Billig-Flüge sollen Nachfrage ankurbeln
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Lockvogel-Angebote:Billig-Flüge sollen Nachfrage ankurbeln

Airlines locken mit Dumping-Tarifen – für 9 Franken nach Dublin, für 47 nach Sizilien
Fliegen ist so billig wie nie

Für neun Franken nach Dublin fliegen? Da kostet unter Umständen das ÖV-Ticket zum Flughafen mehr. Der Preiskampf am Himmel ist nach Corona heftiger entbrannt denn je.
Publiziert: 22.06.2021 um 00:42 Uhr
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Aktualisiert: 22.06.2021 um 19:57 Uhr
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Es ist wieder mehr los am Himmel: Die Flugbewegungen nehmen zu, die Preise fallen.
Foto: imago
Christian Kolbe

Es hat wieder Kondensstreifen am Himmel. Dabei waren sie vor wenigen Monaten noch die Ausnahme. Und mit ihnen ist der Preiskampf in der Luftfahrtbranche wieder voll entbrannt – so als hätte es weder Corona noch eine Abstimmung über das CO2-Gesetz gegeben. Selbst bei Privatjets gibt es Reisepreise, die vor der Corona-Krise so noch niemand gesehen hat!

Unschlagbar günstig sind die Flüge mit Ryanair von Basel nach Dublin, Irland. Wer am Samstag für ein verlängertes Wochenende abfliegt und am Dienstag wieder in Basel landet, zahlt gerade mal neun, wer eine ganze Woche bleibt, 19 Franken.

Basel ist die Billigdestination der Schweiz. Denn nicht nur die grüne Insel ist für wenig Geld erreichbar, nach Palermo auf Sizilien gibts mit Easyjet an ausgewählten Daten den Hin- und Rückflug für 47.26 Franken.

Ein Trauerspiel, das die Kosten nicht deckt

Das sind Preise, die für Andreas Wittmer (47) von der Universität St. Gallen nicht aufgehen: «Das ist ein Trauerspiel, solch tiefe Preise sind nicht kostendeckend.» Wittmer weiss: «Es werden jedoch nur sehr wenige Sitze für solche Preise angeboten.» Für den Aviatikexperten ist denn auch klar: «Es sind nur Lockvogelangebote, um zur Buchung zu animieren.»

Lockvogel – das geht auch ab Zürich: Iberia fliegt für 60 Franken nach Madrid. Oder Genf: Hier bietet die Swiss einen Flug für 69 Franken nach Brindisi in Süditalien an. Allerdings sollten Strandtuch und Badehose ins Handgepäck passen, ein Koffer liegt bei diesem Preis nicht drin.

Interessant: Sowohl Iberia wie auch Swiss sind keine Billigflieger. Für die Swiss ist klar: Jedes Flugticket muss die Fixkosten decken, an einem ruinösen Preiskampf will man sich nicht beteiligen. «Wir gehen davon aus, dass die Preise mittelfristig wieder steigen werden, abhängig davon, wie schnell sich die Nachfrage insgesamt wieder erholt», heisst es auf Anfrage.

Preise als Werbebotschaft

Wäre die Nachfrage schon wieder besser, würden die billigsten Buchungsklassen gar nicht erst angeboten. Viele Leute sind noch skeptisch, warten erst noch etwas ab. «Die Lockvogelpreise haben vor allem ein Ziel: Die Botschaft ‹Fliegen ist billig› soll in den Köpfen verankert werden», ist Aviatikexperte Wittmer überzeugt.

Dieser Verankerung haben verschiedene Länder den Kampf angesagt. Deutschland denkt laut über die Einführung eines Mindestpreises von 50 Euro pro Flugticket nach, Österreich hat im Zuge der Austrian-Airlines-Rettung die Untergrenze bei 40 Euro festgelegt.

Dekadente Preise

«Ein europaweiter Mindestpreis hätte den Vorteil, dass in allen europäischen Ländern die gleiche Schwelle gelten würde», sagt Wittmer.

«Diese tiefen Preise – das ist unglaublich dekadent», sagt auch Grünen-Fraktionspräsidentin Aline Trede (37). «Man hätte auf alle Fälle Auflagen machen sollen, so wie Deutschland, Frankreich oder Österreich. Flüge für ein paar Franken, das ist überhaupt nicht nachhaltig», ergänzt die Berner Nationalrätin. Ihre Lösung: «Es braucht eine Neuauflage der Diskussion über die Flugticketabgabe.»

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