Die Hiobsbotschaften nehmen bei der Credit Suisse (CS) kein Ende. Mieses Resultat, niedriger Aktienkurs, Spekulationen um eine Übernahme, schlechte Performances bei Immobilien-Fonds, Verlust eines Grossaktionär, Verschiebung des Geschäftsberichts, sogar Klimaaktivisten gehen auf die Bank los – das alles belastet das Personal. Das nun vermehrt zur Konkurrenz abwandert.
Praktisch im Wochentakt vermeldet die Konkurrenz Neuzugänge, die von der Credit Suisse kommen, schreibt der «Tages-Anzeiger». Ob diese aktiv abgeworben werden oder von allein wechseln, wird nicht deutlich. Betroffen sind aber sowohl der Schweizer Heimmarkt als auch internationale Geschäftsstellen. Teils verlassen ganze Teams die Credit Suisse, oder auch Bereichsleiter wie zuletzt Anke Bridge Haux, die zur LGT Bank wechselt. Der neue Chef der Schaffhauser Kantonalbank, Alain Schmid, kommt auch von der Credit Suisse.
Die Credit Suisse kontert, dass in den letzten Monaten zahlreichen Positionen neu besetzt wurden, auf allen Stufen. Was dafür spricht, dass die CS immer noch ein attraktiver Arbeitgeber ist.
Potenzieller Abfluss von Kundengeldern
Finanz-Headhunter Klaus Biermann glaubt aber, dass es kriselnde Arbeitgeber schwieriger haben, gute Bewerberinnen und Bewerber anzulocken. Darüber hinaus wollen viele Konkurrenten der CS Fachkräfte abwerben. Diese muss sich mit «Halte-Boni» wehren.
Unter dem Strich geht es darum zu verhindern, dass Berater mit vermögender Kundschaft abspringen. Nicht selten nehmen diese die Vermögen ihrer Kundschaft mit zur neuen Bank. Die Credit Suisse, der allein im vergangenen Jahr 123 Milliarden Franken an Kundengeldern abflossen, muss solches verhindern.
Gegen solche Vorgänge haben sich Banken wie die CS inzwischen aber auch besser abgesichert. Indem die Bedürfnisse vermögender Kunden weniger von Einzelpersonen und mehr von ganzen Teams abgedeckt werden. Diese vollständig aus einem Arbeitsverhältnis herauszulocken, ist fast unmöglich. (rae)