Auf einen Blick
- Thun plant 600 neue Wohnungen auf 45'000 Quadratmetern im Südwesten der Stadt
- Anwohner äussern Bedenken wegen Gebäudehöhe und Verkehrsbelastung
- Geplante Bauhöhe zwischen 17 und 30 Meter, nur 0,5 Parkplätze pro Wohnung
In Thun BE soll neuer Wohnraum entstehen. Und das im grossen Stil. Auf 45’000 Quadratmetern sind im Südwesten der Stadt 600 neue Wohnungen geplant. Eine Mischung aus Miet-, Eigentums- und genossenschaftlichen Wohnungen ist vorgesehen. Im Erdgeschoss soll es gemeinschaftlich nutzbare Räume wie Ateliers, Quartierräume oder kleine Lädeli geben. Aktuell ist es das zweitgrösste Wohnbauprojekt der Region.
Nur: Die geplante Bebauung kommt nicht bei allen gut an. Bei der Planauflage sind acht Einsprachen eingegangen, berichtet der «Berner Oberländer». Vor allem Anwohner aus den umliegenden Quartieren stehen dem Projekt kritisch gegenüber.
«Ich habe künftig keine Sonne mehr»
Zum einen sorgt die vorgesehene Höhe der Gebäude für Furore. Diese ist nämlich auf 17 bis 30 Meter angesetzt. «Ich habe künftig keine Sonne mehr», wird eine Anwohnerin aus einem benachbarten Wohnbau zitiert. Die Gebäude seien zu nah, zu hoch – «als ob ein Berg auf einen runterfällt.»
Die Thuner Stadtplanerin Susanne Szentkuti zeigt sich verständnisvoll. Sie könne nachvollziehen, dass die Höhe der Gebäude nicht allen passe. Selbstverständlich werde aber der minimale Grenzabstand von drei Metern zwischen den Bauten eingehalten. Wahrscheinlich werde der Abstand sogar grösser.
Trotzdem stellt Szentkuti klar: «Die Stadt vertritt die Interessen der gesamten Bevölkerung. Wir haben über das Raumplanungsgesetz einen Auftrag zur Innenentwicklung und damit zur Schonung des umgebenden Kulturlands.» Sprich: Auf Stadtgebiet muss heute dichter gebaut werden, als dies in den 1960er- bis 1980er-Jahren der Fall war. «Wir können es uns schlicht nicht mehr leisten, den Boden nicht effizient zu nutzen», so die Stadtplanerin.
Zu grosse Verkehrsbelastung?
Auch der zusätzliche Verkehr sorgt für Bedenken. Matthias Wyler, Präsident des Vereins Neufeldleist, der zwischen den Einwohnern des betroffenen Stadtteils und den Thuner Stadtbehörden vermittelt, fordert, dass Durchgangsverkehr im umliegenden Quartier vermieden werden müsse. Damit rennt er bei der Stadt offene Türen ein: Sie plant bereits verschiedene Massnahmen, um den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren.
So sind die ÖV-Anbindungen im Quartier gemäss Szentkuti sehr gut. In der Überbauung sind zudem viele Veloabstellplätze und wenig Parkplätze vorgesehen. Für die 600 neuen Wohnungen gibts nur ein halber Parkplatz pro Wohnung. Die Befürchtung, dass das zu wenige sind und Autos deshalb im Quartier abgestellt werden, teilt die Stadtplanerin nicht. Denn: «Die Zielgruppe, die durch die gemeinnützigen Wohnungen angesprochen wird, hat oft kein eigenes Auto.»