wertpapiergeschäfte abwickeln, aber kaum rentable Kreditgeschäfte. Für den Zahlungsverkehr wird die UBS in den USA schon gar nicht erst genutzt.

Um mehr Kredite günstig zu refinanzieren, bräuchte die UBS eine stabile Depositenbasis – wie in der Schweiz. Die reiche US-Kundschaft bringt zwar auch Cash, doch sobald irgendwo Zinsen locken, ist das Geld ganz schnell wieder weg. Die Einlagenbasis der UBS in den USA ist daher im Vergleich zu jenen von Wettbewerbern wie JP Morgan viel volatiler.

Genau das gleiche Problem hatte der US-Konkurrent Morgan Stanley. Und löste es vor vier Jahren mit der Übernahme des Online-Brokers E-Trade für 13 Milliarden Dollar. Der Deal hatte weniger das Ziel, Retailkundschaft mit billigem Online-Trading zu beglücken; Morgan Stanley hatte es vielmehr auf die Milliarden Dollar abgesehen, welche die E-Trade-Kunden auf ihren Konten ungenutzt herumliegen lassen. Denn damit lassen sich trefflich Kredite für die reiche Kundschaft refinanzieren. «Solch einen Feeder-Kanal bräuchten wir auch», sagt ein UBS-Manager.

Übernahmeziele sind rar

Doch klar ist: In den nächsten drei Jahren ist das Thema «neue Zukäufe» vom Tisch. Und selbst wenn ein Deal in den USA denkbar wäre, ein Übernahmeziel wie eine E-Trade gibt es schlicht nicht. Konkurrent Charles Schwab hat sich bereits den anderen grossen Online-Broker TD Ameritrade einverleibt und ist mit 117 Milliarden Dollar Börsenwert mittlerweile sogar deutlich mehr wert als die UBS.

Ermottis Vorgänger Ralph Hamers wollte vor zwei Jahren mit dem Robo-Advisor Wealthfront einen US-Zukauf wagen. Doch der Deal scheiterte wegen des hohen Preises am Widerstand der UBS-Aktionäre und -Aktionärinnen. Zudem sollen sich auch die Aufsichtsbehörden in den USA widerborstig gezeigt haben. Und als Zubringer für Kundeneinlagen wäre Wealthfront schlicht zu klein gewesen, um das Funding-Problem der UBS zu lösen.

Khan muss das US-Geschäft daher breiter aufstellen und diversifizieren – sonst wird es nichts mit einem höheren Gewinnbeitrag aus den Staaten. Eine Hoffnung besteht nun darin, dass die UBS dank des CS-Zukaufs viele neue Kunden und Kundinnen aus Lateinamerika in ihren Reihen hat, die oft ganz scharf darauf sind, auch eine Bankverbindung in den USA zu haben. «Wir haben Kundschaft, die in die USA will, hier müssen wir mehr tun», meint ein UBS-Banker.

Steuerfreie US-Gewinne dank Verlustvorträgen

Aus Sicht des Kapitalmarkts – und damit für Neuaktionär Cevian – sind höhere US-Gewinne eine Art Heiliger Gral, weil die Profite de facto steuerfrei sind. Denn die UBS profitiert steuerlich immer noch von ihrem Fast-Crash im Jahr 2008. Laut Geschäftsbericht hat sie allein in den USA noch ungenutzte Steuerguthaben im Volumen von über 13 Milliarden Dollar.

Doch diese Steuergutschriften für Verluste, die vor 2017 angefallen sind, lassen sich in den USA nicht ewig vortragen. Laut dem Geschäftsbericht verfallen diese nach zwanzig Jahren. Das gibt dem Projekt «Gewinnturbo» in den USA eine gewisse Dringlichkeit. Und muss von Ermotti und Khan neben der CS-Integration mit aller Kraft vorangetrieben werden.

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?

Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.