Der Aktienkurs der Credit Suisse will einfach nicht durchstarten – allen Beteuerungen der Geschäftsleitung zum Trotz, dass der Rettungsplan der Grossbank auf Kurs sei. Auch nach dem jüngsten Taucher wegen Gerüchten um eine angebliche Untersuchung der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma gegen Präsident Axel Lehmann (64) bewegt sich die Aktie nur zögerlich weg vom neuen Rekordtief.
Daran ändert auch die Aussagen von David Herro (62) nichts. Der aktivistische Investor von Harris Associates ist daran, den Anteil an der CS immer weiter zu reduzieren – und sieht die Bank als ein Übernahmeziel für die Konkurrenz. «Ich dachte schon vor sechs Monaten, dass die Bank jetzt ein Übernahmekandidat ist», lässt sich Herro in der Wirtschaftszeitung «Finanz und Wirtschaft» zitieren.
Unklare Absichten
Was dafür spricht: der aktuelle Aktienkurs. Was dagegen spricht: ebenfalls der aktuelle Aktienkurs! Zwar sei die Bank beim derzeitigen Aktienkurs ein Schnäppchen, fügt Herro an. Stimmt, so günstig wie in den letzten Tagen war die CS noch nie. Was Herro mit seinen Aussagen bezweckt, bleibt offen. Vielleicht möchte Harris Associates auch noch die letzten drei bis fünf Prozent an der Schweizer Bank veräussern, hofft vielleicht darauf, dass durch die gezielte Streuung von Übernahme-Gerüchten der Kurs wieder anzieht, der Verlust für den Investor so etwas eingedämmt werden kann.
Nur: Die Übernahmefantasien bleiben an der Börse aus, die Aktie dümpelt auch am Freitag vor sich hin. Niemand glaubt ernsthaft an die Übernahme der CS durch eine andere Bank. Auch wenn die Liste der Spekulationen immer länger wird.
Deutsche Bank und Morgan Stanley
Laut einem Bericht der Agentur Bloomberg habe sich die Deutsche Bank bereits im vergangenen Herbst für Teile der angeschlagenen Schweizer Grossbank interessiert. Das deutsche Finanzinstitut soll dabei auch einzelne Geschäfte wie zum Beispiel das Asset Management oder Vermögensverwaltungseinheiten der CS analysiert haben.
In Bankenkreisen wird auch immer wieder Morgan Stanley als möglicher CS-Interessent gehandelt. Die US-amerikanische Investmentbank gehört in der Vermögensverwaltung global zu den stärksten Marktteilnehmern – geschäftet in diesem Feld aber nur in Asien und in den USA. Mit einer Übernahme der CS könnte sie auf einen Schlag auch in Europa Fuss fassen. Pikantes Detail: Morgan Stanley ist vor 13 Jahren aus dem Vermögensverwaltungsgeschäft in Europa ausgestiegen. Die damalige Käuferin: die Credit Suisse.
Klar ist: Wer immer die CS tatsächlich kaufen möchte, halst sich einen grossen Berg Probleme und viel Arbeit auf. Auch wenn der Preis stimmte, so bleibt doch zweifelhaft, ob unterm Strich die Rechnung dann tatsächlich aufgehen wird.